Einführung und Moderation: Dr. Ulrike Längle
10.12.2013
Dienstag
10. Dezember 2013,
20:00 Uhr
Montafoner Heimatmuseum Schruns
Eintritt frei!
Franz-Michael-Felder-Archiv und Montafoner Heimatmuseum
Foto: Karlheinz Ströhle
Ein Attentat der italienischen Widerstandsbewegung auf eine Südtiroler Polizeibrigade in Rom 1944 ist Ausgangspunkt der Handlung dieses 2011 erschienenen Romans. Auf drei Zeitebenen – im Faschismus, in den Siebzigern und nach der Jahrtausendwende – erzählt Sabine Gruber die Schicksale von drei Frauen aus dem fiktiven Ort Stillbach in Südtirol, die in die Wirren der italienisch-südtirolerisch-deutschen Politik gezogen werden.
„Grosse Politik und persönliche Befreiung, nationales Ressentiment und Liebe, Erinnerung und Vergessen – Sabine Gruber hat einen souverän komponierten Roman geschrieben, in dem sie den Lügen der Propaganda hier wie dort nicht nur die penibel recherchierten Fakten, sondern auch die Wahrheit der Fiktion entgegensetzt”. Karl Markus Gauss, NZZ, 12. 10. 2011
Sabine Gruber geb. 1963 in Meran, Studium in Innsbruck und Wien, lebt in Wien. Werke: zuletzt „Über Nacht”, „Aushäusige”. Reinhard-Priessnitz-Preis, Anton-Wildgans-Preis, Robert-Musil-Stipendium u. a.
Die Lesung von Sabine Gruber aus ihrem Roman „Stillbach oder Die Sehnsucht” stieß auf ungewöhnlich großes Interesse. Die Autorin stellte die verschiedenen historischen Ebenen des Romans vor: das bettelarme Südtirol und das faschistische Rom in den späten dreißiger und vierziger Jahren; Italien 1978, als der ehemalige Partisan Sandro Pertini Präsident wurde und die Gegenwartsebene um 2010, als z. B. der berüchtigte SS-Offizier Erich Priebke noch unbehelligt in Rom unter lax gehandhabtem Hausarrest lebte. In den von Gruber vorgelesenen Kapiteln wurde deutlich, mit welcher Meisterschaft sie die historische Ebene mit den privaten Schicksalen verknüpft hat. Im Gespräch erfuhr man, dass das Buch auf der Basis inzwischen vorliegender historischer Arbeiten geschrieben wurde, dass aber auch einige Erinnerungen an Grubers Großmutter eingeflossen sind, die wie andere Frauen in Holzschuhen und mit Zöpfen zur Arbeit in die Stadt aufgebrochen ist. Am zweiten Lesungsabend in Schruns in kleinerem Kreis wurde auch noch intensiv über Hemingway diskutiert.