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VLB BLOG - Juli 2014

 

Machtwirtschaft

30. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Unsere Wirtschaft ist nicht für die Menschen da. Die Bedürfnisse von uns allen spielen kaum eine Rolle. Was zählt, sind Macht und Geld. Ich nenne diese Wirtschaftsordnung, in die wir eingebunden und der wir ausgesetzt sind, deshalb Machtwirtschaft. Unternehmen kontrollieren unsere Bedürfnisse, bringen uns dazu, Produkte zu kaufen, die die gewünschten Eigenschaften gar nicht aufweisen. Die Leistung spiegelt im machtwirtschaftlichen Wettstreit eine geringere Rolle als Finanzkraft und Marktmacht. Da genau liegt der Unterschied zur Marktwirtschaft, in der die wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Bedürfnisse der Menschen hin ausgerichtet sein sollen.”

 

Die Wirtschaft dominiert die Politik, sagen die einen. Der Staat soll sich raushalten, die anderen. Dass wir nicht in einer Marktwirtschaft, sondern in einer Machtwirtschaft leben, beweist Gerhard Schick. Der grüne Politiker und promovierte Volkswirt gilt als einer der versiertesten Ökonomen im Bundestag. Machtwirtschaft Nein Danke!

Frankfurt/Main (u.a.) Campus-Verl. 2014

Frankfurt/Main (u.a.) Campus-Verl. 2014

Lichtverschmutzung

25. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Wenn ein See verunreinigt, oder ein ganzer Wald am Absterben ist, bedarf es jahrelanger harter Arbeit und hoher Mittel, um diesen See oder jenen Wald wieder zum Leben zu erwecken. Das Problem der Lichtverschmutzung könnte buchstäblich über Nacht gelöst werden.”

 

Die Nacht ist nicht mehr wirklich dunkel. Zwei Drittel aller Amerikaner und Europäer wohnen in einer lichtverschmutzten Region. In der EU werden 1.7 Milliarden Euro für überflüssige Außenbeleuchtung verschwendet. Dabei ist die natürliche Dunkelheit unerlässlich für das Leben auf der Erde. Wo lässt sich überhaupt noch wahre Nacht und natürliche Dunkelheit erleben?
Über die Kulturgeschichte der Dunkelheit, die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen der Verunreinigung des Nachthimmels und über die technischen und architektonischen Möglichkeiten, die Lichtverschmutzung zu vermeiden: Die Nacht. Reise in eine verschwindende Welt

München Blessing 2014

München Blessing 2014

Die giftigen Früchte der Einsamkeit

21. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Wenn man von der Dürftigkeit seines Innenlebens Angst hat, muss man gute Bücher mitnehmen – so kann man die eigene Leere immer füllen. Falsch wäre es, ausschließlich schwierige Lektüre mitzunehmen, weil man sich vorstellt, das Leben in den Wäldern würde die geistige Temperatur auf einer sehr hohen Stufe halten. Die Zeit wird lang, wenn man für verschneite Nachmittage nur Hegel hat.”

 

Fünf Tagesmärsche vom nächsten Dorf entfernt, in der unendlich weiten Natur Sibiriens, hat sich Sylvain Tesson sechs Monate lang bemüht, glücklich zu sein. Nicht nur wer eine Schwäche für Einsamkeitsanfälle hat, sollte dieses Buch gelesen haben: In den Wäldern Sibiriens: Tagebuch aus der Einsamkeit

 

Endlich werde ich erfahren, ob ich ein Innenleben habe.

 

Dem Einsiedler stellt sich die Frage: kann man sich selbst ertragen?

 

Aus dem Dampf einer Tasse Tee steigen eine Menge Gedanken auf.

München Knaus 2014

München Knaus 2014

 

Beim fünften Glas Wodka wird es schwierig, dem nächsten zu widerstehen.

 

Die Kälte, die Stille, die Einsamkeit: Diese Zustände werden in Zukunft teurer als Gold gehandelt. Auf einer übervölkerten, überhitzten, lärmenden Welt ist eine Waldhütte das Eldorado.

 

Es geht nichts über die Einsamkeit. Um vollkommen glücklich zu sein fehlt nur jemand, dem ich das erklären könnte.

 

Die Genügsamkeit des Einsiedlers besteht darin, sich weder mit Dingen noch mit seinesgleichen zu belasten.

 

In den Schlägen meiner Axt und im Hohngelächter der Eichelhäher steckt mehr Wahrheit als in allem psychologischem Geschwafel.

 

Ob Gott oder der Zufall für diese Schönheit verantwortlich ist, ist mir egal. Muss man die Ursache kennen, um die Wirkung zu genießen?

Lesen macht schön

16. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

Wäre ich Direktor einer Bibliothek würde ich zur Leselustförderung einen Wettbewerb ins Leben rufen, mit dem Titel: Warum lesen? Warum nicht?

 

Warum lesen?
Lesen stärkt die Seele. Voltaire
Lesen: mit den Augen beten.
Dümmer wird man durchs Bücherlesen jedenfalls nicht. Christiane Nöstlinger

 

Warum nicht?
Je mehr man liest, desto dümmer wird man. Fontane
Beide, Leben und Lesen können schädlich sein. Robert Walser
Lesen ist ein gefährlicher Zeitvertreib. Shaw

 

Hunderte Leseausweise von allen Vorarlberger Bibliotheken wären zu gewinnen.
Mein inoffizieller Beitrag wären die zwei Bücherwürmer Frieda und Lorenz in der Bücherei Hard:

 

 

Es ist sofort zu sehen: Lesen ist und macht schön.
Lesen sie wohl!

Todfeindschaft

15. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Die Furcht vor dem Tod ist das beste Zeichen eines falschen, d.h. schlechten Lebens” meint Wittgenstein. Elias Canetti hat sich stets als „Todfeind” bezeichnet. Um aus der Erstarrung seiner Todfeindschaft zu erwachen, las Canetti Dichter und Philosophen, sammelte Märchen, Mythen und Riten. Die Quintessenz seiner lebenslangen Auseinandersetzung mit dem Tod ist Das Buch gegen den Tod.

 

Ich habe es so schwer, ich lebe gerne
Du sollst nicht sterben (das erste Gebot)
Gestern sterben, sein neuester Trick
Dass gerade ich aussterben werde
Der fröhliche Selbstmörder, der sich schon dreißig Jahre vorher darauf freut
Es soll die Wand nicht weggedacht werden, gegen die wir anrennen
Zu denken, dass gerade ich aussterben werde!
Die Auferstandenen klagen plötzlich in allen Sprachen Gott an: das wahre Jüngste Gericht
Er konnte nicht sterben, bevor er alle Nachrufe auf sich gelesen und ausgebessert hatte.
Ich fürchte den Tod nicht, ich finde ihn überflüssig
Das Ende ebenso fürchten wie herbeisehnen
Die größte Anstrengung im Leben ist, sich nicht an den Tod zu gewöhnen

 

Arm ist, wer den Tod wünscht, ärmer, wer ihn fürchtet.

München Hanser 2014

München Hanser 2014

Der Schein vom Sein

9. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

Was der Humor für sie tun kann

 

„Von wegen ich krieg die Krise. Die haben wir schon. Alle! Und das gleich im Dutzend. Die Beziehungskrise, die Karrierekrise, die Krise mit der Gesundheit, der Schwiegermutter, dem Geld, dem Chef, der Diät, der Liebe, der Schönheit, dem Alter, dem Sex … die Krisenkrise, weil wir Krise nicht mehr hören können. Und wer keine Krise hat, wird sie sich ab sofort herbeisehnen. Damit er mitlachen darf. Aber: Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Denn Krisen gehören zum Leben dazu. Ab sofort wird sich jeder, der keine Krise hat, eine herbeisehnen. Herbeibetteln! Damit er mitlachen darf! Denn dieses Buch dürfen nur Menschen mit Krisen lesen. Und dafür brauchen sie jede Menge Humor, gute Laune und neue, kreative Lösungen. Genau das zeigt Humorexpertin Jumi Vogler. Politisch inkorrekt, pädagogisch daneben, oversexed. Aber zum Schreien komisch!”

Offenbach Gabal 2014

Offenbach Gabal 2014

 

So der Klappentext.
Klingt verlockend, aber: Auf den Inhalt, nicht auf das Etikett kommt es an! Dieser Klappentext ist ein humorfreies Beispiel für sich nicht selbst verwirklichendende Superlativismen. Kinder-Marketing und Buch-Marketing mit Hilfe von erfundenen Klappentexten sollte verboten werden. Von diesem Buch kann nur abgeraten werden. Da hilft nur humorimprägnierte (Lebens-)Haltung.

Ich mag Romane

7. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Ich mag Romane, ich mag nichts Unlebendiges so sehr wie Romane. Ich mag Romane mehr als die Sonne und den schönen Frühlingstag und die zwei Wochen auf den Malediven. Ich mag Romane mehr als jedes Essen und die erste Tasse Kaffee am Morgen und den Ring meiner verstorbenen Tante. Ich würde niemals meine Seele verkaufen, aber wenn ich sie verkaufen müsste, wenn es keine Alternative zum Verkauf gäbe, würd ich sie gegen die Fähigkeit eintauschen, große Roman zu schreiben.”

 

Mit einer Lesung aus seinem neuen Roman „Das größere Wunder” war er live in der VLB zu erleben. Was Thomas Glavinic mag und nicht mag, was er denkt, was er dachte und was andere denken ist zu lesen in Meine Schreibmaschine und ich.

 

„An meinen besten Tagen, von denen es allerdings nicht viele gibt, halte ich mich für den Menschensohn persönlich, so toll finde ich das, was ich schreibe. An normalen Tagen halte ich mich tatsächlich für einen der weniger schlechten deutschsprachigen Autoren, gut sind wir allerdings alle nicht. An schlechten Tagen halte ich mich nicht einmal für das.”

München Hanser 2014

München Hanser 2014

Von Computern und Trampolinen - aus den Tagebüchern eines Lehrlings

2. Juli 2014 von Nina Floriani

 

Morgens, halb zehn in Deutschland.

Moment.
Es ist weder halb zehn, noch befinden wir uns in Deutschland.
Also nochmal: Morgens, 07:22 in Österreich.
Dass die Stechuhr nicht funktioniert, regt mich schon gar nicht mehr auf. Das ist ja nichts Neues.
Nach dem fünften Versuch ertönt endlich ein erlösendes Piepsen.

 

Morgens, 07:40 am Büroschreibtisch.
„Keyboard or System Error”, schreit mich mein Computer an und ich seufze genervt.
Nicht, dass ich das nicht auch kennen würde. Und schließlich ist dem mit dem Drücken von F1 schnell Abhilfe geschaffen.

Okay, hab ich mich verdrückt?
Ich blicke die Tasten ganz genau an und drücke ganz klar auf F1.
Nichts geschieht.
Genervt rufe ich einen Mitarbeiter und zeige ihm, dass das Ganze nicht funktioniert, drücke sogar vor seinen Augen die gewünschte Taste.
Er runzelt nachdenklich die Stirn. „Das muss doch funktionieren!”, murmelt er und drückt F1.
Pling!
Und der Computer erwacht.
Ich war ja schon immer der Ansicht, dass mein Computer weiblich ist und mich als Rivalin sieht.

 

Morgens, 08:15 am Infoschalter.
Der Computer startet ohne Probleme und ich beginne, die Bücher aus der Rückgabebox zurück zu nehmen.

 

Morgens, 08:17 am Infoschalter.
>PIIIIIEP!<
Der Bildschirm wird schwarz.
Okay, denke ich mir, als er wieder neu hochfährt, wird der Kleine wohl Startschwierigkeiten haben.
Ich beende meine Arbeit am Infoschalter und beginne, die DVDs zurück zu sortieren.

 

Morgens, 09:00 am Infoschalter.
Die Türen der Bibliothek öffnen sich, die ersten Benutzerinnen und Benutzer betreten das Gebäude. Schon erhalte ich einen Stapel CDs zur Rückgabe.
Fröhlich halte ich den Scanner über den ersten Barcode und warte auf das-…
>PIIIIIEP!<
Der Bildschirm wird schwarz.
Irritiert blinzelnd sitze ich vor dem sich selbst neu startenden Computer.
Na, auch gut.
Neu eingeloggt, die Programme neu gestartet… ist ja keine Hexerei.

 

Morgens, 09:15 am Infoschalter.
Die Bibliothek ist relativ voll, an Brückentagen herrscht hier immer recht viel Betrieb. Eine Benutzerin fragt nach einem Buch und ich rufe die Seite a- …
>PIIIIIEP!<
Der Bildschirm wird schwarz.
Langsam wird das wirklich nervig. Meine Nervenstränge erzittern, als ein lachender Computer darauf herumhoppst.

 

Morgens, 09:20 am Infoschalter.
Ich kontrolliere die neu angelegten Leserausweise des vorigen Tages, bis-…
>PIIIIIEP!<
Sie haben es sicher schon erraten: Der Bildschirm wird

 

 

Jetzt reicht’s. Erzürnt telefoniere ich mit dem einzigen anwesenden EDV-Techniker, der sofort wie ein Ritter in polierter Rüstung meinen Nerven zu Hilfe eilt und den Arbeitsspeicher austauscht.

 

Nicht mehr ganz so früh morgens, 09:40 am Infoschalter.
Erleichtert stelle ich fest, dass der Computer es offensichtlich aufgegeben hat, auf meinen Nervensträngen Trampolin zu springen.

 

(Nennen wir es mal) früh vormittags, 09:45 am Infoschalter.
Glücklich, dass endlich alles funktioniert, wie es sollte, gebe ich eine Depotbestellung auf, schicke sie ab und-…
>PIIIIIEP!<
Es ist ja nichts Neues mehr: Der Bildschirm wird schwarz.
Langsam beginnt der Muskel unter meinem linken Auge zu zucken, ein sicheres Zeichen, dass meine Trampoline bald durchgesprungen sein werden.

 

Vormittags, 09:50 in der EDV-Abteilung.
Mit viel südländisch übertriebener Gestik mache ich dem Lone Survivor der Brückentage-EDVler klar, dass ich am Infoschalter dringend einen neuen PC benötige.
Er verspricht hoch und heilig, alles dafür zu tun, dass der PC noch heute ausgetauscht wird.

 

Mittags, 12:40 am Infoschalter.
Es ist zwar noch kein neuer PC in Sicht, aber offensichtlich hat die Drohung geholfen: Mein Computer benimmt sich vorbildlich, meine Nerventrampoline kommen zur Ruhe.

 

Frühnachmittags, 13:15 in der Katalogisierungsabteilung.
In der Hoffnung, meinem Info-Computer wenigstens für eine Weile zu entfliehen, lasse ich die Benutzerinnen und Benutzer hinter mir und verbarrikadiere mich in meinem Büro. Hier also heißt es, Buch-Katalogisate zu erstellen, also die Bücher formal so zu beschreiben, dass sie für unsere Leserinnen und Leser auffindbar werden.
Da ich hier alleine bin (die meisten anderen sind im wohlverdienten langen Wochenende), summe ich fröhlich ein Liedlein vor mich hin: „Shave his belly with a rusty razor, early in the morn-…
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Der Bildschirm wird schwarz.
Es piept nichts, es blinkt nichts. Er ist schwarz und bleibt auch schwarz. Weder betteln noch flehen, weder Drohungen noch Neustart funktionieren.

 

Und meine Trampoline sind bis zum Zerreißen gespannt...

 

Von ganzem Herzen danke ich allen Göttern der Turngeräte, dass nicht jeder Tag so abläuft!

Banken sind nicht systemrelevant, sie sind das System

1. Juli 2014 von Wolfgang Köhle

 

Ein arabisches Sprichwort:
Klaue ein Schaf und du wirst gehängt, klaue 1000 Schafe, und du wirst gefeiert.


Geld wächst schneller als die Natur, aber nicht schneller als die Polizei erlaubt. Denn das System ist korrupt. Es ist unmoralisch - aber völlig legal.
Die Autoren von Der größte Raubzug der Geschichte beschreiben den größten Vermögenstransfer der Geschichte von unten und der Mitte nach ganz oben und erläutern die Chancen, privates Geld vor Entwertung und Enteignung zu schützen. Die Frage ist nicht, ob der Crash kommen wird, sondern wann. Denn alle Maßnahmen zur Banken-, Länder- und Eurorettung laufen auf volkswirtschaftliche Schadensmaximierung und den Staatsbankrott hinaus, auf Kosten der Bürger, die großen Verlierer.

 

Warum werden Banken immer größer und größer?
Wie zocken Banken die Staaten ab?
Warum verkaufen Banken Kunden unbeliebte Aktien?
Warum wird Steuergeld in Banken und nicht in Bildung investiert?
Wie schützt man sich vor der Enteignung?
Warum kommt der finale Kollaps?
Der Crash ist die Lösung

 

  • Marburg Tectum 2012

  • Köln Bastei-Verl. Lübbe 2014

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