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VLB BLOG - Februar 2015

 

Alles zu meiner Zeit

27. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

 

„ ‚Ich habe (viel) Zeit’ wirkt tendenziell suspekt. Wie überhaupt das Aushalten von Muße, Nichtaktivität oder Stille zur mächtigen Herausforderung mutiert. Innehalten als verdächtiger, unerträglicher Stillstand. Ebenso wie das Warten.”

Temposophen wissen, dass nicht die Zeit vergeht, sondern wir es sind, die vergehen.
Anders verspricht unser Zeit-„Geist” Erfolg mit dem Slogan: Survival of the fastest.
Dabei können wir uns Zeit lassen, da wir dank Woody Allen wissen: „Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.”

„Jemand der behauptet, er habe ‚keine Zeit’ lügt, scherzt oder sitzt schlicht einem Irrtum auf. Er bekundet gleichzeitig damit ja auch, dass er eine Menge Zeit hat – er verwendet sie aktuell nur für etwas Anderes, noch Wichtigeres. Viele haben nicht zu wenig Zeit, sondern zu viel zu tun. Zu viele Bedürfnisse.”

Bevor uns der Tod von der Zeit durch radikale Zwangsentschleunigung scheidet, gedenken wir des Alt-Bayerischen Spruches:

Des meiste dahockt ma
Des wenigste darennt ma


Ach du liebe Zeit

Geodiversität – meinten Sie Biodiversität?

26. Februar 2015 von Mag. Thomas Feurstein

 

Seijmonsbergen, Arie C., u.a.: Geodiversität von Vorarlberg und Liechtenstein. Bern 2014

 

Wer in Google nach Geodiversität sucht, erhält eine für moderne Suchmaschinen verschwindende Zahl an Treffern und wird sogar gefragt: „Meinten Sie Biodiversität?”.

Die Autoren der zweisprachigen Studie (deutsch, englisch) sind Forscher der Universität Amsterdam, die sich seit vielen Jahren mit der Geologie und dem Formenschatz Vorarlbergs beschäftigen. Als wichtigste Grundlage für die Geodiverstätsforschung führen sie eine vollständige Kartierung der Landschaftsformen eines Gebiets durch. Es werden nicht nur spektakuläre Formationen erfasst, sondern die gesamte Landschaft, also auch „normale” Gebiete, in denen Menschen, Tiere und Pflanzen vorkommen. Als Resultat entsteht eine digitale Geodatenbank, in der Beobachtungen der Forscher mit Daten anderer Quellen kombiniert werden.

Bern Haupt 2014

Bern Haupt 2014

 

In vier Modellregionen (Nenzing; Lech; Götzis, Klaus, Fraxern, Weiler und Malbun in Liechtenstein) werden besonders schützenswerte Landschaftsformen identifiziert, nach Bedeutung gereiht und im Detail beschrieben. Am Beispiel Lech sind es vor allem vom Gletscher geschaffene Moränen, aber auch die bekannten Gipstrichter, die ihre Entstehung dem Karst zu verdanken haben. Sie werden etwa als seltene Landschafsform eingestuft, die als Lehrbeispiel für Sulfatkarst gilt. Hier wird anhand der Karte die Bedrohung durch die Infrastruktur des Wintersports besonders deutlich.

Die Studie will zum besseren Verständnis und zur Wertschätzung der vielfältigen Landschaften in Vorarlberg und Liechtenstein beitragen. Die Autoren versuchen eine Brücke zu schlagen, zwischen der akademischen Forschung und der raumplanerischen Praxis. Sie beenden ihren Ausblick mit den Worten: „Wir hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger die Herausforderung erkennen und aufnehmen – die Geodiversität ist es wert”.

Ordnung

24. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

 

Es gibt keine Ordnung der Dinge (a priori).

„Bekümmert beobachtete ich diese Anzeichen einer geistigen Störung bei meinem Freund. Er erläuterte mir, dass er an einem System mit Fraktalen arbeite, damit er seine Bücher jederzeit nach dynamischen – und wie er betonte, völlig neuartigen – Kriterien umstellen könne. Wenn er also gute Gründe fand, ein Werk vor dem Vergessen zu retten oder es zu anderen Texten in einen neuen Bezug zu setzten, dann gab er ihm einen Platz im Bücherschrank. Er trat mit solcher Vehemenz für die Abschaffung von thematischen Katalogen ein, dass es ihm gelang, mich ein paar Tage zu verunsichern.”

Zwei Gefahren hören nicht auf, die Welt zu bedrohen: Die Ordnung und die Unordnung

„Ich habe nie mit eigenen Augen gesehen, wie das Schema von Carlos’ Klassifikation in der Praxis eigentlich funktionierte.

Berlin Insel-Verl. 2014

Berlin Insel-Verl. 2014

… Aber von unseren gemeinsamen Freunden erfuhr ich, dass er weiter an seiner Kartei arbeitete und viele Stunden dem Studium der komplexen Mathematik widmete und dass er, zum Erschrecken der meisten, nicht nur Anzeichen von Erschöpfung, sondern auch von Verwirrung zeigte.”

Das Papierhaus. Erzählung von Carlos Maria Dominguez.

κρίσις

20. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

 

Krise, altgriechisch krínein: trennen und (unter-)scheiden, entscheidende Wendung.
Zum Ursprung der Neu-Griechischen Krise gibt es zwei Theorien.

Verschwörungstheorie:
„Die Beiträge der EU u.v.a. von Deutschland stellen für einen Großteil der Bevölkerung nicht wirklich Hilfe dar, sondern eher ein Mittel, um Griechenland zu unterjochen. Sie trachten danach, den Süden verarmen zu lassen, ihm jeden Wohlstand zu nehmen, seine Ressourcen auszubeuten (sagenhafte Vorräte an Öl und Erdgas südlich von Kreta), um so zu billigen Arbeitskräften zu kommen.”

Wirtschaftstheorie (Auch keine exakte Wissenschaft):
„Diese Sicht, die von vielen Finanzexperten geteilt wird, besagt, dass die Kur, die vom internationalen Währungsfond, der EU und der EZB gegen die griechische Krise verschrieben wurde, schlimmer war als die Krankheit. Wie die Ärzte der Vergangenheit, die Sterbenskranken zur Ader ließen, um sie zu heilen, schwächten die Kreditgeber Griechenland durch die Verordnung extremer Sparsamkeit und ermordeten so seine Wirtschaft. Die Folge waren fünf Jahre der Deflation am Stück!”

Die Deutschen sind an allem schuld

München Kunstmann 2014

München Kunstmann 2014

Wird die Krise nicht überwunden, so spricht man von einer Katastrophe (wörtlich in etwa „Niedergang”).

11. Gebot: Du sollst lesen

18. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

 

Lesen als Motiv. In der Literatur und in der bildenden Kunst:
Lesen und lesen lassen

Bücher von Eugen Roth

Ein Mensch, von Büchern hart bedrängt,
An die er lang sein Herz gehängt,
Beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
Eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs äußerste ergrimmt,
Er ganze Reihn von Schmökern nimmt
Und wirft sie wüst auf einen Haufen,
Sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag,
Am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt ihn ungerührt
Und ist dann plötzlich doch verführt,
Noch einmal hinzusehn genauer -
Sieh da, der schöne Schopenhauer...
Und schlägt ihn auf und liest und liest,
Und merkt nicht, wie die Zeit verfließt...
Beschämt hat er nach Mitternacht
Ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stellt er auch eigenhändig
Den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
Schützt diesen auch vor Zwangs-Vollstreckung.
Kurzum, ein Schmöker nach dem andern
Darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben Taten
Beinah schon hätt den Geist verraten,
Ist nun getröstet und erheitert,
Daß die Entrümpelung gescheitert.

Hamburg Atlantik 2014

Hamburg Atlantik 2014

Welt der Bücher

13. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

 

Der Sohn pubertiert gemütlich vor sich hin und ist das erste Mal verliebt. Die Tochter ist im Kindergarten versorgt, der Ehemann hat einen guten und gut bezahlten Job im Verlagswesen.
Aus einer Schnapsidee im Urlaub wird Wirklichkeit: Die Familie zieht von Hamburg nach Wien und erwirbt ohne Geld, ohne Wohnung und ohne Erfahrung eine Traditionsbuchhandlung. Der Weg in die Selbstständigkeit ist gepflastert mit alltäglichem Unbill. Der Kampf gegen Amazon, der Umgang mit schwierigen Kunden, Geldnot, Platznot, und Arbeit, Arbeit, Arbeit hinterlassen Spuren:

„Oliver und ich haben das Ganze überstanden. Wir haben uns nicht getrennt. Wir reden noch miteinander und schlafen im gleichen Bett. Ein paar Kratzer sind wohl zurückgeblieben, ein paar Blessuren, die uns zeigen, dass auch wir verletzlich sind, dass uns ganz banale Dinge völlig aushebeln können. Wahrscheinlich haben wir das dringend gebraucht, um die kommende Zeit wieder genießen zu können. Denn eigentlich haben wir ein cooles Leben.”

Köln DuMont Literatur u. Kunst Verl. 2014

Köln DuMont Literatur u. Kunst Verl. 2014

 

Ein fröhlicher Einblick in die Welt der Bücher: Meine wundervolle Buchhandlung

Wanderlust

10. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

„Ich bin den Brown-Mountain-Trail fünfzehn Meilen weit SPLITTERFASERNACKT gewandert, ohne einer Menschenseele zu begegnen, dafür aber Rehen und Vögeln, und das hat mich sehr glücklich gemacht.”

Heftige Ausbrüche von Liebe und Hass. Keine Zeit zu essen, geschweige denn zu denken.
Am Anfang ist immer alles perfekt, aber schnell wird er eines Orts überdrüssig, und im Nu beginnt er herumzukritteln: Bruce Chatwin, Nomade, Kunstexperte, Reiseschriftsteller, endlos abwesend, weltklug, Geschichtenerzähler mit Elementen der Reportage, Autobiographie und Ethnologie.

„Welche Schönheiten auch immer ich auf meinem Weg sah;
Ihnen galt nur mein Besuch; doch meine Heimat bist du.”

Bruce Chatwin. Der Nomade. Briefe 1948 - 1988

München Hanser 2014

München Hanser 2014


Beginnend in früher Jugend, lebenslang fortgeführt. Vermutlich eines der letzten Beispiele einer traditionellen Form der Mitteilung, die möglicherweise verschwindet.

Schöntrinken

5. Februar 2015 von Wolfgang Köhle

Männer müssen nicht schön sein, aber sie können, wenn sie wollen. Dennoch ist Schönheit weiblich. Wem es an diesbezüglicher Erfahrung mangelt: Schöntrinken ist möglich:

„Ist uns das Geschlecht, das wir das schöne nennen, nicht schön genug, dann können wir es einfach schöntrinken. Mit dem Segen der Wissenschaft fällte es leichter. Psychologen der Roehampton Universität London haben bestätigt, dass Alkohol unsere Fähigkeit, Symmetrien zu erkennen, spürbar beeinträchtigen kann. Ein Gesicht, so ihre Ausgangshypothese wird desto schöner und attraktiver empfunden, je symmetrischer eine Form ist. In Kurzform: Symmetrie gleich Sympathie. Nüchterne Propanden präferierten bei einem Wahrnehmungsexperiment deutlich stärker die symmetrischen Bilder und konnten außerdem besser als die angetrunkenen erkennen, welche Gesichter tatsächlich symmetrisch waren.”

Versteh einer die Evolution, bzw. die Männer, bzw. die Frauen:

München Coll. Rolf Heyne 2013

München Coll. Rolf Heyne 2013


„Männer scheinen anfälliger dafür, ihren Blick für Symmetrie in angesäuselten Zustand zu verlieren, als Frauen. Diese sind sich offenbar ihrer Standards sicherer, vielleicht ein Ergebnis der Evolution, die ein nüchternes Urteil braucht, wenn der richtige Partner für die Paarung und Fortpflanzung ausgewählt werden soll.”

Die Geschichte der Schönheit

Das ist der Hit!

3. Februar 2015 von Harald Eberle

 

Die Vorarlberger Landesbibliothek sammelt seit vielen Jahren Tonträger wie Musikkassetten, Schallplatten oder CDs von Vorarlberger Interpreten. Da diese Tonträger vom Zerfall bedroht sind, wurden sie digitalisiert, um sie der Nachwelt zu erhalten. Jetzt sind bereits 2469 Tonträger mit 63.744 Tracks und einer Laufzeit von 2058 Stunden digitalisiert und von den Arbeitsplätzen im Gebäude der Landesbibliothek abrufbar. Das Angebot erstreckt sich von der Volksmusik, über die Volkstümliche Musik, Pop, Rock, Jazz, Kinderlieder, Produktionen von Musikvereinen bis hin zur klassischen Musik.

Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Beispiele:

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