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VLB BLOG - Februar 2016

 

Evolutionstherapie

29. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

„Survival of the Fittest” wird standardmäßig mit „Überleben des Stärkeren” fehlübersetzt. Die richtige Übersetzung von „to fit” ist „passen”. „Survival of the Fittest” bedeutet im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie das Überleben der am besten angepassten Individuen. Passt’s no?, fragen sich an dieser Stelle alle Kritiker der Evolution, schließlich ist das und der Bessere der Feind des Guten. Die Evolutionstheorie erklärt das Überleben der Bestangepassten, nicht aber deren Entstehung. Sind zufällige Mutationen die Ursache etwa für Proteine, Flügel, Facettenaugen, Christkinder, Photosynthese und für den Reichtum der Arten? „Leben kann Neuerungen hervorbringen – es ist innovationsfähig. Und damit nicht genug: Es kann Neuerungen hervorbringen und gleichzeitig alles, was funktioniert, durch originalgetreue Vererbung beibehalten. Es kann das Neue erkunden und das Alte erhalten. Es ist fortschrittlich und konservativ zugleich.”

Wie bringt die Natur das Neue, das Bessere, das Überlegene hervor?
Arrival of the fittest erklärt, wie das Leben zum Schöpfer wird, wie das Neue in die Welt kommt.

Frankfurt/Main Fischer S. 2015

Frankfurt/Main Fischer S. 2015

Gynozän

25. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

Der kontinuierlichen technologischen Beschleunigung hinken die gesellschaftlichen Veränderungen hinterher. AkzelerofeministInnen, CyberfeministInnen, XenofeministInnen, TechnofeministInnen mit Interesse an der Schnittstelle von feministischer Theorie und Technologie wollen das ändern.
„Da die Vorgeschichte heutiger technowissenschaftlicher Überlegungen weiter zurückreicht als nur bis zum Cyberfeminismus des ausgehenden 20. Jahrhunderts, verstehen wir Technofeminismus als einen Sammelbegriff für jene kritischen und spekulativen Positionen, die Technologie nicht undifferenziert als eine männlich gesteuerte und verdammenswerte Entität, sondern als eine Fülle unterschiedlicher Werkzeuge und Praktiken betrachten, deren genderpolitische Bedeutung immer auch durch jene sozialen Kontexte bestimmt wird, die sie zugleich informieren und beeinflussen.”

Östrogen- oder Testosteron-Selbstversuche (no mind, no body is perfect!) sind das Mittel der Wahl für DIE Geschlechterverständigung.

Dea ex machina

Berlin Merve 2015

Berlin Merve 2015

Internationale Beziehungen verstehen

24. Februar 2016 von Jakob Lorenzi

 

Das Handeln von Staaten scheint auf den ersten Blick, besonders durch die mediale Brille, sehr einfach; Merkel will Europa dominieren, Putin verteidigt die Interessen Russlands und Obama ist sowieso an allem Schuld. Diese vereinfachte Sichtweise internationaler Politik ist populär, besonders in den Kommentarspalten von Zeitschriften-Homepages oder in diversen Internetforen und Netzwerken.

Dass internationale Politik aber nicht nur durch den Staat als Blackbox, personifiziert durch den Präsidenten oder die Kanzlerin, zu verstehen ist, wird häufig vergessen. Die Politikwissenschaften versuchen in der Disziplin „Internationale Politik” den Gegebenheiten und Phänomenen auf internationaler Ebene durch verschiedene Theorien eine gewisse Struktur zu verleihen. Ob nun die Staaten, die internationalen Institutionen, die innerstaatlichen Akteure oder die Normen ausschlaggebend sind – die Erklärungsansätze sind vielfältig und bunt.

Paderborn Schöningh 2015

Paderborn Schöningh 2015

 

Frank Schimmelfennig versucht in seinem Werk „Internationale Politik” dem Leser einen Überblick über die bisher definierten Haupttheorien zu geben. Zusätzlich führt er auch in diverse Problemfelder und Beziehungsmuster der internationalen Beziehungen wie die NATO, die EU, die neuen Kriege oder die Welthandelsordnung ein. Eine Lektüre des Werks könnte die Analysefähigkeit internationaler Beziehungen und zudem die Diskussionsqualität zur Freude aller wesentlich erhöhen.

Frank Schimmelfennig, Internationale Politik

Lizenz zur Kreativität / zur Publikation / zum Remix 4.0

18. Februar 2016 von Harald Eberle

 

Mit volare stellt die VLB über 85.000 Fotos zur Verfügung.  Nun sind die Objekte der Sammlungen Helmut Klapper, Risch-Lau sowie unsere historischen Landkarten unter der Lizenz CC BY 4.0 (Creative Commons Namensnennung 4.0 international) verfügbar.


Das heißt, Sie dürfen diese Objekte vervielfältigen, weiterverarbeiten oder verändern. Und das für beliebige Zwecke, sogar kommerziell! Einfach Urheber- und Rechteangaben angeben, zur Lizenz verlinken und schon steht ihrer Publikation nichts mehr im Weg.


Sie sind also herzlich eingeladen, unsere mit CC BY 4.0 lizenzierten Objekte für ihre Projekte zu verwenden.

Foto: Helmut Klapper, Vorarlberger Landesbibliothek, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">CC BY 4.0</a>

Foto: Helmut Klapper, Vorarlberger Landesbibliothek, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">CC BY 4.0</a>

Mäandertaler

16. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

Von Natur aus sind wir Geher, keine Sitzer. Gehen war und ist die archaischste, natürlichste und vollkommenste Art der Fortbewegung des homo erectus. Beim Gehen werden 600 Muskeln und hundert Gelenke aktiviert. Wie, wenn nicht beim Gehen oder Wandern kann man ein bewegtes Leben führen?

„Die Wanderung kostete um ein Vielfaches mehr als eine Zugreise erster Klasse, aber angesichts des körperlichen Wohlbehagens, des reichbestückten Informationsladens, des gesamten Kuriositätenkabinetts sowie dem Museum an Erinnerungen war das Unternehmen mehr als preiswert.”

Bei der Autogeographie kommt es nicht darauf an, schnell anzukommen, sondern lang auf dem Weg zu sein. Die wahre Könnerschaft ist das Mäandertalertum. Mäandertaler sind Menschen, die sich extrem langsam und ziellos fortbewegen. Wer sich nicht gehen lässt, kommt nicht wirklich vorwärts. Außerdem sollte man, „um sich recht daran erfreuen zu können, eine Wandertour alleine unternehmen. Wenn man in Gesellschaft geht oder auch nur als Paar, handelt es sich schon nur noch dem Namen nach um eine Wandertour; es wird zu etwas anderem und nimmt mehr die Natur eines Picknicks an. Man sollte sich allein auf eine Wandertour begeben, weil Freiheit essentiell dazugehört. Weil man in der Lage sein sollte, anzuhalten und weiterzugehen, diesen oder jenen Weg zu nehmen, wie die Laun einen gerade reitet. Und weil man sein eigenes Tempo gehen muss und nicht neben einem Wettkampfwanderer hertraben oder im Mädchentempo trippeln sollte.”

Alles läuft besser, wenn man mehr geht. Durch Welt und Wiese : oder Reisen zu Fuß, der neueste lesenswerte Band aus der beachtenswerten Serie Die andere Bibliothek.

Dystopie

11. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

Mitte des 21. Jahrhunderts ist Eurasien nach Revolutionen und Religionskriegen in isolierte stalinistische, christliche und islamische Kleinstaaten zerfallen. Das Sehnsuchtsland ist Telluria. Hier wird die Droge Tellur als Heilmittel verwendet und in Form von Nägeln in Köpfe gehämmert.

„Die besonderen Eigenschaften von Tellur wurden erst in jüngerer Zeit bekannt. 2022 stießen chinesische Archäologen im Gebirge Altai nahe der Siedlung Turotschak auf einen im 4. Jahrhundert vor unserer Zeit über einem Vorkommen von gediegen Tellur errichteten zoroastrischen Höhlentempel. Die zuverlässig vor der Außenwelt verborgene Höhle war mit Felsmalereien sowie einer Darstellung der Sonne aus reinem Tellur geschmückt, die den Zoroastriern offenbar zur Anbetung diente. Im Inneren der Höhle wurden achtundvierzig Skelette entdeckt, in identischer Haltung mit über der Brust gekreuzten Armen liegend. Ihre Schädel waren sämtlich an einer Stelle von einem kleinen (42mm) Keil aus reinem Tellur durchbohrt. Die Tellurkeile, an einer bestimmten Stelle des Kopfes eingeschlagen, rufen beim Menschen einen dauerhaften euphorischen Zustand sowie den Verlust des Zeitgefühls hervor. Allerdings ist auch der letale Ausgang keine Seltenheit. 2026 verhängte eine UN-Konvention ein Verbot von Versuchen mit Tellurkeilen, Keile aus reinem Tellur wurden als schweres Suchtmittel eingestuft und ihre Herstellung und Verbreitung unter Strafe gestellt.”

Köln Kiepenheuer u. Witsch 2015

Köln Kiepenheuer u. Witsch 2015

 

Telluria vom Kultautor und dystopischen Hexenmeister Vladimier Sorokin

Einer geht noch

8. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

Was wäre nicht alles nicht passiert ohne Prosecco?
Der Alkohol hat den Menschen sesshaft gemacht, gewärmt, genährt und spirituell erweitert. Überhaupt ist die meiste Gesellschaft (ja, zuweilen auch die eigene) nur unter seinem Einfluss erträglich. Der Beweis, dass man als Leistungstrinker nicht versagt hat, ist der Kater. Auch Franzosen, Italiener, Engländer und Spanier ist nach berauschenden Erfahrungen die nüchterne Erkenntnis nicht unbekannt.

Mal aux cheveux – Schmerz in den Haaren
Un cherchio alla testa – einen Ring um den Kopf
Hangover – Überbleibsel
Resaca  – Brandung

Alle, die nicht trinken (und nicht lesen) sollten mit einer Steuer bestraft werden, denn „eine Gesellschaft von lauter Berauschten  kann anstrengend sein. Aber eine Gesellschaft, in der alle immer beherrscht hinter verschränkten Armen auf die Späße der anderen warten, um sie dann abfällig kommentieren zu können, eine Gesellschaft von Leuten, die sich in die Hose machen vor Furcht, sie könnten sich auch einmal gehen lassen, eine Gesellschaft von verstockten Angsthasen, Eckenstehern, Zuguckern und TutmirleidichmußnochfahrenMännern – also eine Gesellschaft nur mit Nüchternen  und zur Nüchternheit Entschlossenen. Das wäre die Hölle auf Erden. Dazu darf man es bitte niemals kommen lassen.”

München Goldmann 2011

München Goldmann 2011

 

Am Rausch ist weder der Wein noch der Trinker schuld, sondern die Liebe zur Wahrheit. Schade nur, dass man Wein nicht streicheln und Frauen nicht trinken kann.
Ore Ore!

Über das Trinken

Abschiedsgespräche

5. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

Angst vor dem Tod ist ein sicheres Zeichen dafür, dass man ein falsches Leben führt. Sooft man auch an den eigenen Tod denkt, Todesangst nützt sich nicht ab. Nur eine Biographie-Korrektur hilft, die Furcht vor dem Sterben zu überwinden. Auch ein Gesprächstherapeutikum schadet nicht.

„Ich habe mich immer gerne mit Menschen über die letzten und vorletzten Dinge unterhalten, die davon keine gefestigten religiösen oder philosophischen Vorstellungen haben. Schriftsteller, vor allem ältere, die viel erlebt und viele Illusionen verloren haben, sind in der Regel solche sympathisch ungefestigten Gesprächspartner. Sie sind häufig bereit, auch auf Fragen zu antworten, die in die weniger gut erschlossenen Gebiete der Existenz führen. Mich interessiert, wie der nahe Tod ihren Blick auf die Welt verändert. Ist, was einmal wichtig war, unwichtig geworden? Welche Fragen werden unter dem Eindruck des Lebensendes radikaler und vielleicht ehrlicher beantwortet als zuvor? Und woher weiß man am Ende, ob ein Leben gelungen ist?”

Reinbek Rowohlt 2015

Reinbek Rowohlt 2015

 

Schriftsteller berichten von ihrer Todessehnsucht und erzählen über ihre heitere Gelassenheit dem nahenden Tod gegenüber. Kurz vor dem Verschwinden werden Resümees gezogen:
„Alter ist eine Sünde.”
„Ich glaube eher an Bäume als an Gott.”
„Der Zufall regiert die Welt.”
„Wichtig ist, dass man sich ganz klein fühlt.”
„Ich selbst bin gar nicht so wichtig. Heute bin ich noch da, morgen werde ich weg sein.”

Die Letzten Dinge. 18 Lebensendgespräche von Iris Radisch

Bärinnendienst

2. Februar 2016 von Wolfgang Köhle

 

Redewendungen, Sprichwörter und Lebensweisheiten, in Jahrhunderten von Männlein und Weiblein aus Not am Mann und an der Frau erfunden, fallen der geschlechtersensiblen Sprachsäuberung zum Opfer. Wenn es nach den GenderalInnen geht und „nimmt man die RadikalfeministInnen ernst, sind sämtliche der folgenden Wörter sexistisch: Musikerfamilie, Chefetage, Führerschein, Hausmeisterwohnung, Fußgängerübergang, Fahrerflucht, Nichtraucherabteil, Freundeskreis, Künstlerdasein, Einwohnermeldeamt, Seniorenresidenz, Gangstermethode, Maklerprovision, Märtyrertod, Gasthaus, Anwaltskanzlei, Finderlohn. Daher werden wir uns vielleicht schon bald von Ausdrücken wie Wählergunst, Bürgernähe, Bürgersteig, Bauernzeitung, Pensionistenverein, Aktionärsversammlung, Schülervertretung, Ausländerfeindlichkeit oder Schützenfest verabschieden müssen.”

Jena Projekte-Verl. 2015

Jena Projekte-Verl. 2015

 

Zu Recht kommt das Gendern in der Alltagssprache so gut wie nicht vor. Die Deutsche Sprache, prägnant und klar, hat ihre Unschuld verloren, weil sie - so sehen es feministische LinguistInnen – ihrem Wesen nach maskulin ist und Frauen benachteiligt. Gespannt erwarten wir die weibliche Formen von: Sesselfurzer, Weichei, Milchgesicht, Saufbold, Sittenstrolch, Habenichts, Lump, Nichtsnutz, Gauner, Trottel, Störenfried, Jammerlappen, Schelm, Grünschnabel, Bösewicht, Rotzlöffel, Halunke, Schlingel, Schurke, und, und, und.

Wir üben:
Gelegenheit macht Diebinnen.
Die Klügere gibt nach.
Liebe deine Nächste wie dich selbst.

Zur Teufelin mit der politischen Korrektheit.
Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache

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