14.10.2015
Mittwoch
14. Oktober 2015,
20:00 Uhr
Foyer des Theaters am Kornmarkt
Eintritt frei!
Franz-Michael-Felder-Archiv
„Die Autorin Felicitas Andresen, in Hemmenhofen auf der Höri geboren, in Gaienhofen lebend, hat einen Job […] im ebenfalls in Gaienhofen gelegenen Hermann-Hesse-Museum, der Kultstätte der Hesseverehrung am Bodensee, bekommen. Was sie hier biografisch wie literarisch erlebt, wird zum Inhalt eines spritzig und nuancenreich geschriebenen Romans […]
Mit Humor und Ironie, untermalt mit einer farbigen Kulisse von Land und Leuten, wird der Leser durch die Historie wie durch die Gegenwart gelotst. Werke Hesses, etwa ‚Peter Camenzind’, werden zu Bezugspunkten zeitgenössischen und gegenwärtigen Verständnisses seines Schaffens. Mit Witz und Akribie filtert die Autorin aus der Menge der im Museum versammelten literarischen und bildnerischen Details Horizonte des Lebens und Schaffens von Hesse heraus, seine persönlichen Zustände, die Verbindungen mit seinen drei Ehefrauen ebenso wie mit literarischen Größen seiner Zeit.” Walter Neumann, „Sex mit Hesse?”. In: Südkurier, 25. Juni 2015
Felicitas Andresen: Schauspielerin, Sozialpädagogin und Soziologin, Hermann-Hesse-Museumsbetreuerin. Zuletzt erschien von ihr der Roman „Fichte im Bett”, der für seine Sprachmächtigkeit und seinen Witz gehörig gelobt wurde.
Foto: privat
Schon lange war bei einer Lesung nicht mehr soviel gelacht worden wie an dem Abend mit Felicitas Andresen und ihrem neuen Buch „Sex mit Hermann Hesse”. Die Autorin, ausgebildete Schauspielerin und exzellente Vorleserin, brachte den hintergründigen Humor ihres Textes optimal über die Rampe. Hesse musste Federn lassen, sein widersprüchlicher Charakter zwischen gesundheitsbewusstem Leben mit von seiner Frau zubereitetem Brennesselpudding und dem Hang zum Selbstmord, zwischen der Scheu vor Öffentlichkeit und den Fotos, die ihn nackt beim Klettern zeigen, kam ebenso ins Visier wie die fast religiöse Anbetung, mit der manche Hesse-Jüngerinnen ihr Idol verehren. Und auch der Alltag einer „Aufsichtsbeauftragten” zwischen Vitrinenputzen, Publikumsbetreuung und der Horrorvision einer abends versehentlich eingesperrten Besucherin wurde sichtbar. Am Schluss brach Andresen noch eine Lanze für die heute fast vergessene Schriftstellerin Annette Kolb, deren Werke zu ihren Lebzeiten in einem Atemzug mit Thomas Mann und Hermann Hesse genannt wurden. Im Gespräch erfuhr man z. B., dass der Titel nicht auf einem Verkaufskalkül des Verlages beruht, sondern der Autorin fast von Anfang an vorschwebte.