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Juni 2009 Sondersammlungen

Apothekerhandschrift des frühen 18. Jahrhunderts
aus Bludenz

 

 

Der Bludenzer Arzt und Apotheker Joseph Bertold hat in dem vorliegenden Manuskript zahlreiche Einzelrezepte in bunter, durch ein Register erschlossener Folge zusammengefasst. Dabei nennt er zeitweise auch seine Quelle, etwa die in ihrer Zeit sehr beliebten Schriften des in Caldern bei Marburg geborenen Arztes Johann Helfrich Jüngken (1648-1726).
Bertold beginnt seine Aufzeichnungen auf der ersten Seite mit einem Absatz zu Apothekergewichten, dem ein Zahlenschlüssel beigefügt ist. Es folgen Beschreibungen der üblichen Pulver, Tinkturen, Balsame, Extrakte und Pillen mit Hinweisen auf ihre Anwendung und Wirkung. Interessant sind mehrere Anleitungen zur Tabakbereitung sowie ein einheimisches Rezept: Jacob Lenz Freymessers zu Vandantz sein thee species.

Die Aufzeichnungen Bertolds bieten einen interessanten Einblick in die ärztliche Versorgung einer Vorarlberger Kleinstadt im frühen 18. Jahrhundert.

Zur Apothekerfamilie Bertold / Partholdt

Die Familie Bertold (auch Bartoldt, Barthold, Berthold, Partold, Partholdt) spielte Ende des 17. und vor allem im 18. Jahrhundert eine ganz wesentliche Rolle in der medizinischen Versorgung der Stadt Bludenz, stellte sie doch jahrzehntelang neben dem Apotheker der Stadt auch den Wundarzt, und dies meist in Personalunion.

Der Verfasser der vorliegenden Rezeptsammlung, Joseph Bertold, dürfte die damals einzige Apotheke in Bludenz um 1684, dem Todesjahr des ältesten nachgewiesenen Besitzers, Johann Baptist Salomon von Salomonsegg, erworben haben. 1733 wehrte er sich erfolgreich gegen den im Dezember 1731 angestellten Stadtarzt
Dr. Jakob Mathias Zürcher, der neben der ärztlichen Betreuung der Stadt und des Umlandes auch Medikamente verkaufte. Als Mitglied des Rates gelang es Bertold, sich gegen den unliebsamen und zudem aufgrund der universitären Ausbildung höher qualifizierten Zürcher durchzusetzen.
Im November 1734 übergab Bertold die Apotheke an seinen Sohn Franz Lorenz (1713-1774), der gleichzeitig auch als Wundarzt tätig war. Die Familie unterhielt ein eigenes Labor, in dem Medikamente hergestellt wurden. Bei einer Inspektion der Räumlichkeiten durch die Abgeordneten des Rates im Jahre 1740 wurde von diesen nicht nur die vom Labor ausgehende Feuergefahr beanstandet;

„ybrigens seye ihnen die sach sehr suspect und verdächtig, obe nit verbottene alchymie getriben werde.”
Von einer Bestätigung dieses Verdachtes ist allerdings nichts bekannt.
1767 folgte auf Franz Lorenz dessen Sohn Johann Josef, der im Jahr zuvor an der philosophischen Fakultät in Straßburg studiert hatte. Wenige Jahre später setzte er sein Studium in Freiburg im Breisgau fort und wurde 1774 approbiert.
Johann Josef Bartoldt war damit der erste Bludenzer Apotheker mit Universitätsabschluss.

Manual
worinnen einige in einer apothecken gebrauchiche und gantz compendios notierte sachen zu finden sind und gehört mir Joseph Bertold Apothegger und Wundarzt in der löblichen Statt Bludentz im Jahr 1729.

 

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