NEUE SUCHEINDEXSUCHEEMPFEHLUNGENFACHGEBIETEFERNLEIHEHILFE
/

VLB BLOG - September 2013

„In einem Meer Ichfremder Augenblicke drohe ICH unterzugehen.”

30. September 2013 von Wolfgang Köhle

 

Wem diese Erfahrung nicht fremd ist und mehr darüber zu lesen wünscht, lese bitte, bitte, unbedingt Wilhelm Genazino

Hier eine kleine, nicht ultimative Frageschule der kleinen ICH-Dekonstruktion:

Schwindelt jeder, der Ich sagt?
Wie groß ist der Schritt vom kleinen Ich zum großen Selbst?
Bin ich nicht, wenn ich nicht konsumiere?
Bin ich der, den ich verkörpere?
Kann ich mehrere sein?

Artur Rimbaud, der mit Flügeln besohlte, hat seine Antwort gefunden:
„Denn ICH ist ein anderer. Wenn Kupfer als Trompete erwacht, ist es nicht seine Schuld.”

Wie ich gerade vernommen habe, ist das erste Wort, das Erstklässler Matteo schreiben lernt, nicht Papa oder Mama, nein es ist das Wort ICH.
Sicherlich auch erschöpfend haben sich die Philosophen am 17. Philosophicum in Lech beim heurigen Thema „ICH. Der Einzelne in seinen Netzen” ichfähige Fragen nicht nur gestellt, sondern auch beantwortet. Ob es gelungen ist, kann in der VLB nachgelesen, nachgehört, oder nachgesehen werden.

Meine liebe Tochter Sophia, Schülerin der 8d des Bundesgymnasium Blumenstraße in Bregenz, hat vor Ort eigene Erfahrungen gesammelt und meint: „Ich (oder wer auch immer) muss sagen, dass die Möglichkeit als Schüler (und zweifelsohne nicht nur als Schüler) auf das Philosophicum zu gehen eine außergewöhnlich Gelegenheit ist, die man weiter unterstützen sollte. Schade, dass es nicht mehrere solcher Veranstaltungen gibt.”
Auch ein schönes Zitat von Ödön von Horváth hat sie mitgebracht:
„Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.”

Me, myself and I, whatever: ICH, der ich bin, grüße jedenfalls fröhlich den, der ich sein könnte.

Verstimmung

27. September 2013 von Wolfgang Köhle

 

Besonders in Zeiten des Stimmenfangs gilt: Es ist alles schon gesagt, nur nicht von jedem.
Da ich als Stimmvieh gerade Stimmungsschwankungen verspüre, stelle ich die berühmte Stimmen-Dilemma-Frage:
Stimmt es, dass wenn der selbstbestimmte Stimmbürger seine Stimme abgibt, sie verloren hat, bevor er sie noch erhoben hat?
Obzwar die Stimme der Vernunft leise ist, schreiten wir zur Wahl, obwohl wir keine haben, außer der Wahl des kleineren Übels, vielleicht. Kein Grund sich seiner Stimme zu enthalten!

Schule, Familie, Gesundheit, Finanzmärkte, Steuern reformieren, jeder von uns weiß, wie Missstände und Ungerechtigkeiten zu beseitigen wären. In Reformen ohne Tabu: 95 Thesen für Österreich erfahren wir konkrete Reformimpulse von 22 Persönlichkeiten.

Dieses Stimmengewirr ist kein Grund zur Verstimmung, denn Stimmungsmacher Otto von Bismarck verspricht stimmig:
„Nie wird so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd”

Molden Verlag <a href="http://www.reformenohnetabu.at/">www.reformenohnetabu.at</a>

Molden Verlag <a href="http://www.reformenohnetabu.at/">www.reformenohnetabu.at</a>

Demokratie heißt nicht, grenzenloses Vertrauen in die Bürger zu haben, oder umgekehrt?

Informations-Inkompetenz-Kompensations-Kompetenz

26. September 2013 von Wolfgang Köhle

 

Im Workshop „Vorwissenschaftliches Arbeiten” lernen eintausend 16 bis 18jährige Schüler aus 50 Klassen die VLB kennen. Der Schlüssel in unserer Über-Informationsgesellschaft in Schule, Studium oder Beruf erfolgreich zu sein lautet Informationskompetenz, also der Fähigkeiten, sich methodisch und kritisch zu informieren und der Informationsflut Herr zu werden: Wo, wenn nicht in einer Bibliothek kann man diese Kompetenz erwerben?
Wissen generieren indem man Informationen In-Form-bringt:

  • Themenfindung, Informationsbedarf erkennen und benennen
  • finden relevanter Information, diese
  • bewerten, beschaffen und
  • effektiv nutzen

 

Ein paar Beispiele von über eintausend maturarelevanter Forschungsfragen:

„Deserteure aus Vorarlberg”

„Ernährung in der DDR”

„Demokratie im Peloponnesischen Krieg”

„Umweltzerstörung in der Antike”

„Kunst und Illusion”

„Geplante Obsoleszenz – Sollbruchstellen”

„Frauenherrschaft (Weiberherrschaft) im Osmanischen Reich”, …

 

Mit meiner ersten Klasse, der 7c vom BG-Dornbirn, war es eine Freude, offene, wissensdurstige junge Menschen kennenzulernen und gemeinsam festzustellen: „Lernen ist Erfahrung, alles andere ist Information”.

 

manche kommen
     aus dem staunen
nicht heraus
manche nie hinein

elfried gerstl

Was macht der Fisch in meinem Ohr?

25. September 2013 von Wolfgang Köhle

 

Mein erster Gedanke heute Morgen an der Schwelle des Erwachens als im Radio eine spanischsprachige Stimme ertönt und sich in mein Nebenbewusstsein einschleicht: „Auch Spanisch kann ich nicht”. Etwas munterer im Büro angelangt, erregt ein Buch meine Aufmerksamkeit, um mir meine Fremdsprachenschwäche im Wachzustand in quälende Erinnerung zu rufen: Was macht der Fisch in meinem Ohr? Sprache, Übersetzen und die Bedeutung von allem
Der Übersetzer und Literaturwissenschaftler David Bellos hat ein espritvolles Buch über das Dolmetschen und Übersetzen geschrieben. Übersetzt im Übrigen von Silvia Morawetz.

 

Keiner fremden Sprache richtig mächtig, wäre meine Zeit die der alten Griechen gewesen, sie ignorierten alles was nicht griechisch war, ebenso wie die US-Amerikaner seit jeher. Auch die Genesis berichtet, dass vor dem Babelschen Turmbau „alle Welt einerlei Zunge und Sprache” hatte. Einheitssprachenunabhängig hat auch davor gegolten: Alles Reden ist Übersetzen, genauer: Leben ist übersetzen! Und dennoch bleibt: das Wesentliche ist unsagbar.
Mehr über quasi dasselbe, nur mit anderen Worten hier

Eichborn Verlag

Eichborn Verlag

UNRUHE BEWAHREN

23. September 2013 von Wolfgang Köhle

 

Unruhe UND Bewahren?
Mut zur Vorsicht UND Leidenschaft für Bewegung?
Klingt wie ein Oxymoron, aber für uns Bibliothekare sind Widersprüche tägliches Geschäft, schließlich ist jeder Satz, jedes Buch, so sich nicht selbst widerspricht unvollständig.
Bibliotheken stellen Gesamtzusammenhänge her, wir entdecken und schaffen dabei ständig neue Widersprüche. Wir widersprechen (uns), also sind wir, ebenso lebendig wie belebt.
Ist es nicht ein Gebot der Redlichkeit, sich selbst zu widersprechen?

Das Motto UNRUHE BEWAHREN ist entlehnt aus der im Residenz Verlag erschienenen gleichnamigen Reihe, die Antworten sucht auf eine Gegenwartstendenz, die immer ungemütlicher wird. „Dem Fortschritt der Moderne wohnt eine Verschleißunruhe inne, während die Vergangenheit zunehmend entwertet und die Zukunft ihrer Substanz beraubt wird ...”
Wir BEWAHREN alle sehr empfehlenswerten Titel dieser Reihe für Sie auf.

Residenz Verlag

Residenz Verlag

Mit UNRUHE erwarte ich den neuesten Titel:
Der überflüssige Mensch von Ilija Trojanow.
In seinem Essay wider die Überflüssigkeit des Menschen verfolgt er die mörderische Logik des Spätkapitalismus und fragt sich: Ist überflüssig wer nichts produziert und nichts konsumiert?

OK ✓

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden. Datenschutzhinweis