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LYRIK MAL DREI: Jochen Kelter (geb. 1946) Veranstalter: Franz-Michael-Felder-Archiv

Reihe „Schwerpunkt: Bodensee”

Datum

20.01.2016 Mittwoch
20. Jänner 2016,
20:00 Uhr

Ort

Foyer des Theaters am Kornmarkt, Bregenz

Eintritt frei!

Veranstalter

Franz-Michael-Felder-Archiv

„wir sind die Welt keiner soll über uns/ sein niemand ohne Einlass bleiben”, heißt es in dem Gedicht „Die Möwen von Sultanahmet”, das Jochen Kelters neuem Gedichtband den Titel gegeben hat. Die siebzig Gedichte des Bandes sind unter zehn Titeln versammelt, wie „Arabischer Frühling”, „Die Zeit hinabgeschwommen” oder „Wenn das Licht erlischt, erlischt die Welt”. Kelter stellt Fragen nach der Vergänglichkeit, nach dem, was bleibt. Viele Gedichte sind aber auch vom Zeitgeschehen inspiriert, von Krieg, Gewalt und Globalisierung.  
„Was Jochen Kelter bei dieser scharfen Weltlage-Beobachtung gelingt: Er schreibt niemals plakativ dagegen an, sondern verwebt die Beobachtungen einer schwierigen Welt immer mit den feinen, tröstlichen Tönen des Dennoch.”, so Martin Preisser in seiner Rezension im „Tagblatt” vom 2. Oktober 2015.


Foto: Urs O. Keller ProLitteris UOK

Foto: Urs O. Keller ProLitteris UOK

Der Lyriker, Essayist, Übersetzer und langjährige Präsident des „European Writers’ Council”, Jochen Kelter, geboren 1946 in Köln, lebt in Ermatingen (CH) am Untersee. Er hat Literatur- und Sprachwissenschaft in Köln, Aix-en-Provence und Konstanz studiert, debütierte 1978 mit dem Gedichtband „Zwischentöne” und hat seither gegen dreißig Lyrik-, Prosa- und Essaybände publiziert, zuletzt „Hier nicht wo alles herrscht. Gedichte” (2014) und „Der Sprung aus dem Kopf. Essays und Texte 1981 – 2011” (2012). Der Vorlass von Jochen Kelter befindet sich im Franz-Michael-Felder-Archiv.

 

Gefördert von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia

Bilder und Nachlese

Ein kleines Trüppchen Lyrikbegeisterter fand sich an diesem düsteren Winterabend im Theaterfoyer ein, um dem Lyriker Jochen Kelter zuzuhören. Die Dekorationswand im Theater war auf die Seite mit der grauen Weltkugel gedreht, vor der Kelter aus seinen beiden letzten Gedichtbänden „Hier nicht wo alles herrscht” und „Die Möwen von Sultanahmet” las. Der Titel des letzten Gedichtbandes hat durch die kürzlich stattgefundenen Attentate auf dem Platz vor der Sultanahmet-Moschee in Istanbul traurige Aktualität erhalten. Bei Kelter ist es noch ein Platz des Friedens und der Kultur in einer Großstadt mit aufgeschlossener Bevölkerung. Kelter beherrscht die Kunst des Vorlesens mit Meisterschaft, seine nachdenklichen Gedichte, in denen hinter aller Schönheit meist die blutige Spur der Geschichte hervorblitzt, beeindruckten. Und sogar den Archivaren hat er ein paar Zeilen gewidmet:
„All die Briefe wieder gelesen
all diese ferne Pein
der ganze verwehte Jubel
jetzt sind sie das abgelegte Leben
wandern ins Archiv
kein Sterblicher mit lebendigem
Blut in den Adern
interessiert sich für den hohen
Puls hinter der alten Tinte
dem vergilbenden Tastenschlag
nur die Archivare
Hüter der zerbröselnden Ewigkeit
 […]”
(„Über alten Papieren”, in: Die Möwen von Sultanahmet, S. 76)

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