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Februar 2008 Vorarlbergensien

Lorenz Böhler (1885 - 1973)

 

Lorenz Böhler wird am 15.1.1885 in Wolfurt geboren, verbringt dort seine Kindheit und wechselte mit elf Jahren ins Gymnasium nach Brixen. Er absolviert sein Medizinstudium in Wien, promoviert im Herbst 1911 und heiratet 1912 die Südtirolerin Poldi Settari. Kurz nach der Hochzeit übersiedelt das junge Paar nach Tetschen an der Elbe, wo der junge Arzt als Chirurg arbeitet. Nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs wird Böhler als Regimentsarzt einberufen und behandelt bis Kriegsende insgesamt 1214 Knochenbrüche, die er akribisch dokumentiert.
Nach dem Krieg versucht er Krankenkassen und Politiker zu überzeugen, dass durch die Anwendung seiner neuen Behandlungsmethoden die Invalidität der Patienten und damit auch die Kosten der Versicherungen entscheidend gesenkt werden könnten. 1925 wird für Böhler ein von der Unfallversicherungsanstalt finanziertes Spital in der Webergasse in Wien eingerichtet. Zunächst wird er von seinen Fachkollegen argwöhnisch beobachtet und ausgegrenzt, aufgrund der Behandlungserfolge setzt jedoch bald ein Besucherstrom von Unfallchirurgen aus vielen Ländern ein. Ab den 30-er Jahren sind die Behandlungsmethoden Böhlers international anerkannt und 1938 wird ihm die Leitung der Chirurgischen Klinik in Wien angeboten. Während des 2. Weltkriegs übernimmt er ein 400-Betten Lazarett im Wiener Rudolf-Spital. Als er zu Kriegsende in Vorarlberg weilt, wird er Kriegsgefangener und dann vom Oberbefehlshaber der französischen Truppen, General Bethouart, persönlich mit folgenden Worten entlassen: „Wir sind gekommen, um Österreich zu befreien. Sie sind der erste befreite Österreicher.”

1951, anlässlich der 25-Jahrfeier des Unfallkrankenhauses erfüllt sich einer der Wunschträume Böhlers, denn per Gesetz wird der Facharzt für Unfallchirurgie geschaffen. Der erste Facharzt wird sein Sohn Jörg. Die Universität Wien ernennt Lorenz Böhler 1954 zum ordentlichen Professor. Er nimmt am gesellschaftlichen Leben Wiens kaum teil, er hat kein Hobby und betreibt auch keinen Sport, denn er widmet sein Leben zur Gänze der Unfallchirurgie. Lorenz Böhler stirbt sechs Wochen nach dem Tod seiner Frau am 20.1.1973 in dem nach ihm benannten Krankenhaus in Wien.

 

Lorenz Böhler fasst 1928 seine neuartigen Behandlungsmethoden in einer Publikation zusammen, für die er zunächst keinen Verleger findet und die er daher in Horn in Niederösterreich auf eigene Kosten drucken lässt. Verlegt wird das Buch schließlich 1929 bei Maudrich in Wien. In dieser ersten Auflage werden die Erfahrungen von 10.000 Knochenbrüchen und dem Studium von 70.000 Röntgenbildern veröffentlicht.
Bis 1953 erscheinen dreizehn deutsche Auflagen (die letzte Auflage hat 2800 Seiten und 4000 Abbildungen), später folgen fünf englische, vier spanische, zwei französische, zwei russische, zwei italienische, eine polnische, 1953 eine chinesische und 1961 eine ungarische Übersetzung. Das Gesamtwerk wird in den 70-Jahren noch einmal neu gedruckt, doch auch diese Auflage ist schnell vergriffen.

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