Es liest, singt und spielt Alfred Baumgartner - Einführung und Moderation: Dr. Ulrike Längle
17.01.2013
Donnerstag
17. Jänner 2013,
20:00 Uhr
Gasthaus Taube Alberschwende
Eintritt frei!
Franz-Michael-Felder-Archiv und Franz-Michael-Felder-Verein
Foto: Raabe-Haus Eschershausen
Wilhelm Raabe (1831-1910), norddeutscher Zeitgenosse von Franz Michael Felder, berühmter Schriftsteller des deutschen Realismus und scharfer Zeitkritiker, schildert in seiner historischen Erzählung „Der Marsch nach Hause” (1870) die Geschichte zweier schwedischer Soldaten im 30jährigen Krieg: Einer davon, Sven Knudson Knäckabröd, wird in der Schlacht an der Roten Egg Kriegsgefangener der Taubenwirtin Fortunata Madlener in Alberschwende; nach 26 Jahren bricht er wieder nach Norden auf.
Alfred Baumgartner hat den Text auf drei CDs eingelesen und stellt das Werk mit Musikuntermalung in der „Taube”, an einem der Schauplätze des Geschehens, vor.
Alfred Baumgartner, geb. 1946, aufgewachsen am bayerischen Bodensee, 33 Jahre Sonderschullehrer in Mannheim, Schauspielausbildung in Heidelberg. Vielseitiger Musiker, erster großer Bühnenauftritt im Folk-Club Heidelberg 1975.
Fotos: Ulrike Längle und Roger Dempfle
Bei heftigem Schneegestöber und riskanten Straßenverhältnissen versammelten sich im stimmungsvollen Olga-Saal im Gasthaus „Taube” in Alberschwende ungefähr zwanzig Unerschrockene, um an einem der Originalschauplätze der Präsentation des Hörbuchs „Wilhelm Raabe: ‚Der Marsch nach Hause’” beizuwohnen. Raabe hat diese Erzählung während eines Sommeraufenthaltes in Bregenz und Lindau im Juli und August 1869 konzipiert (leider schon nach dem Tod von Franz Michael Felder, sonst hätten die beiden sich vielleicht treffen können) und 1870 vollendet. Informationen über die Kämpfe mit den Schweden im 30jährigen Krieg, auch über die sagenhafte und historisch nicht belegte Schlacht an der „Roten Egg”, bei der die Bregenzerwälderinnen in ihren weißen Juppen die Schweden niedermachten, erhielt er aus einem Bericht im Vorarlberger Volkskalender von 1852: „Die Schweden in und um Bregenz und ihre Aufreibung durch die mannhaften Weiber des Bregenzer Waldes”. In seiner Erzählung schnappt sich die verwitwete Taubenwirtin Fortunata Madlener den schwedischen Korporal Sven Knudson Knäckabröd, der mit General Wrangel über Lindau und Bregenz in den Bregenzerwald gekommen ist, als Kriegsgefangenen und stellt ihn in Haus und Vorsäß als Mädchen für alles und Hirte an, bis Knäckabröd wieder nach Norden aufbricht (der Rest wird nicht verraten). Am 26. Juli 1869 ist Raabe selbst in der „Taube” eingekehrt, wie sein Tagebuch vermerkt, allerdings im alten Gasthaus, das um 1900 durch einen Neubau ersetzt wurde. Trotzdem schwebte vielleicht sein Geist noch durch den Raum….
Alfred Baumgartner hat diese Geschichte um Krieg, Heimat und starke Frauen in Georgie Nußbaumers Tonstudio in Alberschwende eingelesen. Er stimmte mit einem Kriegslied aus dem 30jährigen Krieg, zu dem er sich auf der Laute begleitete, in die Zeit ein und trug den Text ungemein lebendig vor, indem er die einzelnen Figuren durch individuelle Sprachfärbungen unterschied. Auch wer die Geschichte schon kannte, wurde durch seinen Vortrag in Bann geschlagen. Zwei Tanzweisen von Michael Prätorius – nun zur Laute gepfiffen – rundeten den eindrucksvollen Abend ab.