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VLB BLOG - Juli 2015

 

Homo rapiens

31. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

Es ist nicht leicht, die kulturelle Evolution als Beweis für die Sinnhaftigkeit des Urknalls anzuführen.
Als homo idioticus ist der menschliche Beitrag für das Voran-Scheitern der Evolution kein geringer. Selbst aus der Geschichte lernen wir nicht, dass wir nichts lernen.

„Der Mensch hält sich für besser als er ist. Nicht Homo sapiens ist er geworden, sondern Homo rapiens – Raubtier Mensch – geblieben” meint John Gray, Professor für europäische Ideengeschichte, in Raubtier Mensch - die Illusion des Fortschritts

Stuttgart Klett-Cotta 2015

Stuttgart Klett-Cotta 2015

Sammelsurium

29. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

Die interessanteste Unterhaltung nach der Erotik ist das Sammeln von Büchern – so ein griechisches Sprichwort. Bis zur Renaissance wurde hauptsächlich Schönes und Wertvolles gesammelt, und hauptsächlich von Fürsten. Dann verlegte man sich auf das Wunderliche und Exotische, natürlich auch nur Leute, die es sich leisten konnten: Hörner von Einhörnern oder präparierte Organe. Im Zeitalter der Massenproduktion erfasst die Sammelleidenschaft die Massen und kann Plastikbecher ebenso betreffen wie Kataloge von Bowlingbahnen. Werden Dinge in Serie gefertigt, sind vollständige Serien das Ziel der Sehnsucht. Aber Vorsicht: Das Sammeln kann bis hin zu Mord und Totschlag führen.

Das wichtigste Stück einer Sammlung ist das, was ihr noch fehlt. Dabei ist die Kunst nicht das Sammeln, sondern das Wegschmeißen (des Richtigen).

Phillip Blom, Sammelwunder Sammelwahn

München Dt. Taschenbuch-Verl. 2014

München Dt. Taschenbuch-Verl. 2014

Überforderung ist ein vorübergehender Zustand

27. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

„Alles was er mit Edith an Streit zustande bringt, ist hässliches Gezänk. Seit Wochen machen sie einander Vorhaltungen wegen unliebsamer Angewohnheiten. Meistens reagieren sie mit Schweigen auf die Vorwürfe des anderen, manchmal bricht ein Streit auf, der von den zwei, drei immer gleichen Charakterzügen genährt wird, die sie aneinander kritisieren. Streit, der keinem von beiden neue Erkenntnisse brachte, was ihr Zusammenleben oder das Leben im Allgemeinen betrifft.”

Walter wird nach zehnjähriger Ehe verlassen. Damit er nicht alleine zurückbleibt, packt er seinen Rucksack. Ab geht’s nach Griechenland. Vielleicht ist der Mensch weniger komplex, als er gerne sein möchte, denkt Walter.

„Sein unentschuldigtes Fernbleiben wird ihn diese Stelle nicht kosten, und wenn doch, ist dafür gesorgt, dass er alle nötige finanzielle und ideelle Unterstützung bei der Arbeitssuche erhält. Sein Versicherungsberater hat ihm eine beeindruckende Liste von Eventualitäten aufgezählt, gegen die er versichert ist. Seine Altersvorsorge stützt sich auf drei Säulen. Woran liegt es also, dass er seiner Situation so wenig Vertrauen entgegenbringt? Ausgerechnet hier, denkt er, in einem Land, in dem kein Stein auf dem anderen bleibt. Oder vielleicht gerade deshalb, weil sich hier zeigt, wie leicht das Vertrauen erschüttert wird.”

Lorenz Langenegger, Bei 30 Grad im Schatten

Salzburg Jung u. Jung 2014

Salzburg Jung u. Jung 2014

Jedem Zauber wohnt ein Ende inne

24. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

„Als Paartherapeut habe ich viele Gespräche mit Geliebten, Liebhabern, Betrogenen und Betrügern geführt, die auf Wege und Lösungen gekommen sind, sich im Gewirr von Betrug und Faszination, von Lüge und Geständniszwang, von Kränkung und Wut, von Einsamkeit und Hochgefühl zurechtzufinden. Dieses Buch ist keine Empfehlung, fremdzugehen und sich auf Seitensprünge einzulassen. Sondern ein Plädoyer, sie mit Anstand, Würde und Stil zu leben.”

Wie gehen vernünftige Menschen im 21. Jh. auf respektvolle Weise mit dem Fremdgehen als die Untreuen und als diejenigen, denen Untreue widerfährt, um? Affären sind ebenso häufig wie nichteinklagbare Scheidungsgründe. Ein Buch über Mythen, Scheinwahrheiten und anderen Unfug der Untreue.

„Dieses Buch ist kein einfacher Ratgeber. Schön wär’s, wenn man mit ein paar Tipps gut über kritische Situationen hinwegkäme nach dem Motto: ‚Fremdgehen – leicht gemacht.’ Oder: ‚Betrogen werden? halb so wild.’ Doch es ist nicht leicht gemacht, und es ist ganz wild.”

Wenn Liebe fremdgeht

Berlin Ullstein-Taschenbuchverl. 2013

Berlin Ullstein-Taschenbuchverl. 2013

Wer Wind sät

21. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

Können Staaten nicht mittels immerwährender Zinsknechtschaft in die Knie gezwungen werden, ist Geopolitik bloß eine Fortsetzung des Imperialismus mit anderen Mitteln. Aber wer Wind, sät wird Sturm ernten. Westliche, allen voran US-Amerikanische und britische militärische Interventionen im Nahen und Mittleren Osten zeigen desaströse Folgen, darunter Terror, Staatszerfall und der Siegeszug islamischer Milizen. In der Geopolitik geht es nicht um Menschenrechte und Demokratie, it’s the economy, stupid!  Leider kein Polit-Thriller, sondern Realität:

„Wer die Konflikte der Gegenwart, darunter den Vormarsch des Islamischen Staates, den Atomkonflikt mit dem Iran oder den Krieg in Syrien, verstehen will, muss sich mit westlicher Politik befassen, ihrer Einflussnahme auf die Region seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Selbstverständlich ist sie nicht der alleinige Brandstifter, aber ein sehr verlässlicher. Angefangen mit dem Sturz Mossadeghs im Iran 1953, dem Sündenfall schlechthin. Wie die folgenden Ausführungen zeigen werden, hat sich das Grundmuster westlicher Interventionen in der arabisch-islamischen Welt über Jahrzehnte hinweg kaum verändert. Allem voran die Neigung, die Konfliktparteien in ‚gut’ und ‚böse’ zu unterteilen.”

Wer den Wind sät

München Beck 2015

München Beck 2015

Der Kanon der 60er

20. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

Je abstrakter die Theorie, desto relevanter ist sie für die Wirklichkeit. Bücher haben wichtigere Aufgaben, als wahr zu sein.

„Heute, wo die intellektuellen Energien von ‚68 in schwach glimmende Substanzen zerfallen sind, fällte es schwer, sich die Faszination eines Genres zu vergegenwärtigen, das Generationen von Lesern in seinen Bann gezogen hat. Theorie war mehr als eine Folge bloßer Kopfgedanken; sie war ein Wahrheitsanspruch, ein Glaubensartikel und ein Lifestyle-Accessoire. In billigen Taschenbüchern breitete sie sich unter ihren Anhägern aus, in Seminaren und Lesegruppen etablierte sie neue Sprachspiele. Die Frankfurter Schule, der Poststrukturalismus und die Systemtheorie wurden zu Marken mit Bestsellerauflagen.”

Über den Merve-Verlag, das Gedachte und das Geschehene der theoretischen Praxis in den 60ern und 70ern, in Der lange Sommer der Theorie.

München Beck 2015

München Beck 2015

Voluntourismus

14. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

In den zahlreichen Waisenhäusern in Ghana dürfen sich Besucherinnen und Besucher gegen ein Entgelt von bis zu 3.000 US-Dollar pro Monat um Waisenkinder kümmern, mit ihnen spielen, Hausübungen machen und kochen. Mindestqualifikationen sind dabei keine nötig, auch die „Einsatzdauer” bestimmt allein der oder die Freiwillige. Das Erschreckende dabei: 90 Prozent der vermeintlichen Waisenkinder haben Familie und werden von den Betreibern der Waisenhäuser bei armen Familien mit dem Versprechen, gut für sie zu sorgen, rekrutiert.

 

„Die Antworten auf diese Fragen sind unangenehm. Denn sie haben mit uns zu tun. Mit unserem Bild von Afrika. Mit dem Wunsch, diesem Afrika zu helfen. Und mit einer Industrie, die diesen Wunsch kommerzialisiert. Die ihr Angebot an der Nachfrage ausrichtet – und mit touristischen Einsätzen in afrikanischen Waisenhäusern einen Tophit gelandet hat. Doch die Lieferkette dieses Geschäfts ist lang, und sie wird auf dem Rücken vieler Verlierer geflochten.”

 

Wie kaum ein anderes Projekt in der Entwicklungszusammenarbeit offenbart dieses Geschäft mit dem Freiwilligentourismus die fatale Kombination von Solidarität, Paternalismus und gewiefter Geschäftemacherei.

 

Das Gegenteil von Gut... ist gut gemeint

Wien Seifert 2015

Wien Seifert 2015

134340

10. Juli 2015 von Mirella Sprenger

 

Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto. Die 9 Planeten unseres Sonnensystems konnte ich schon mit 6 wie aus der Pistole geschossen aufzählen.
Mein Lieblingsplanet: nicht Saturn, sondern Pluto, geheimnisvoll und exzentrisch, sowohl astronomisch als auch bildsprachlich gesehen...zumindest bis zur Entdeckung des Kuipergürtels. Da wurde Pluto auf einen Schlag zum 08/15 Objekt und 2006 von der IAU (International Astronomical Union) sogar zu einem Zwergplaneten degradiert!
Wie es genau dazu kam „und warum er es nicht anders verdient hat”, erzählt Mike Brown, der durch seine Entdeckungen am Rande des Sonnensystems sozusagen Schuld an der Herabstufung von (134340) Pluto ist, humorvoll und spannend in:

Wie ich Pluto zur Strecke brachte

Das bisher beste Bild von Pluto und seinen Monden - aufgenommen vom Hubble-Weltraumteleskop am 15. Februar 2006 Credit:  NASA, ESA, H. Weaver (JHU/APL), A. Stern (SwRI), and the HST Pluto Companion Search Team

Das bisher beste Bild von Pluto und seinen Monden - aufgenommen vom Hubble-Weltraumteleskop am 15. Februar 2006 Credit: NASA, ESA, H. Weaver (JHU/APL), A. Stern (SwRI), and the HST Pluto Companion Search Team

Fast 10 Jahre nach der heftigen Debatte um seinen Planetenstatus wird Pluto in den nächsten Wochen wahrscheinlich/hoffentlich wieder in aller Munde sein. Mitte Juli bekommt er Besuch von der Raumsonde „New Horizons”, die gestartet wurde als 134340 sich noch „Planet” nennen durfte.


Pluto und sein Mond Charon vor 2 Tagen - aufgenommen von New Horizons am 8. Juli 2015 Credits: NASA-JHUAPL-SWRI

Pluto und sein Mond Charon vor 2 Tagen - aufgenommen von New Horizons am 8. Juli 2015 Credits: NASA-JHUAPL-SWRI

Lachen ist die beste Medizin

8. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

Die Medikamentisierung unserer Gesellschaft schreitet voran. Krankheiten werden erfunden, Grenzwerte manipuliert, Risiken aufgebauscht. Die korrupte Pharma-Industrie macht Gewinne und schadet uns allen.

„Es ist was faul im Reich der Medizin. Wir alle spüren das irgendwie, scheuen uns aber, es uns einzugestehen. Wir möchten weiterhin glauben, dass die Medizin ‚evidenzbasiert’ ist, dass unsere Ärzte wachsam und gut informiert sind, dass die Gesundheitsbehörden nicht länger zulassen, dass man uns nutzlose und gefährliche Medikamente verkauft. Wie in diesem Buch zu lesen sein wird, werden die ‚Beweise’, auf die man sich stützt, fortwährend manipuliert. Die Forschungslabore verschweigen die Risiken. Die Ärzte erhalten ihre Weiterbildung und ihre Informationen von der pharmazeutischen Industrie. Die Gesundheitsbehörden lassen ungeniert vollkommen wirkungslose Medikamente zu. Auf allen Ebenen hat der Profit der Wirtschaft Vorrang vor den Interessen der Patienten.”

Das schreiben Whistleblower in Big Pharma

München (u.a.) Piper 2015

München (u.a.) Piper 2015

Hohe Stimme, komischer Gang

6. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

Zu den Armutserfahrungen in der französischen Provinz gesellen sich homophobe Erniedrigungen und brutale Peinigungen. Grausam und schockierend umso mehr, weil das die authentische Geschichte eines Kindes ist, das seine eigene Homosexualität entdeckt und erfährt, dass es besser ist, krank zu sein als schwul, Alkoholiker, Arbeitsloser oder was auch immer.

„Ich musste fliehen. Zuerst kommt man nicht darauf zu fliehen, weil man gar nicht weiß, dass es ein Anderswo gibt. Man weiß nicht, dass die Flucht überhaupt eine Option ist. Zunächst versucht man zu sein wie die anderen, und so bemühte auch ich mich, zu werden wie die anderen. Ich durfte mich nicht mehr so verhalten wie bisher. Ich musste meine Gestik beim Sprechen unter Kontrolle bekommen, musste lernen, mit tieferer Stimme zu reden, und ausschließlich männertypischen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Mehr Fußball spielen, keine Schlagersendungen mehr sehen, andere Schallplatten hören. Allmorgendlich im Badezimmer wiederholte ich für mich dieselbe Formel, ununterbrochen, so oft, dass sie schon ihren Sinn verlor, zu einer reinen Abfolge von Lauten und Silben wurde. Ich sagte sie auf und begann sofort von neuem: Heute bin ich ein echter Kerl.

Das Ende von Eddy, ein Roman von Èdouard Louis

Frankfurt am Main Fischer S. 2015

Frankfurt am Main Fischer S. 2015

Kooperation

3. Juli 2015 von Wolfgang Köhle

 

„Ein neues Wirtschaftssystem – die Kollaborativen Commons – betritt die ökonomische Weltbühne. Sie sind das erste neue ökonomische Paradigma seit dem Aufkommen von Kapitalismus und Sozialismus im frühen 19. Jahrhundert, das Wurzeln zu fassen vermag. Und sie bringen einen grundlegenden Wandel in der Organisation unseres Wirtschaftslebens, der sowohl die Möglichkeit einer drastischen Verringerung der Einkommenskluft als auch einer Demokratisierung der Weltwirtschaft und die Chance zum Aufbau einer ökologischen nachhaltigen Gesellschaft in Aussicht stellt!”

Jeremy Rifkin, Gesellschaftstheoretiker, Visionär und Bestsellerautor in Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft

„Ich kann verstehen, dass das den meisten meiner Zeitgenossen ganz und gar unglaublich erscheint, so sehr, wie wir auf die Überzeugung konditioniert sind, der Kapitalismus sei für unser Wohl so unerlässlich wie die Luft zum Atmen. Aber trotz jahrhundertelanger erheblicher Anstrengungen seitens Philosophie und Wirtschaftswissenschaft, ihre Leitsätze auf der Basis von Naturgesetzten zu formulieren: ein ökonomisches Paradigma ist kein Naturphänomen, sondern lediglich ein vom Menschen erdachtes Konstrukt.”

Frankfurt/Main (u.a.) Campus-Verl. 2014

Frankfurt/Main (u.a.) Campus-Verl. 2014

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