NEUE SUCHEINDEXSUCHEEMPFEHLUNGENFACHGEBIETEFERNLEIHEHILFE
/

VLB BLOG - Februar 2014

 

Wie man etwas Riesiges (die Realität) durch etwas Winziges (Wörter) erschafft

28. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Wer nichts über Ein-Mann-Revolutionen, Mono-poly-loge, über die ständige Erniedrigung durch die Komödie körperlicher Bedürfnisse oder wer nichts über die Einfachheit, sich seltsame Angewohnheiten anzueignen und die Schwierigkeit, diese wieder loszuwerden erfahren möchte, sollte nicht(s) lesen. Wer aber findet, dass Ideen eine gute Idee sind: Et voilà, amigos: avanti!

Adam Thirlwell, literarischer Weltbürger und selbst Roman-Autor, huldigt der Kunst des Romans und dessen literarischen Übersetzungen in Der multiple Roman. Mit einer Fülle von Anekdoten versucht er leidenschaftlich die endlose Lücke zwischen Wort und Welt zu (er)schließen und zu erklären, wie Literatur lebendig und wahr wird. Doch weil die Seele, die Beseeltheit der Romane unübersetzbar ist, bleibt es „philosophisch gesehen, unmöglich, anständig aus einem Roman zu zitieren. Zitate wollen letztendlich immer wieder zum ganzen Buch werden. Ein Roman existiert nur wirklich als eine unaufteilbare Komposition.”

Frankfurt/Main Fischer S. 2013

Frankfurt/Main Fischer S. 2013

 

Wer noch niemals daran gedacht hat, Laurence Sterne als Vater zu adoptieren, sollte Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman lesen. In einer Hommage entwickelt Thirwell eine Theorie des Steckenpferdes: Nicht nur, dass jeder eines hat, jeder ist eins: „Ich frage mich daher, ob der Traum des Schriftstellers, der versucht, sich selbst aus dem Nichts zu erschaffen, ein Traum ist, der versucht, die Wahrheit auszublenden. Jeder ist ein Steckenpferd, aber wenn man noch andere Steckenpferde erfinden kann, ist es einem in diesem Moment des Rückzugs vielleicht möglich, wirklich frei zu sein. Man kann seinen eigenen Geburtstag erfinden. Vielleicht ist das die geheime Phantasie des Schriftstellers, ein Ich zu schaffen, das kein Ich ist.”

Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt

25. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Im Anfang war das Wort”. Oder die (Un)Tat. Oder war es die Zahl?
Sicher ist: Wer die entscheidenden Zahlen beherrscht oder zu manipulieren versteht, hat die Macht und das letzte - Wort. „Mathematik ist das Alphabet, mit dessen Hilfe Gott das Universum beschrieben hat.” war sich Galileo Galileo sicher. Georg Christoph Lichtenberg, Mathematiker und der erste deutsche Professor für Experimentalphysik und bekannt für seine Aphorismen schränkte ein: „Die Mathematik ist eine gar herrliche Wissenschaft, aber die Mathematiker taugen oft den Henker nicht.”

 

Das Wenige das ich im Mathematikunterricht verstanden habe, war folgender Witz zur (Er)Klärung der Unendlichkeit:
Einem Clochard erscheint eine Fee: „Zwei Wünsche hast du frei.”
Der Clochard: „Ich hätte gerne eine Flasche Bier, die nie leer wird.”
Bling. Der Clochard erhält seine Flasche und trinkt. Sie wird nicht leer.
Die Fee: „Noch einen Wunsch hast du frei.”
Der Clochard: „Ich hätte gerne noch so eine Flasche.”

München Hanser 2013

München Hanser 2013

 

Ob Zahlen Opfer oder Täter sind, ob sie schändlichst für Logik und noch mehr Unlogik missbraucht werden: Eine unzählige Masse sollte zahllose Petitionen für jede Zahl einbringen, damit sich in Politik und Gesellschaft endlich richtiges Zahlbewusstsein durchsetzt, quasi Zahlen-Mainstreaming, Zahlen-Budgeting, zu Beginn auch faire Zahlen-quoten.

Mathematik zum Abenteuer macht Rudolf Taschner in populärer Weise. Diesmal entziffert er die Weltgeschichte der machtvollsten Zahlen und Vermessungen in Die Zahl, die aus der Kälte kam.

Suizidarmes Wetter

21. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Unter dem Motto „Gesundheit ist lernbar” erörtern seit 1982 in den Goldegger Dialogen Menschen verschiedener Fachbereiche neue Sicht- und Denkweisen zu aktuellen Gesundheitsthemen. Das Thema der 32. Goldegger Dialoge war Der freie Mensch. Autonomie und Verantwortung. Zur künstlerischen Begleitung führte Julius Deutschbauer, bekannt durch die Bibliothek ungelesener Bücher, Befragungen durch. Ein Potpourri der Antworten zwischen Schuld und oder Sühne, schwarz und oder pink, Atheismus und oder jüngstem Gericht, und so weiter:

Welches Wetter haben wir heute?
Es regnet.
Wer trägt dafür die Verantwortung?
Die Frage ist gut.
Brust oder Keule?
Gemüse


Welches Wetter haben wir heute?
Im Gasthaus ist es immer schön.
Wer trägt dafür die Verantwortung?
Dass ich im Gasthaus sitze?
Ja
Meine Frau
Kann man verheiratet sein und trotzdem autonom sein?
Natürlich, sieht man das nicht?
Wie lässt sich das vereinbaren?
Ich bin nicht bereit für ein Interview. Ich will in Ruhe mein Bier trinken.


Welches Wetter haben wir heute?
Erfreulich suizidarmes. Ich dachte heute noch nicht an Selbstmord.

Weisheit: wissen, was man nicht zu lesen braucht

19. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Eine ganz kurze Geschichte des Medienwandels vom Realen zum Virtuellen in fünf Schritten:
Tontafeln – Papyrus – Buchdruck – elektronische Medien – dynamische (flüchtige) Dokumente.
Der Epochenbruch der Medienrevolution lässt sich in Bibliotheken live studieren. Mehr denn je stellen sich Bibliotheken im Zeitalter der analogen und elektronischen Datenflut die paralleluniverselle Frage: Was ist bewahrenswert, was nicht? Wie erhalten wir Lesenswertes lesbar?

100.000 Neuerscheinungen im Jahr im deutschen Buchmarkt
200.000 wissenschaftliche Zeitschriften-Titel
35.000 Artikel werden täglich von 8 Mio. Wissenschaftlern produziert

Das entscheidende Wissen: Wissen, was man nicht zu wissen braucht

Eine Bibliothek ist die Arche Noah in der Datenflut. Aber nur wenn sie ein Paar jeder (Informations-)Art an Bord nimmt, und sich nicht vollstopft mit Wissens-Schnäppchen und Datenmüll.
Der Bibliotheksdirektor Rafael Ball versucht in Was von Bibliotheken wirklich bleibt: das Ende eines Monopols einen realen Blick in die virtuelle Zukunft von Bibliotheken zu werfen.

„So ist der Bibliothekar heute nicht mehr der Spezialist, der Information und Wissen ermöglicht, sondern er sucht ein Übermaß dessen zu verhindern, was er jahrhundertelang mühsam angesammelt hat.”

„Seit Bibliotheksbenutzer Kunden heißen, zählt jeder Klick als Nutzung und das Selbstbewusstsein der Bibliothekare berauscht sich an kryptischen Zugriffszahlen, die keiner zu überprüfen geschweige denn zu interpretieren vermag. Und so schließt sich der Kreislauf: Die von den Bibliothekaren so bedauerte Datenflut wird von ihnen selbst stetig verstärkt.”

Warum ich dich liebe

14. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Rat-Schläge erteilen ist leichter als sie befolgen.
Drei spontane, valentinstagsunabhängige Anregungen zur Liebe:

1. Gib Acht auf deine Liebe(n), sei behutsam! Es gibt so etwas wie eine Ökologie der Liebe: Vergiftung des Grundwasser, Zerstörung des Humus, …

2. Liebe in homöopathischen Dosen. Die Menge macht das Gift!

3. Für parallel monogam Veranlagte: Neben der Liebe zur Weisheit bietet sich die Liebe zu den Buchstaben an. Buchstaben kann man immer lieben, wo immer sie sind. z.B. in Form von Literatur oder Ver-Dichtung.

 

Till Lindemann, Liebe

In stillen Nächten weint ein Mann
weil er sich erinnern kann

<a href="http://vlb-browser.vorarlberg.at/?itemid=|vorarlberger-marc|VLB01+001037587">Stuttgart Reclam 2013</a>

<a href="http://vlb-browser.vorarlberg.at/?itemid=|vorarlberger-marc|VLB01+001037587">Stuttgart Reclam 2013</a>

 

Anonym, Herzknochenbruch

Letztes Jahr,
als mein Pferd mich abgeworfen,
brach ich mir weder Arm noch Bein.

Dieses Jahr,
da meine Geliebte mich fortgestoßen
brach meines Herzens Knochen

Ricarda Huch

Der Teufel soll die Sehnsucht holen!
Ich lieg‘ in einem Bett von Nesseln,
Auf einem Rost von glühnden Kohlen,
In einem Netz von ehrnen Fesseln!
Das Auge sehnt sich aus der Höhle,
Der Busen sehnt sich aus dem Mieder;
Ich wollt‘, es sehnte auch die Seele
Sich aus dem Leib und käm‘ nicht wieder

Luisa Famos

Frag das Gewölk
warum es sich auflöst

Frag das Feuer
warum es brennt

Ebenso müßig
die Frage
warum
ich dich
liebe

Tuet Muße

12. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Der Nicht-Müßiggang ist aller Laster Anfang.
Die Welt wird beherrscht durch Nützlichkeit, Produktivität, Effizienz, Aktivismus. Die Folgen unseres Aktivitätsparadigmas sind Depression, Erschöpfung und Raubbau an der Natur. Dabei gibt es ebenso vielfältige wie vernachlässigte Formen der Passivität wie z.B. das Zögern, Zweifeln, Abschweifen, Faulheit, Saumseligkeit, Schlaf, Langeweile, Verzögerung oder ganz einfach das Nichtstun.

Das Lob der Faulheit singen z.B. Byung-Chul Han in Müdigkeitsgesellschaft, Joseph Vogl Über das Zaudern, oder Manfred Koch in Faulheit : eine schwierige Disziplin.
Ganz aktuell: Theorien der Passivität

 

Was tun? Was lassen? Was ist wichtig?
Nur die Muße kennt die Antwort. Einer, der sie gefunden hat ist der Held der Verweigerung Henry David Thoreau:

Paderborn Fink 2013

Paderborn Fink 2013

 

„Tatsächlich hat der arbeitende Mensch heute nicht mehr die Muße, sein Leben Tag für Tag wirklich sinnvoll zu gestalten. Wahrhaft menschliche Beziehungen zu seinen Mitmenschen kann er sich nicht leisten; es würde den Marktwert seiner Arbeit herabsetzen. Es fehlt ihm an Zeit, etwas anderes zu sein als eine Maschine.”

„Die Ordnung der Dinge sollte geändert werden: der siebte Tag sollte der Tag der Arbeit sein, der Tag, an dem wir unseren Lebensunterhalt im Schweiße unseres Angesichts verdienen.”

„Manchmal leben wir zu hastig - ja, sinnlos und grob - wenn wir uns etwa dabei ertappen, wie wir unsere Mahlzeit herunterschlingen. In einem gewissen Sinn können wir gar nicht langsam genug leben. Ich möchte nicht so leben, als hätte ich wenig Zeit. Halten wir Schritt mit den Jahreszeiten. Haben wir Muße, auf jede Erscheinung der Natur zu achten und jedem Gedanken, der uns kommt, nachzugehen.”

Also, Faulpelz, arbeite an dir, tu nichts anderes als leben!

Der Mensch, dem zu widersprechen man die größte Furcht hat, ist man selbst

10. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Unser armes Gehirn ist überfordert. Angesichts der Informationsflut ist es beinahe unmöglich, relevante Informationen herauszufiltern. Um Muster zu erkennen und Theorien zu entwickeln bedarf es der Komplexitätsreduktion. Dabei vereinfachen wir falsch und lassen Entscheidendes weg. So haben sehr häufig Theorien nichts mit der Realität zu tun. Menschen sollen sich der Technologie, Kinder dem Schulsystem, die Wirtschaft den Theorien anpassen. Wann wird sich die Landschaft endlich der Karte angepasst haben?
Das ist das Thema des Risikoforschers und Bestsellerautors Nicholas Taleb.
In Der Schwarze Schwan warnte er VOR der Finanzkrise vor dem extremen Bankenrisiko, Antifragilität thematisiert die Immunität gegenüber falschen Vorhersagen.
Das kleine Handbuch für den Umgang mit Unwissen ist eine komprimierte Zusammenfassung seiner THEORIEN in Form von Aphorismen:

München Knaus 2013

München Knaus 2013

Will man einen Narren zugrunde richten, versorge man ihn mit Information.

Wenn Sie beim Spazierengehen Musik hören, gehen Sie bitte nicht spazieren; vor allem: Bitte hören Sie nicht Musik.

Das Problem des Wissens besteht darin, dass es sehr viel mehr Bücher über Vögel gibt, die von den Ornithologen geschrieben wurden, als Bücher von Vögeln über Vögel und Bücher von Vögeln über Ornithologen.

Ist man zwischen zwei Alternativen hin- und hergerissen, sollte man keine von beiden nehmen.

Für den einen ist ein Irrtum bloß ein Irrtum, für den anderen ist er eine Information.

Man wird am schnellsten reich, wenn man mit armen Menschen Kontakt pflegt, und am schnellsten arm, wenn man mit reichen Menschen Kontakt pflegt.

Die meisten Menschen füttern ihre Obsessionen, indem sie sich von ihnen zu befreien suchen.

Berauben sie einen Menschen nie einer Illusion, wenn Sie sie nicht durch eine andere ersetzten können.
 
Ingenieure können rechnen, aber nicht definieren, Mathematiker können definieren aber nicht rechnen, Wirtschaftswissenschaftler könne weder definieren noch rechnen.

Man braucht schon eine Menge Verstand und Selbstvertrauen, um zu akzeptieren, dass das, was Sinn macht, in Wahrheit keinen Sinn macht.

Alles, was ich mir selbst beigebracht habe, weiß ich noch.

Pourquoi se compliquer la vie?

5. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Das Leben ist kompliziert genug. Es gibt absolut keinen Grund, es noch komplizierter zu machen. Im Gegenteil. Also, beginnen wir mit dem kleinen Glück und verschenken kleinen Zaubereien: Ein Schmunzeln, ein Küsschen, Blumen, fröhliche Worte und Gesten, warum nicht ein Liebesbrief? Zahlen jedenfalls, Zahlen machen nicht glücklich!


Über Glücksmomente im Alltag berichten Menschen aus dem Leserforum der Wochenzeitung Die Zeit, jetzt gedruckt erschienen in „Was mein LEBEN reicher macht”:

 

Es ist unser 48. Hochzeitstag. Mein Mann mäht den Rasen. Am Abend sehe ich, dass er ein riesengroßes Rasenherz hat stehen lassen.

Dass meine Eltern noch nie wussten, was das Beste für mich ist. Stattdessen stehen sie zu mir, ohne Wenn und Aber, immer.

 

Eine Schülerin, elf Jahre alt, geht vor mir die Treppe rauf. Sie dreht sich um: „Haben Sie heute gute Laune?”. Ich: „Ja.” Sie: „Gott sei Dank, ich habe nämlich weder für Deutsch noch für Geschichte meine Hausaufgaben.”

 

München Droemer, Knaur (u.a.) 2012

München Droemer, Knaur (u.a.) 2012

Frisch verliebt zu sein – es traf mich unverhofft und mit voller Wucht!

Die Kuchentherapie: Man isst selbstgebackenen Kuchen und spricht über die kleinen Freuden des irdischen Daseins.

Jeden Tag die Bewegungen unserer ungeborenen Tochter

Unsere sechsjährige Enkelin philosophiert mit ihrer Freundin: „Ich weiß nicht, ob ich in den Himmel komm oder in die Hölle, ich glaube, in den Himmel.” Meint die Freundin ganz realistisch: „Zuerst kommst du mal in die Erde.”

Dass mein seit zwölf Jahren geliebter Freund, studierter Gartenbauingenieur, völlig ungeübt in Liebeserklärungen, mir gestern sagte, ich sei der Dünger für sein Leben, sein Blaukorn …

Spät ins Bett gekommen, unruhig geschlafen – und dann krabbelt auch noch um 5.30 Uhr mein kleinster Sohn, drei Jahre alt, in mein Bett. Ich denke: Jetzt ist die Nacht vorbei. Er kuschelt sich an mich und sagt: „Papa, wir sind Freunde, oder?”

Der Papierkorb

„Ich habe keine Zeit”

3. Februar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Dem Sterben kann keiner ausweichen. Aber wie geht man im Angesicht des eigenen, sicheren, nahen Todes mit dem Sterben um?

Drei Jahre nach der Diagnose Glioblastom, ein tödlicher Hirntumor, hat sich Wolfgang Herrndorf, Autor hervorragender Bücher wie z.B. Sand oder dem Jugendroman Tschick, im Alter von 48 Jahren erschossen. Die Autorität über sein Ende bewahrte er sich mit einer Pistole auf dem Schreibtisch. Es dürfte einer der letzten Tage gewesen sein, an denen er noch zu der Tat imstande war.


Mit der Chronik seines bewussten Sterbens, das er als Online-Tagebuch verfasst hat, führt uns Herrndorf mit seinen Nahtoderfahrungen auf „die andere Seite”. Arbeit und Struktur liegt nun in gedruckter Version vor.

Berlin Rowohlt 2013

Berlin Rowohlt 2013

22.9.2010
Immer die gleichen drei Dinge, die mir den Stecker ziehen: Die Freundlichkeit der Welt, die Schönheit der Natur, kleine Kinder

6.11.2010
Mit der Diagnose leben geht, Leben ohne Hoffnung nicht.

11.1.2011
Warum Ich? Warum denn nicht ich? Willkommen in der biochemischen Lotterie.

28.3.2011
Insgesamt vielleicht sogar ein bisschen glücklicher als früher, weil ich so lebe, wie ich immer hätte leben sollen. Und es nie getan habe, außer vielleicht als Kind.

17.8.2011
Man wird nicht weise, man kommt der Wahrheit nicht näher als jeder. Aber in jeder Minute beim Tod sein, generiert eine eigene Form von Erfahrungswissen.

10.11.2011
Wenn ich von einem Atheisten, und sei es von einem bekennenden, höre, dass es Gott nicht gebe, fällt mir ein: Aber er fehlt MIR.

 

29.11.2012
Lange war alles ruhig, jetzt brauche ich zum Arbeiten wieder die Magnum neben mir auf dem Schreibtisch.

2.6. 2013
Ein Irrsinn jeder Tag. Gleichgültigkeit, Manie, Angst, Freude, Arbeit, Begeisterung wechseln im Minutentakt

30.6.2013
Kann mich mit C. kaum sinnvoll unterhalten. Sie versucht meine Sätze zu erraten und zu ergänzen. Ich bin traurig.

3.7.2013
Ich bin nicht der Mann, der ich einmal war. Meine Freunde reden mit einem Zombie, es kränkt mich, ich bin traurig, ich will weg. Ich will niemanden mehr sehen.

9.8.2013
Abschied von meinen Eltern. Ich kann nichts sagen. Ich sitze neben ihnen, ich kann nicht in ihre Gesichter sehen.

Schluss
Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.

OK ✓

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden. Datenschutzhinweis