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VLB BLOG - Januar 2014

 

Stretto culo: Du sollst nicht alles glauben!

30. Januar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Kommen sie bitte weiter vor ist ein persönliches Buch über den Beruf des Schauspielers und die Leidenschaft fürs Theater. Cornelius Obonya, Schauspieler aus der Hörbiger-Familie, bekannt aus Film, Fernsehen und als „Jedermann” erzählt u.a. wie er der Show des italienischen Terrorclowns Leo Bassi beigewohnt hat.
„Das ist ein Clown, der ununterbrochen mit der Angst des Publikums spielt, plötzlich ausgewählt und auf die Bühne gezerrt zu werden. Er holt sich dann auch zwei Leute, aber bis dahin vergehen Stunden, denn das ist schon Teil des Ganzen. Er hat das als »stretto culo« bezeichnet, das »angespannte Popoloch« – die Angst, die man davor hat, geholt zu werden. Das Publikum zieht den Kopf ein: Gott sei Dank, vor mir sitzt ein Großer. Er holt sich dann tatsächlich zwei heraus und hypnotisiert sie. Und es funktioniert, die machen alles, was er sagt. Man denkt: Das ist fantastisch, ich wohne da wirklich einer Hypnose bei. Und am Ende erklärt er: Seid ihr alle irre geworden? Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass zwei frei gewählte Leute … Natürlich haben wir das vorher abgesprochen, was glaubt ihr denn? Wie vertrottelt könnt ihr sein?

Wien Amalthea 2013

Wien Amalthea 2013

Die ganze Nummer hat nur den einen Sinn, dass ich euch zeigen wollte: Glaubt nicht alles, was ihr seht, hinterfragt die Dinge und denkt nach. Bevor ihr Angst habt, denkt nach. Denkt nach, bevor ihr etwas redet. Denkt, bevor ihr jubelt.”

Krimiland Vorarlberg: „Kathrinatag” von Daniela Alge

28. Januar 2014 von Mag. Thomas Feurstein

 

Daniela Alge – Kathrinatag. Verlag federfrei, Marchtrenk 2013

„Lange Zeit glaubte man, das kann doch niemand aus dem Dorf gewesen sein. Aber es kam noch viel schlimmer. Der flüchtige Fahrer stammt aus Krumbach, und er kennt das Opfer. … Um seine Spuren zu verwischen, hatte der Täter das Auto in seine Einzelteile zerlegt und in Altmetallcontainern im ganzen Land verteilt” (Vorarlberg-heute vom 10.2.2005)

Ein Fall, wie ihn Daniela Alge in ihrem Krimi schildert, hatte sich also bereits 2005 in Krumbach ereignet, im Roman nimmt die Handlung ihren Ausgang am Kathrinatag in Au, wo nach einem Festgottesdienst bei buntem Markttreiben und Musik viel Glühmost ausgeschenkt wird. Die 17-jährige Schülerin Judith feiert mit Freunden. Am folgenden Morgen liegt sie lebensgefährlich verletzt am kalten Straßenrand. Der Kripo-Beamte Waldinger muss in seinem Heimatdorf ermitteln, was ihn vor einige Probleme stellt. Die Nähe zu Tätern und Opfern erschwert die Ermittlungen erheblich.

Es entspricht ganz dem klassischen Muster des modernen Regionalkrimis, dass sich fiktive Elemente mit ganz realen Gegebenheiten der bekannten Umgebung vermischen. Wer in Bizau oder Bezau heimisch ist, wird sicher die eine oder andere vorkommende Person wieder erkennen. Der typische Ort für den Regionalkrimi waren lang anonyme Großstädte, in neuerer Zeit sind es immer öfter ländliche Gegenden und kleine Orte, in denen vordergründig alles friedlich erscheint, es aber in Wirklichkeit nicht ist.

Daniela Alge (geb. 1975) ist in Bizau aufgewachsen und war dann mehrere Jahre Leiterin der Tagesstätte in Mellau. Vor einigen Jahren übersiedelte sie mit ihrer Familie auf einen Hof in der Nähe von Wangen.

 

Marchtrenk Federfrei 2013

Marchtrenk Federfrei 2013

Tourismus ist eine Todsünde

24. Januar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Weiter kommt, wer das Tempo drosselt! Die Slow-Travellerin kauft keine Reiseführer, macht keine Fotos, vermeidet Sehenswürdigkeiten und gute Hotels, heißt Katastrophen willkommen. Sie lässt die kleinen Sorgen zu Hause, um größere zu entdecken: „Ausnahmsweise hat man keine Ahnung, wohin man geht. Das kann ziemlich lästig sein, weil es so umständlich ist, doch man lernt schnell, sich zu entspannen und dieser Erfahrung etwas Sinnvolles abzugewinnen. Man muss nichts erledigen. Das Ganze ist vollkommen zweckfrei, aber sobald man die typische Ungeduld überwunden hat, die einen überkommt, wenn man gezwungen ist, die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen, erkennt man Dinge über sich selbst, von denen man nicht einmal wusste, dass man sie längst herausfinden wollte.”

 

Slow Travel. Die Kunst des Reisens ist vor allem ein Loblied auf das ungeplante Reisen, auf das Loslassen ohne trostloses Pauschal-Unterhaltungsprogramm, ohne Bedürfnis nach Ordnung.

Berlin Rogner u. Bernhard 2013

Berlin Rogner u. Bernhard 2013

Mit dem Verzicht auf Luxus begibt sich die müßig Reisende auf eine Pilgerreise ins eigene Bewusstsein mit der einzigen wahren Sehenswürdigkeit: Der Blick in die eigene Seele. Diese Aussicht auf Himmel und Hölle, auf Wüste und Meer erhascht nicht die durch Militärputsch mit Ausgangssperre behaftete Pauschaltouristin in Bangkok, sondern die weise Slow-Travellerin, die im thailändischen Dschungel zu sich kommt und weiß: Der kürzeste Weg zu dir selbst führt einmal um die Welt. In ihr Reisetagebuch notiert sie: Man kann gar nicht langsam genug leben. Slow travel, slow food, slow down. Tourismus ist eine Todsünde!

Rosetta

21. Januar 2014 von Mirella Sprenger

 

Weshalb heißt die Raumsonde der ESA, die nach 10-jähriger Reise diesen Sommer ihr Ziel Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko (Spitzname „Tschury”) erreicht, Rosetta?? ...was mich immer an die Rosetta Stone Sprachlernprogramme erinnert, bei denen die Assoziation zum Namensgeber jedoch auf der Hand liegt.
Auf Wikipedia finde ich folgende Erklärung:
Der Name Rosetta bezieht sich auf den Stein von Rosetta, mit dessen Hilfe die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen gelang. Auf dieselbe Weise soll Rosetta dazu verhelfen, das Geheimnis zu lüften, wie das Sonnensystem während seiner Entstehung beschaffen war.

Image: ESA

Image: ESA

 

Klingt erst mal nicht sehr aufregend, tatsächlich dürfte diese ESA-Mission jedoch sehr interessant werden. Wenn die geplante Landung auf dem Kometen wirklich gelingt, könnten wir der Antwort auf eine der spannendsten Fragen überhaupt (für mich zumindest) näher kommen: Wie ist das Leben auf der Erde entstanden? Woher kommt es?
Eine existenzielle Frage von großer philosophischer Bedeutung...kleiner Wink in Richtung Kollege Wolfgang Köhle. ;-)

 

Übrigens: Rosetta wurde am Bodensee (Friedrichshafen) entwickelt und gebaut und ist somit fast eine Vorarlbergensie!

Armut ist Diebstahl

20. Januar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Wir Menschen sind nicht so dumm wie man denkt. Sondern viel dümmer!
Zwei Buchneuheiten zum Beweis:
Armut ist Diebstahl: warum die Armen uns ruinieren von Rene Zeyer ist eine schonungslose Abrechnung mit „selbst entmündigenden Sozialleistungsempfänger” mit der These: „Die beste und wirksamste Bekämpfung von Armut besteht darin, dass Arme nicht unterstützt werden.”
„Warum wir wieder Härte lernen müssen, um unseren Wohlstand zu schützen” meint Österreichs Sarrazin und Angsthändler Christian Ortner in Hört auf zu heulen beweisen zu müssen.

 

Zur Erholung von der Logik des Kapitalismus ein Gedicht von Mani Matter:

dene wos guet geit
giengs besser
giengs dene besser
wos weniger guet geit
was aber nid geit
ohni dass's dene
weniger guet geit
wos guet geit
drum geit weni
für dass es dene
besser geit
wos weniger guet geit
und drum geits o
dene nid besser
wos guet geit

Frankfurt/Main Campus-Verl. 2013

Frankfurt/Main Campus-Verl. 2013

Finger weg von zu vielen Frauen!

17. Januar 2014 von Wolfgang Köhle

 

In Dieser Mensch war ich. Nachrufe auf das eigene Leben führt Christine von Salm Gespräche mit Sterbenden. Sie ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin im Hospiz und besucht Sterbende zu Hause. „Vergeben, Verzeihen, auch das Umdeuten, dem Sterbenden helfen, sich und anderen am Ende seines Lebens zu verzeihen, gehört zum Wichtigsten in der Hospizarbeit.”

 

Was denkt aber der Mechaniker, die Verkäuferin, der Angestellte von nebenan? War es ein erfolgreiches, ein glückliches oder ein unzufriedenes, ein versäumtes Leben?

München Goldmann 2013

München Goldmann 2013

Das Buch mit den Erkenntnissen Sterbender in Form von ungeschönten, autorisierten, aus Gesprächen entstandene Texten ist ein Geschenk an alle die noch leben, auch um sein Leben noch einmal zu überdenken.

Wie würden wir unseren eigenen Nachruf verfassen? Würden wir wie der im Buch enthaltenen Kapitelüberschriften resümieren?

Es hätte viel schlimmer kommen können
Der Gedanke, dass es jetzt so schnell vorbei sein wird, erfüllt mich mit großer Angst
Lieber etwas Getanes bereuen, als einem Versäumnis hinterhertrauern
Du musst mit offenen Augen durch die Welt gehen
Ich bin rund mit mir, das ist die Hauptsache
Es ist gut im Leben, wenn man es hinkriegt, auf sich selbst zu hören
Ich wollte nie im Herbst oder Winter sterben
Mach dir nichts draus, du kannst es sowieso nicht ändern
Wir haben zusammengehalten, wenn es darauf ankam
Das Akzpetierenkönnen dessen, was ist, das ist das Geheimnis
Es ist ein seichtes Leben, aber es gefällt mir
Ich werde da oben was zu erzählen haben
Wie soll das alles werden ohne mich?
Ich will nichts hinterlassen. Außer: Macht euch die letzten Tage schön
Finger weg von zu vielen Frauen!

weitermachen !
Grabinschrift Herbert Marcuse

Alles was kreucht und fleucht

15. Januar 2014 von Mirella Sprenger

 

 

Das ist Knirps: Boa c. constrictor, stattliche 2Meter50 lang, Lieblingsbeutetier: Ratten (selbst gezüchtet), Lieblingsbeschäftigung: unter der Wärmelampe „sonnen”, Charakter: sehr friedlich und umgänglich

Vor meiner Bekanntschaft mit Knirps habe ich um das „Reptilien-Regal” im 3. OG immer einen großen Bogen gemacht. Selbstdiagnose: Ophiophobie
Alleine bei Bilder von und Gedanken an Schlangen fingen meine Knie zu schlottern an. Viele werden dieses Unbehagen kennen.
Urangst Schlange: evolutionsbedingt und in unseren Genen fest verankert...würde man meinen. Studien haben jedoch gezeigt, die Angst vor Schlangen ist nicht angeboren, sondern wird im frühen Kindesalter erlernt...wo ich meine Schlangenphobie als Kleinkind aufgegabelt habe, ist mir schleierhaft!?
Dank Knirps hat sich diese jedenfalls fast ganz verflüchtigt, und ich stöbere nun gerne hin und wieder unter BIZ 825 im 3. OG, wo Literatur zu allem was kreucht und fleucht zu finden ist.

Eine Komödie entsteht wenn Prinzipien mit der Realität zusammenstoßen

13. Januar 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Model behaviour” bedeutet im Englischen vorbildliches Benehmen eines Menschen. Auch Theorien und Modelle benehmen sich, aber warum halten sich Theorien nicht an die Realität?
Warum die Verwechslung von Theorie und Wirklichkeit zum Desaster führt - im Leben und am Finanzmarkt - erklärt Emanuel Derman in seinem Buch „Models behaving badly”. Er gilt als einer der kundigsten Kritiker der Verwandlung unserer sozialen Wirklichkeit in ein physikalisches Formelbuch. Als Physiker und ehemaliger Finanzmarktanalyst vermittelt er zwischen der Welt der Formeln und der Welt der Kultur und weiß, warum Finanzmodelle in die Krise geführt haben. Sie sind verlässlich keine Physik der Märkte, Risiko und Ungewissheit am Markt sind nicht quantifizierbar, Finanzwissenschaft ist keine Mathematik.

 

„Nach zwanzig Jahren an der Wall Street bin ich allerdings zum Zweifler geworden. Die Ähnlichkeit zwischen Physik und Finanzwesen liegt eher in ihrer Syntax als in ihrer Semantik.” … „In der Physik lassen sich Scharlatane von den wahren Gelehrten ziemlich leicht anhand ihrer Veröffentlichungen unterscheiden. Im Finanzwesen ist das nicht so leicht”, schreibt der Autor in einem Mix aus Physik, Wirtschaft und Autobiographie.

Hamburg Hoffmann u. Campe 2013

Hamburg Hoffmann u. Campe 2013


Finanzgurus und Literaten haben einiges gemeinsam. So schreibt  z.B. Gerhard Roth: „Die Fiktion ist für mich eine Form der Realität. Schreiben heißt fiktive Wahrheit erzeugen. Insofern ist die Fiktion nur eine andere Form der Realität und die Realität eine andere Form der Fiktion.”

Neujahrslächeln

8. Januar 2014 von Wolfgang Köhle

 

Lyrik wird geachtet, aber wenig gelesen, „warum das so ist, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass vielleicht eines Tages, wenn der Verdruss an der öffentlichen Rede so groß geworden ist, man es einfach nicht mehr aushalten wird.”
In Japan widmen sich vom Bauer bis zum Kaiser alle Schichten der Pflege des Gedichts.
Auch bei uns könnte das Stundengebet ein Gedicht sein, gelesen oder selbst geschrieben. Stattdessen ist des Realisten Morgengebet die Zeitung und das Abendgebet das Fernsehen.
Der Dichter Michael Krüger meint: „Unsere Zivilisation sähe anders aus, wenn in den Parlamenten und in den Vorstandsetagen vor jeder Sitzung, bei denen es um wichtige Entscheidungen geht, ein Gedicht vorgelesen wird. Ich bin mir sicher, jeder würde sich anstrengen, anders zu sprechen. Ja, die Welt sähe anders aus.”

 

Alle in diesem Geiste Verwandten soll folgendes Haiku von Issa in das neue Jahr einstimmen:

Es kam ganz leise
Bei Mann und Frau zum Alltag
Ein Neujahrslächeln -

Möge uns in diesem Jahr das Lachen nicht vergehen.

<a href="http://vlb-browser.vorarlberg.at/?itemid=|vorarlberger-marc|VLB01+001034544 ">Wie schreibe ich ein Gedicht? : kreatives Schreiben: Lyrik / Dirk von Petersdorff</a> Ditzingen Reclam 2013

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