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November/Dezember 2013 Sondersammlungen

Johannes Bernhardi - ein Humanist aus Vorarlberg

 

 

Johannes Bernhardi (Beiname Velcurio bzw. Veldkirch, Pseudonym Hans Walser zum Roten Brunnen), wurde um 1490 in Schlins geboren und war der jüngere Bruder des Bartholomäus Bernhardi (1487-1551). Dieser gehört bekanntlich zu den ersten Priestern des Protestantismus, die geheiratet haben. Während Bartholomäus als Reformator, als erfolgreicher Prediger und Theologe der Praxis hervortrat, war Johannes demgegenüber mehr der Humanist, der stille Gelehrte und Theoretiker.

Johannes folgte im Sommersemester 1512 seinem Bruder an die Universität Wittenberg, wo er am 19. März 1515 das Bakkalaureat der freien Künste erlangte und am 14. Februar 1519 sein Studium mit der Promotion zum Magister artium abschloss. Am 23. Juni 1520 wurde er unter seinem Landsmann Johannes Döltsch (1485-1523) in das Kollegium der Artistenfakultät (Artes liberales – die sieben freien Künste) aufgenommen und noch im selben Jahr erhielt er die Professur für Rhetorik und Physik. 1530 war er Rektor der Universität Wittenberg. Johannes Bernhardi verstarb im Alter von 44 Jahren 1534 in Wittenberg.

 

Bernhardis Confutatio
Als der Franziskanermönch Augustin von Alveldt, einer der frühesten und aggressivsten Gegner Martin Luthers und der Reformation, im Frühjahr 1520 einen Text veröffentlichte, in dem er jeden zum Ketzer erklärte, der das göttliche Recht des Papsttums nicht akzeptiere, ließ Luther unter anderem Johannes Bernhardi mit der vorliegenden Verteidigungsschrift antworten. Darin kritisierte Bernhardi diverse Deutungen und Bibelauslegungen von Alveldts, „wobei er bereits einige wesentliche Grundüberzeugungen der Wittenberger Theologie gegenüber Alveldt geltend machte”.

Bekannt ist Johannes Bernhardi aber eher durch einen Kommentar, den er zu einem der wichtigsten Werke des Erasmus von Rotterdam geschrieben hat. Erasmus‘ Schrift De duplici copia verborum ac rerum commentarii duo war ein überaus gefragtes „Lehrbuch zur Schulung des Gedächtnisses und zur Bildung eines sachgerechten Stils”, das bereits zu Lebzeiten des Erasmus 60 Auflagen erreichte. Auf mindestens elf Auflagen – auf über 80 Jahre verteilt – brachte es Bernhardis Kommentar, der aus Vorlesungen besteht, die er auf Basis des Rhetorik-Lehrbuches in Wittenberg gehalten hatte.

 

 

Bernhardi, Johannes:
Confvtatio inepti & impii Libelli F. August. Alveld. Franciscani Lipsici, pro D. M. Luthero.
Wittenberg, Melchior Lotter d. J., 1520.
4°; 14 nn. Bll. (das letzte leer); Titelbordüre (Holzschnitt); Pappband mit Fragment eines Frühdruckes.
(VD 16, B 2037)

 

 

Bernhardi, Johannes:
Confvtatio inepti & impii Libelli F. August. Alveld. Franciscani Lipsici, pro D. M. Luthero.
Wittenberg, Melchior Lotter d. J., 1520.
4°; 10 nn. Bll.; Titelbordüre (Holzschnitt); Pergamentband aus späterer Zeit.
(VD 16, B 2036)

 

Von der Confutatio sind zwei Ausgaben bekannt, beide wurden 1520 von Melchior Lotter dem Jüngeren in Wittenberg gedruckt, allerdings mit

  • unterschiedlichem Titelholzschnitt,
  • unterschiedlicher Schmuckinitiale und
  • unterschiedlichen Schrifttypen.
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