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VLB BLOG - Juni 2014

 

Sucht

27. Juni 2014 von Wolfgang Köhle

 

Borowiak, Simon war Redakteur beim Satireblatt Titanic. Er schreibt aus eigener Erfahrung mit sarkastischem Blick über das Innenleben einer psychiatrischen Notaufnahme, den Entzug und die Abgründe von Depressiven, Süchtigen und Verliebten.
Der Tablettensüchtige Freund wird auf einer Suchtstation abgegeben, wo er sympathische Loser kennen lernt und seine Jugendliebe Heike trifft. Ob eine Menage à trois bei psychisch Labilen eine gute Idee ist?

 

„War die Dreierbeziehung nicht schon immer das Nonplusultra in der Geschichte des Menschen? Triumvirate! Dreigestirne! Dreifaltigkeit! Vatersohnheiligergeist! Tonika, Subdominante, Dominante. Mit Heike als Domina. Wer wurde den je in einer bräsigen Zweierbeziehung glücklich? Und zwar glücklich auf Dauer? Na? Niemand! Zweierbeziehung, pah! Diese hermetische Kleinklein-Veranstaltung! Wo der eine dem anderen den Geist abschneidet und eintütet; Wo die Menschen sich gegenseitig so lange auf einen Nenner bringen, bis von zwei reichen, gottgewollten Amplituden nur noch eine durchgehende Nulllinie übrig bleibt. Erst gemeinsam ab ins Verlies der Zweisamkeit, und dort unten angekommen, unter Isolationsbedingung und ohne Sauerstoff, blitzschnell von Zweisamkeit zu Zweikampf. Drei ist die heilige Zahl! Dieses Feuer brennt für die Ewigkeit. Und wenn mal einer schlapp macht, legt der andere einen Scheit nach! Jesuschristus!”

 

Sucht, ein abstruser, irrwitziger, abgründiger Roman.

München Knaus 2014

München Knaus 2014

Die Wunde der gestorbenen Liebe

23. Juni 2014 von Wolfgang Köhle

 

Kostek Willemann, Gentleman, Verschwender, Hurenbock, Morphinsüchtiger. Geld hat ihm nie gefehlt. Er treibt sich gern mit Künstlern und Schriftstellern herum. Er mag Frauen. Hat ein bisschen Polonistik studiert, um zu vergessen, dass er deutscher Abstammung ist. Er schätzt Morphin, eisgekühlten Wodka und Sekt, verschmäht Kokain nicht, geht gerne gut essen, tanzt im Adria oder im Paradis mit Frauen, die er abends kennenlernt und morgens verabschiedet. Früher. Er begehrt Hela. Er liebt Hela. Er liebt sie nicht. Liebte. Nein, er weiß nicht. Dann kommt der Krieg. Ein zerrissener Bonvivant und Dandy im polnischen Widerstand.

 

„Halbe Ehemänner, wie viele von denen wandern über die Erde? Halbmänner, Halb- oder Pseudokünstler, Halbväter, Halbehemänner, alles halb, zum Verführen reicht es gerade, zum glaubwürdigen Versprechen, aber nicht, um die Versprechen einzuhalten. Also ein halber Mann, genug, damit sie ihn liebgewann, damit er irgendwie diese Stelle für den Mann ausfüllte, die jede Frau in sich trägt: in ihrem Körper, ihrem Herzen, im Kopf und in der Seele, aber nicht genug, als dass da nicht Platz für die Sehnsucht nach etwas geblieben wäre – wonach? Nach etwas mehr, jemandem mehr, jemand Größerem, dem Mehr.”

 

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie dieses Buch, fragen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker, sondern Ihren Bibliothekar.
Szczepan Twardoch, Morphin

Berlin Rowohlt 2014

Berlin Rowohlt 2014

Chronischer Partnerstress

16. Juni 2014 von Wolfgang Köhle

 

Ein jüdischer Witz:
Vor dem Scheidungsrichter, er ist 95, sie 92 Jahre alt.
Der Richter perplex: Eine Scheidung, nach über 70 Jahren Ehe? In ihrem Alter? Warum denn nur?
Die alte Dame: nun ja, Herr Richter, jetzt wo die Kinder tot sind …

 

Wenn Paare trotz definitiv gescheiterter Beziehung zusammenbleiben und sich so gegenseitig die Lebensperspektive verstellen, kann ein Therapeut bei der „Entflechtung” helfen.
Der erfahrene Paartherapeut Dietmar Stiemerling schildert Psychodynamiken und typische Paar-Konstellationen, die zu anklammerndem Verhalten und zu Trennungsunfähigkeit führen. Er zeigt, wie der Wille zur Veränderung gestärkt, Schuldgefühle auf ein realistisches Maß zurückgeführt und eine Auflösung der emotionalen Abhängigkeit erreicht werden kann.
Wenn Paare sich nicht trennen können berichtet aus der Praxis über die Unfähigkeit zur Trennung, trotz gescheiterter Ehe. Was Paare bindet, die Merkmale einer zerrütteten Ehe, das ganze Trennungselend von Zwietracht, Lebenslügen, Hass- und Angstbindungen und Ewigkeitsanspruch.

Stuttgart Klett-Cotta 2013

Stuttgart Klett-Cotta 2013

Gott ist rund

12. Juni 2014 von Wolfgang Köhle

 

Es soll Chefs geben, die ihren ganzen Lebensrhythmus auf das zweitintelligenteste Spiel nach Tauziehen abstimmen. Der Mensch an sich, bevor er denken kann, ist von Natur aus ein primärsozialisierter Fußballfan. Nur wenige werden zu normalen Menschen erst auf dem zweiten oder dritten Bildungsweg. Und obwohl Fußball die richtigste und darum verbreitetste Weltreligion ist, soll es geistlose Dribbler im Abseits geben, die immer noch lieber über Probleme wie die Unbefleckte Empfängnis nachdenken. Dabei gehört zur Grundausstattung des Menschlichen ein gesundes Maß an Bereitschaft, gemeinsam mit anderen verrückt zu werden. Wann, wenn nicht jetzt, kann man sich dieses Menschsein gestatten?
Das Wort Fan kommt aus dem Lateinischen über das Englische ins Deutsche: fanaticus heißt begeistert und gehört zu fanum – Das Heiligtum. Fußball ist heilig. Gott Fußball regiert die Weltseele, Gott ist Fußball. Und Fußball ist Liebe, wie wir aus dem wahrscheinlich besten literarischen Fußballbuch Fever Pitch von Nick Hornby wissen:
„Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würde.”

 

Die Grenzen des Fußballs sind die Grenzen der Welt. Wer da nicht über sich selbst nachzudenken beginnt, dem ist nicht mehr zu helfen. Der wahre Ernst des wahren Lebens beginnt, Gottes Tor ist offen. Mögen sich die Torträume in Traumtore verwandeln.
Tu felix austria, juble, denn am Ende werden nicht die Deutschen gewinnen.
Belgien wird Weltmeister, wenn es die MaFIFA nicht mit ihrem „Fair-Play” verhindert.

 

Recht haben oder geliebt werden

6. Juni 2014 von Wolfgang Köhle

 

Bei den Männern geht die Liebe durch die Augen, bei den Frauen durch die Ohren.
Schweigen ist Silber, reden ist Gold! Darum redet Männer, redet! Aber das Richtige, richtig.

 

Aus Das Geheimnis guter Paarkommunikation:
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte Nachricht lautet: Wenn Sie eine glückliche und liebevolle Beziehung haben möchten, werde Sie etwas aufgeben müssen, nämlich die Rechthaberei. Wenn Sie darauf  bestehen, Recht zu haben, teilen Sie damit indirekt Ihrem Partner mit, dass er Unrecht hat. Sie können einfach nicht gleichzeitig auf dem Rechthaben beharren (was eine Form des Vorwurfs ist) und Nähe erleben. Glauben Sie mir, ich habe es versucht. Es ist, als wolle man völlige Dunkelheit und Licht gleichzeitig im selben Raum haben. Die gute Nachricht lautet: Wenn Sie bereit sind, das Rechthaben loszulassen, können Sie in Ihrer Beziehung ganz leicht jede Menge Liebe, Harmonie und Erfüllung erleben.”

Paderborn Junfermann 2013

Paderborn Junfermann 2013

 

Die Liebe ist schön, macht aber viel Arbeit, keine Partnerschaft, kein Konflikt.

Kundenbetrug

3. Juni 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Dass die Geräte mit einer bestimmten Lebensdauer konstruiert werden, wird ihnen jeder Entwicklungsingenieur bestätigen. Ein Ingenieur von MAN hat mir erzählt, dass deren LKW problemlos zehnmal länger laufen könnten, als es tatsächlich der Fall ist.”

 

Ob Drucker, Mobiltelefon oder Fernseher – bereits kurz nach Ablauf der Garantie sind viele Geräte reif für den Müll. Eine Reparatur lohnt sich nicht oder ist gar nicht erst möglich. Kalkuliert sorgen die Hersteller dafür, dass ihre Produkte frühzeitig kaputtgehen. Sinnlose Müllberge und ein enormer Ressourcenverbrauch sind die Folge. Geplante Obsoleszenz zählt zu den Absatzstrategien internationaler Konzerne seit das Glühbirnenkartell in den 1920er Jahren die Lebensdauer von Glühlampen von 2500 auf 1000 Stunden Brenndauer beschränkte: Künstlich verkürzte Lebensdauer – mehr Konsum – höherer Gewinn, den wir Verbraucher bezahlen.

 

Warum geplanter Verschleiß eine gesamtwirtschaftlich völlig unsinnige Strategie ist, und wie die Hersteller daran verdienen, zeigt der Volkswirtschaftler Christian Kreiß in Geplanter Verschleiss.

Berlin (u.a.) Europa-Verl. 2014

Berlin (u.a.) Europa-Verl. 2014

 

Ein Beispiel für den vorzeitigen, software-gesteuerten Maschinentod: „Tintenstrahldrucker melden nach einer fest programmierten Anzahl von Druckvorgängen, der Tintenschwamm sei voll, obwohl er oft erst zu einem Drittel gefüllt ist.”

 

(Er)Lösung: http://vlb-browser.vorarlberg.at/?q=Konsumverzicht

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