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VLB BLOG - November 2014

 

Du sollst nicht lärmen

28. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

Lärm ist Schall, der stört oder schädigt. Nahezu jedes Schallereignis kann subjektiv als Lärm oder Nicht-Lärm empfunden werden. Was für den einen nach Zukunftsmusik klingt, ist für den anderen Kinderlärm. Ohren können nicht geschlossen werden, weghören ist schwierig, denn das Ohr schläft niemals – umso dringender tut Erholung not. Ohrenärzte sprechen von einer Tagesdosis Lärm, die nicht überschritten werden sollte. Das Bedürfnis, sich aus der akustischen Dauerbeschallung AUSZUSTÖPSELN ist groß, wird aber kollektiv eher durch einstöpseln scheingelöst. Welt raus – Lärm rein.

„Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 50 bis 100 Millionen Menschen in Europa täglich per Ohrstöpsel Musik in beträchtlicher Lautstärke hören und die hochverdichteten Schallwellen so ihre Sinnenshärchen im Ohr nachhaltig niederbrügeln.” Wobei: Der vielerorts dauerbeschallenden Weihnachts„MUSIK” zwangsausgesetzt, könnte ein Hörschaden ein vielversprechender Überlebensvorteil sein. Jeder möge sich als Lärmquelle und auch die eigene Lärmbilanz hinterfragen. Stille in Päckchen verschenken…

Stuttgart Reclam 2014

Stuttgart Reclam 2014

 

Kein medizinisches, soziologisches oder ökologisches Buch, sondern eine Textsammlung von 2000 Jahre währenden Klagen über die lärmende Welt.
Du sollst nicht lärmen! : gesammelte Proteste von Seneca bis Gernhardt

Irrsinn

25. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Wir trinken gemeinsam eine Flasche Sliwowitz und ich schaffe es, dass meine serbischen Freunde Ustascha-Lieder singen und meine kroatischen Freunde Tschetnik-Lieder. Ich trinke und singe mit ihnen und weiß, am nächsten Wochenende werden meine Freunde wieder in den Balkankrieg ziehen. Wochenendkämpfer, die in ihre alte Heimat zurückkehren, um ihre Nachbarn, Freunde und Bekannte zu ermorden.”

 

Kriege brechen nicht aus. Kriege werden geplant. Nach mehr als dreißig Jahren ORF-Reporterleben in Krisen-, Kriegs-, und Katastrophengebieten schreibt Fritz Orter Zeilen der Erinnerung.

 

„Ich war in 14 Kriegen. Ich habe zu viele Tote gesehen, auch zu viele tote Kollegen und Kolleginnen. Ich hasse den Krieg. Krieg ist die größte mentale Verwirrung der Menschheit, die brutalste Konfliktlösung. Irrsinn gewordene Realität. Die Angst. Töten und getötet werden. Das Grauen und die Gräuel des Kriegs sind ein Angriff auf die menschliche Seele, zersetzten Ethik und Moral, Gewalt und Leid werden Geschwister.”

 

Kriegstrommeln werden immer geschlagen. Das Abschlachten geht weiter. Immer. Weiter.
Ich weiss nicht, warum ich noch lebe

Salzburg Ecowin-Verl. 2014

Salzburg Ecowin-Verl. 2014

Alles Schöne und Gute scheitert nur an der Unruhe

21. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

Einsamer Spaziergänger, weltabgewandter Poet, literarischer Labyrinthgänger und Legende, verirrte sich gezielt und erprobte als kühner Schreibtischtänzer neue Tanzfiguren. Der Tänzer Robert Walser lässt sich nicht mit Begriffen fassen und eindeutig festlegen. Er setzte sich seiner Zeit aus, indem er sich von ihr löste, distanzierte, wenn sie ihn einzuholen drohte.

 

„Sind nicht Tanzende glücklich, und sucht man nicht im Glück weiter nichts als Vereinfachung, sich dies freilich nie und nimmer gestehend, weil die Eitelkeiten nicht gern irgend etwas zugeben, was vielleicht nicht ausnehmend intelligent ist. Ein Tanz ist vielleicht eine Erlösung aus einer Menge von Intelligentheiten. Muß ich Intellektualist dies nicht sehr gut wissen?”

 

Für einen Intelligenten ist es eine feine Freude, an nichts zu denken.

 

Tanz auf den Rändern. Robert Walsers »Jetztzeitstil« von Peter Utz

Leben und Sterben im Gebirge

18. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Ein freundliches Gefühl überkam ihn bei dem Gedanken an sein Bein, an dieses morsche Stück Holz, das ihn solange durch die Welt getragen hatte. Gleichzeitig wusste er nicht mehr, ob er das jetzt noch dachte oder ob er schon träumte. Er hörte ein Geräusch, ganz nahe an seinem Ohr. Ein sanftes Wispern, so als spräche jemand mit einem kleinen Kind. ‚Es ist doch schon spät’ hörte er sich selbst sagen. Und es war als schwebten seine eigenen Worte einige Augenblicke vor ihm in der Luft, ehe sie im Licht des kleinen Mondes im Fenster zerplatzten. Er spürte einen hellen Schmerz in seiner Brust und sah zu, wie sein Oberkörper langsam nach vorne sank und sein Kopf mit der Wange auf der Tischplatte zu liegen kam. Er hörte sein eigenes Herz. Und er lauschte der Stille, als es zu schlagen aufhörte. Geduldig wartete er auf den nächsten Herzschlag. Und als keiner mehr kam, ließ er los und starb.”

 

Andreas Egger kommt als uneheliches Kind auf den Hof des Onkels, der ihn „zum Knecht und zum Krüppel” prügelt. Er wird Holzfäller, Seilbahnbauer und Wanderführer. Egger hat keine Angst, aber auch kein Glück. Er verliert Marie, die Liebe seines Lebens in einer Lawine. Es folgt der Rückzug in die Einsamkeit, oberhalb der Lärmgrenze im Gebirge. Kein gutes, aber ein stilles, schlichtes, schweigsames, stoisches, klagloses Leben und Sterben eines Außenseiters.

 

Ein ganzes Leben, Roman von Robert Seethaler

München Hanser 2014

München Hanser 2014

Institutionalisierter Raubzug

17. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

Er erpresst Staaten. Er plündert Kontinente. Er hat Generationen von Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft genommen und ist dabei zur mächtigsten Finanzorganisation der Welt aufgestiegen: Die Geschichte des IWF gleicht einem modernen Kreuzzug gegen die arbeitende Bevölkerung auf allen fünf Kontinenten.
Die Vergabe von Krediten durch den IWF hat die Erzwingung neoliberaler Reformen zur Folge: Auf der einen Seite fördert diese Praxis Hunger, Armut, Seuchen und Kriege, auf der anderen begünstigt sie eine winzige Gruppe von Ultrareichen, deren Vermögen derzeit ins Unermessliche wächst – alles im Namen der Stabilisierung des Finanzsystems.

 

„Dabei setzt der IWF weder Waffen noch Soldaten ein, sondern bedient sich ganz einfach der Mechanismen des Kapitalismus, genauer gesagt: der Kreditwirtschaft. Gerät ein Land in finanzielle Schwierigkeiten, ist er zu Stelle und bietet Unterstützung in Form von Krediten an.”

Marburg Tectum 2014

Marburg Tectum 2014

 

Die dramatischen Folgen der Politik des IWF, und wer davon profitiert - Hier steht es geschrieben: Weltmacht IWF Chronik eines Raubzugs 

Morgenstund ist ungesund

12. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

Der frühe Vogel fängt den Wurm – aber der frühe Wurm wird vom Vogel gefressen. Aufstehen im Dunkeln?
„Menschen haben unterschiedliche Schlafbedürfnisse: Manchen reichen drei Stunden, manche brauchen elf bis zwölf Stunden, um ausgeschlafen zu sein. Das ist so, wie es große und kleine Menschen gibt. Die sind deswegen nicht gut oder böse. Aber in unserer westlichen Industriegesellschaft wird jemand, der nur drei Stunden Schlaf braucht und die Nachstunden mit Arbeit verbringt, als besonders erfolgreich angesehen. Langer Schlaf wird hingegen abgelehnt.”

 

Seit Edison 1879 die erste Glühbirne erfand, wird es immer schwieriger, ein wirklich dunkles Örtchen zu finden. Wir leiden unter der Lichtverschmutzung und dem Leben gegen den Bio-Rhythmus. Dabei zählt ausreichend guter Schlaf zu den wichtigsten Ressourcen für die Gesundheit und unser Wohlbefinden. Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft zeigt den Weg zur Oase der Ausgeschlafenheit. Wir sollten z.B. tagsüber nach draußen gehen, spätabends und nachts helles Licht meiden, auf unseren Chronotyp achten, die Sommerzeit abschaffen, bei Schicht- und Nachtarbeit umdenken, die Schule später beginnen lassen. Und überhaupt: Helden machen Pausen.

München Hanser 2014

München Hanser 2014

Liebes-Rituale

7. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Zweifellos ist die Erotik für den homo sapiens das mächtigste Bindung stiftende Ritual. Aber bereits in der Antike gilt der Eros als Binder und Löser. Bei modernen Paaren hat sich da nichts geändert. Erotik leitet die Bindung ein – und verstärkt sie, aber sie ist auch einer der häufigsten Gründe, dass sich Beziehungen wieder auflösen.”

 

Die Grundthese: Liebende festigen ihre Beziehung durch unbewusste Rituale. Je mehr die Macht der Rituale verschwindet, desto größer die Gefahr des Scheiterns. In der Paaranalyse wird in einer Rekonstruktion der guten Rituale deutlich, weshalb und wann sich eine Liebesbeziehung in Entwertung hineinentwickelt hat. So lässt sich die Frage klären, ob eine gemeinsame Zukunft gelingen kann, oder es mehr Sinn macht, sich zu trennen und die zu Reparaturen nötige Energie für den Aufbau einer neuen Beziehung zu verwenden. Das Ziel: Störungen in den Ritualen der Partnerschaft erkennen, verstehen, im günstigsten Fall überwinden. Wo das nicht gelingt: abfinden, oder aber trennen.

Stuttgart Klett-Cotta 2014

Stuttgart Klett-Cotta 2014

 

„Wer ein Familienleben betrachtet und seinen Humor nicht verloren hat, wird sich eingestehen, dass Verben wie improvisieren, basteln und durchwursteln sich eher eignen, den Alltag zu beschreiben, als planen, gestalten, optimieren”

 

Rilke: Was heißt schon siegen? Überstehen ist alles!

 

Unbewusste Rituale in der Liebe : Einführung in die Paaranalyse

LiebesKummer

5. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

Wer übermäßig liebt oder geliebt hat, weiß, dass Liebe lebensgefährlich sein kann.

 

„Meine Situation ist die schlimmste von allen denkbaren; ich liebe sie, und sie ist nicht hier. Warum nicht wegfahren, aber wohin? Sie ist überall weg, es würde nichts bringen, an einen anderen Ort zu fahren, an dem sie nicht ist, es würde alles nur noch schlimmer machen; ich wäre allein an einem Ort, an dem sie nie gewesen ist.”

 

Vernunft und Kraft sind aufgebraucht. Ein schwacher und feiger, stiller und vorsichtiger, ein aufrichtiger, kompromissloser Mensch, der im Liebesschmerz unaufdringlich darüber schreibt, wie er ein schwieriger, ehrlicher Mann werden will. Tomas Espedal, Wider die Natur

 

„Mit jemand leben, der nicht da ist, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Wir kauften immer drei Flaschen Wein und tranken zwei davon, jetzt trinke ich drei allein. Lebe mit dir, ob du willst oder nicht, ob ich will oder nicht, ob du hier bist oder nicht. Traue meinen Ohren nicht, nicht meinen Augen, meinen Händen auch nicht; sie umarmen dich noch immer.”

Berlin Matthes u. Seitz 2014

Berlin Matthes u. Seitz 2014

Das beste Accessoire

3. November 2014 von Wolfgang Köhle

 

„Die Welt ist so amerikanisiert, dass die Menschen hässlicher aussehen als je zuvor. Ich unterscheide zwischen wirklicher Mode und dieser grauenvollen Massenproduktion. Die Leute kaufen sich schreckliche Klamotten, die nichts mit ihrer Persönlichkeit zu tun haben. Letztlich sehen neunzig Prozent der Menschen heute wie uniformiert aus.”

 

Sie ist der Scotch-Whisky der Mode, der Jaguar der Couture und noch immer Punkrockerin. Eine Ikone als Modedesignerin, Aktivistin, Mitbegründerin des Punk, globale Marke und Großmutter. Sie ist eine lebende Legende: Vivienne Westwood.

 

Konventionen sind da, um sich über sie hinwegzusetzten. Die einfachste Art ist Mode à la Punk. Radical chic hin oder her, die Punkrockerin ist überzeugt:

„Das beste Accessoire? Ein Buch”

<a href="http://vlb-browser.vorarlberg.at/?itemid=|vorarlberger-marc|VLB01+001055486">Köln Eichborn-Verl. in d. Bastei Lübbe 2014</a>

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