Einführung und Moderation: Dr. Ulrike Längle
26.01.2015
Montag
26. Jänner 2015,
20:00 Uhr
Foyer des Theaters am Kornmarkt
Eintritt frei!
Franz-Michael-Felder-Archiv
„Lukas Bärfuss ist der aufregendste Autor der Schweiz.” Richard Kämmerlings, Die Welt
Der bekannte Schweizer Autor und Dramaturg Lukas Bärfuss ist dem Bregenzer Publikum durch die Aufführung seines Theaterstücks „Öl” 2010 bei den Bregenzer Festspielen als Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin bekannt.
In seinem 2014 bei Wallstein in Göttingen erschienenen Roman „Koala” umkreist er das Schicksal seines Bruders:
Ein ganz gewöhnlicher Mensch, sein ganz gewöhnliches Leben und sein ganz gewöhnliches Ende. Aber nichts an dieser Geschichte will uns gewöhnlich scheinen. Denn das erzählte Ende ist ein Suizid. Auch wenn die Statistik sagt, dass für die Menschen zwischen zwanzig und vierzig Jahren Suizid die zweithäufigste Todesursache überhaupt ist, hilft das niemandem in seinem individuellen Schicksal. Die Fragen, die sich unweigerlich stellen, finden nicht zu Antworten, die denen, die zurückbleiben, wirklich Trost spenden.
Bärfuss spürt dem Schicksal des Bruders nach, über das er zunächst wenig weiß. Und er begegnet einem großen Schweigen. Das Thema scheint von einem großen Tabu umstellt. Und von einem Geheimnis. Warum nannten seine Freunde ihn Koala? Wie kam er zu diesem Namen? Und hat vielleicht der Name gar das Schicksal des Bruders mitbestimmt; wird ein Mensch seinem Namen ähnlich? Die Geschichte der Tierart in Australien, die heute vor der Ausrottung steht, gerät in den Blick des Autors, und so ist das Buch auch eine Natur-Geschichte über den Umgang des Menschen mit dem anderen Menschen, mit dem Tier, mit Gewalt überhaupt.
Lukas Bärfuss hat einen gedanklich weit ausgreifenden Roman geschrieben, der über die Frage, warum jemand willentlich den Tod gesucht hat, zu einer anderen vordringt: Welche Gründe gibt es, sich für das Leben zu entscheiden?
Ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2014, dem Solothurner Literaturpreis 2014, dem Thuner Kulturpreis 2014, nominiert für den Deutschen Buchpreis 2014, Shortlist Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2014, SWR-Bestenliste April 2014.
Copyright Frederic Meyer
Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren und lebt als Schriftsteller in Zürich. Er schreibt Romane („Hundert Tage”, 2008, „Koala”, 2014) und vor allem Theaterstücke (u.a. „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern”, „Der Bus”, „Die Probe”, „Öl”), die in Basel, Bochum, am Thalia Theater Hamburg, den Münchner Kammerspielen und am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurden und weltweit gespielt werden. Von 2009-13 war er außerdem als Dramaturg und Autor am Schauspielhaus Zürich tätig. Hier entstanden seine Stücke „Malaga” (2010) und „Zwanzigtausend Seiten” (2012). Seine Werke wurden unter anderem mit dem Mülheimer Dramatikerpreis (2005), dem Berliner Literaturpreis (2013) und zuletzt dem Schweizer Buchpreis 2014 ausgezeichnet.
Gefördert durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
Das heftige Schneetreiben am Montag Abend ließ schon befürchten, daß sich niemand mehr aus dem Haus wagen würde, aber die Sorge war unbegründet. Ungefähr 50 Literaturinteressierte fanden den Weg ins Theaterfoyer und wurden mit einem großartigen Abend belohnt. Lukas Bärfuss ist nicht nur ein fantastischer Vorleser, der einen in die Geschichte seines Bruders mit dem Pfadfindernamen „Koala” unwiderstehlich hineinzog, er bewies auch im anschließenden Gespräch mit seinen durchdachten, philosophisch fundierten und oft auch originellen Antworten Klasse.