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25 Jahre Reportagen aus der Mitte der Welt

Datum

03.09.2015 Donnerstag
03. September 2015,
19:30 Uhr

Ort

Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek

Eintritt frei!

Veranstalter

Verlag Bibliothek der Provinz und Vorarlberger Landesbibliothek

Szenisch-musikalischer Leseabend
mit den AutorInnen Monika Helfer, Ingrid Maria Kloser, Michael Köhlmeier,  Astrid Walenta…
dem Verleger Richard Pils
und John Megill (fm4) mit Stimme und Gitarre

 

…In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat eine gewisse räumliche Umorientierung in den weichen Wissenschaften stattgefunden. Es gibt in der Literatur aber auch in den Kulturwissenschaften so etwas wie eine neue oder auch alte Wertschätzung für das Periphere und Randständige. Zweifelsohne mag das Waldviertel aus einer ganz bestimmten „Zentralperspektive” als peripher erscheinen. So wie ein Bundesland in Indien oder eine Grenzregion zwischen Argentinien und Chile. Es ließen sich nun auch geographische, mediale, bevölkerungsstatistische, politische und ökonomische Gründe dafür anführen. Und doch ist die Provinz, die dieser engagierte Verlag als Adelsprädikat in sich trägt, eine Provinz des Menschen (Elias Canetti), ein Ort einer ganz spezifischen Beobachtung und Erfahrung. Vielleicht auch ein Zufluchtsort, weil es in den heutigen ökonomischen, kulturellen und politischen Zentren dieser Welt von allem viel zu viel gibt und keine Konzentration, keine Einstimmung auch das Wichtige, das mit der Mitte verbunden ist, mehr möglich scheint, sondern nur mehr Zerstreuung, Dispersion.  Womöglich hat das dazu geführt, dass sich Menschen aus den Zentren in Peripherien wie das Waldviertel begeben haben. Deshalb wurde vor 25 Jahren dieser Verlag in Weitra gegründet…
Er war in die Mitte der Welt geraten, heißt es in Musils großem Roman einmal. Aber damit ist kein Besuch (in) einer der großen Metropolen der Welt gemeint. Ulrich befindet sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Paris, New York oder London, sondern durchaus an einem peripheren Garnisonsort der Donaumonarchie. Es ist eine Liebgeschichte und ihre Mitte bildet die Frau eines Majors. Oder besser: die Liebe selbst.  Weil alles Räumliche als Metapher für ganz anderes, nicht visuell Sichtbares steht, so meint die „Mitte der Welt” hier ein erotisch-mystisches Erlebnis, einen anderen Zustand, in der Welt zu sein, nämlich überwältigt zu sein von der Liebe. Alle Mystik hat mit der paradoxen Umkehrung von Peripherie und Zentrum zu tun. In der Liebe steht immer schon das Geliebte, er und/oder sie, im Mittelpunkt. Demgegenüber kann das, was laut vorgibt, das Wichtigste zu sein, und dem die herausgehobene Position der Mitte zu gebühren scheint, völlig nebensächlich werden…
Wolfgang Müller-Funk

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