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Dezember 2009 / Jänner 2010 Sondersammlungen

Reichenauer Perikopenbuch

 

 

Kaum eine Epoche in der Geschichte der Buchmalerei hat so eindrucksvolle und prächtige Handschriften hervorgebracht wie das Zeitalter der Ottonen (9. bis 11. Jh.). Eines jener Skriptorien, in denen die besten Buchmaler ihrer Zeit mit eindrucksvoller Kunstfertigkeit Codices von unvergänglicher Schönheit geschaffen haben, befand sich im Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau im Bodensee.

Zu den eindrucksvollsten und schönsten Handschriften aus dieser Schreibwerkstatt zählt das so genannte Reichenauer Perikopenbuch, das heute in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt wird. Es ist vor rund 1000 Jahren entstanden. Auftraggeber und Bestimmungsort sind aufgrund fehlender Quellen nicht mit Sicherheit zu nennen, möglicherweise ist es gar vom deutschen Kaiser Heinrich II. (1002-1024) selbst in Auftrag gegeben worden.
Beim Reichenauer Perikopenbuch handelt es sich eigentlich um ein in karolingischer Minuskel geschriebenes Evangelistar: Die 109 Lesungen (Perikopen), die die Handschrift enthält, stammen ausschließlich aus den vier Evangelien des Neuen Testament und sind in der Lesefolge des Kirchenjahres angeordnet.

 

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek  (Cod. Guelf. 84.5 Aug 2°) Frühes 11. Jh., Reichenau, 28 x 18,5 cm Faksimile

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek (Cod. Guelf. 84.5 Aug 2°) Frühes 11. Jh., Reichenau, 28 x 18,5 cm Faksimile

Ausgewählte Hochfeste wurden mit ganzseitigen Miniaturen illustriert, die mit Deckfarben auf Goldgründen ausgeführt sind und bis heute nichts von ihrer ursprünglichen Strahlkraft eingebüßt haben. Der Bilderzyklus beginnt mit der Darstellung der Geburt Christi und endet mit der Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel, ein Bildthema, das erst kurz vor der Entstehung dieser Handschrift in der westlichen Welt erstmals nachzuweisen ist.
Weiters enthält die Handschrift mehrere ganzseitige Zierseiten, deren große, ornamental gestaltete Initialen ausgewählte Lesungen einleiten. Die prächtigen Farben der Zierelemente, darunter viel „kaiserlicher Purpur” und feinste Goldranken, bezeugen den hohen Anspruch der Handschrift ebenso wie der großzügige Textspiegel und die zahlreichen goldenen Textinitialen.
Ikonographisch und künstlerisch ist das Reichenauer Perikopenbuch einzigartig in der gesamten deutschen Buchmalerei des Mittelalters.

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