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VLB BLOG - Februar 2017

 

Siegen kann man lernen

24. Februar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Um zu siegen reicht es nicht, besser als deine Gegner zu sein. „Du musst auch stark genug sein, ihre Aura zu besiegen.” Professionelle Ausbildung von Spitzensportlern ist intensiv, umfassend, grundlegend. Es geht um alle Aspekte des Gewinnens. Entschlossenheit, Siegeswille, Professionalität, Sturheit, Ausdauer, Selbstvertrauen, Kritikfähigkeit in allem ist Voraussetzung.

 

„Ich war nicht nur Trainer von so unterschiedlichen Spielern wie Boris Becker, Henri Leconte, Patrick McEnroe, Amos Mansdorf, Horst Skoff oder Stefan Koubek; ich war auch ihr Schüler. Ich habe von jedem von ihnen viel gelernt: welche Wege zum Erfolg führen, welche Hindernisse auf diesen Wegen überwunden werden müssen. Welche Rolle ein Coach spielen darf, welche Rolle er spielen kann, welche Rolle er spielen muss. Welche Fehler er sich erlauben darf, welche nicht.”

 

Günter Bresnik, einer der besten Tennistrainer der Welt, weiß, was man wissen muss. „Übung macht den Meister, nicht Begabung”, ist er überzeugt. Aber wer spielt die wichtigste Rolle – abgesehen vom Kind? „Es ist nicht der Trainer, es sind die Eltern.” Von wem, wenn nicht von ihnen, kann man das Urvertrauen empfangen? Die Dominic-Thiem-Methode.

Wien Seifert Verlag [2016]

Wien Seifert Verlag [2016]

Du sollst dir keine Sklaven halten

21. Februar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Die Globalisierung kennt weder Grenzen noch Moral. Wir können sie zwar nicht abschaffen, aber Fairplay, Fair Trade ist möglich. Nicht die Globalisierung, wir sind das Problem, wenn uns kaufen nach dem Geiz-ist-Geil-Prinzip glücklich macht: Ohne Ausbeutung kann etwa ein 3-Euro-T-Shirt nicht produziert werden. Eine Lösung wäre Konsumverweigerung. Was, außer täglich notwendige Lebensmittel, ist wirklich überlebensnotwendig? 

 

„Sofern Sie wie ich Kleidung tragen, Nahrung zu sich nehmen, ein Auto fahren oder ein Smartphone haben, arbeiten derzeit ungefähr 60 Sklaven für sie und mich. Ob wir wollen oder nicht. Ohne dass wir das veranlasst hätten. Eine genauere Zahl verrät ihnen der Sklaven-Kalkulator unter slaveryfootprint.org. Wie fühlen Sie sich damit? Und das soll keine rhetorische Frage sein. Moral hat viel mit Beziehungs- und Empfindungsfähigkeit zu tun: Sind Sie noch leidensfähig? Oder verdrängen Sie schon? Ich weiß, es ist gemein von mir, solche Fragen zu stellen. In Zeiten der Globalisierung stellt man keine Gewissensfragen. Die meisten Sklaven arbeiten nicht in den Fabriken, sondern in Minen, auf den Feldern und Plantagen der Globalisierung. Dort werden die Rohstoffe produziert oder gefördert.” Wie viele Sklaven halten Sie?

Frankfurt/Main (u.a.) Campus-Verlag 2016

Frankfurt/Main (u.a.) Campus-Verlag 2016

Dämonstration

15. Februar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Occupy Wall Street, Gezi-Park, Tahir, Majdan, Pegida. Welche Formen der Versammlung dienen tatsächlich der Verwirklichung der Demokratie, und wer ist überhaupt „das Volk”?  Gute Gründe gibt es genug, den Zeitpunkt  der Versammlungsfreiheit nicht zu verpassen, das Recht der Straße zu nutzen und aktiv gewaltlos Widerstand im öffentlichen Raum zu leisten. Nicht erst wenn es darum geht, wer leben darf und wer nicht. „Ein krasses Beispiel dafür konnte man auf einem Treffen der Tea-Party-Bewegung beobachten, bei dem der US-Kongressabgeordnete Ron Paul andeutete, dass, wer ernsthaft krank sei und keine Krankenversicherung bezahlen könne – oder, wie er sich ausdrückte: wer es ‚vorziehe’, nicht zu bezahlen –, eben sterben müsse. Das anwesende Publikum reagierte veröffentlichten Berichten zufolge mit Jubelrufen. Es handelte sich dabei, so vermute ich, um die Art von Jubel, die üblicherweise dann zu hören ist, wenn in den Krieg gezogen oder nationalistischer Eifer zur Schau gestellt wird. Aber wenn es hier für einige Grund zum Jubeln gab, so muss dahinter die Überzeugung stecken, dass jemand, dessen Gehalt nicht reicht oder dessen Arbeitsverhältnis nicht sicher genug ist, es nicht verdient, von der Gesundheitsfürsorge abgesichert zu werden, und dass niemand von uns anderen für diese Menschen verantwortlich ist. Die Implikation war eindeutig, dass jemand, der es nicht schafft, einen Job mit Krankenversicherung zu bekommen, zu einer Bevölkerungsgruppe gehört, die den Tod verdient hat und letztlich selber daran schuld ist.”

Berlin Suhrkamp 2016

Berlin Suhrkamp 2016

 

Dieselben Tea-Party-Hardliner sind engste Berater des Herrn Trump und gehören seinem Kabinett an.

Judith Butler in Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung

Entliebung

10. Februar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Gründe gibt es genug, nicht mehr verliebt zu sein. Es gibt Schlimmeres, aber wenn es darauf ankommt, in Momenten der Klarheit, fällt einem nichts Schlimmeres ein. Manchmal sind die Ketten einer Ehe so schwer, dass man sie nur zu dritt (er)tragen kann. Wer dem Ehegelübde: Armut, Keuschheit, Gehorsam entgehen will, halte sich an die Volksweisheit:

 

Verlieb dich oft

Verlob dich selten

Heirate nie

 

„Manchmal ist es besser, den Mund  zu halten. Iris korrigiert sich: Fast immer ist es besser, den Mund zu halten. Ich finde es aber fair, es ihm zu sagen. Zwei Tage später habe ich es ihm gesagt. Ich habe was mit ihm, ähm, Viktor gehabt. Es sagte: bist du bescheuert? Reza ist mein Freund und Viktor ist Rezas ältester Freund. Außerdem ist Viktor verheiratet und hat zwei Kinder. Reza hat in Viktors Familie Onkelstatus. Gegen Entliebtheit hilft auch keine Paartherapie. Und im Übrigen auch kein Sex. Ich habe es probiert. Es ist nicht schlimm, aber es ist auch nicht schön. Wir könnten die nächsten Jahre so weitermachen. Reza will Sex, also mach ich wieder mit, gebe mein Bestes und hoffe, dass danach für eine Weile Ruhe ist. Ich habe den traurigen Verdacht, dass viele Leute so leben.”

 

Momente der Klarheit, Erstlingsroman von Jackie Thomae

München Hanser Berlin 2015

München Hanser Berlin 2015

Clarice Lispector

7. Februar 2017 von Wolfgang Köhle

 

„Alles auf der Welt begann mit einem Ja. Ein Molekül sagte Ja zu einem anderen Molekül, und so entstand Leben. Doch vor der Vorgeschichte gab es die Vorgeschichte der Vorgeschichte und gab es das Nie und gab es das Ja. Das war schon immer. Ich weiß weiter nichts, aber ich weiß, das Universum hat nie begonnen.”

 

Der große Augenblick erzählt die Geschichte einer ebenso arglosen wie bedauernswerten Heldin, die nicht weiß, wie unzufrieden sie sein müsste, und ihres besser gestellten, aber zutiefst unglücklichen Schöpfers. Clarice Lispector, schon zu Lebzeiten eine Legende, berühmt, bewundert, depressiv, schreibt über den verborgenen Reichtum der Armut und über die mit Füßen getretene Unschuld.

 

„Dieses Ich, das ihr alle ist, da ich es nicht aushalte, nur ich zu sein, ich brauche die anderen, um mich auf den Beinen zu halten, benommen, wie ich bin, ich schiefer Kerl, was soll man denn machen, wenn nicht meditieren, um in jene volle Leere zu fallen, die man allein erreicht durch Meditation. Ich meditiere ohne Worte und über das Nichts. Was mir das Leben schwermacht, ist das Schreiben.

Frankfurt/Main Schöffling 2016

Frankfurt/Main Schöffling 2016

Die Existenz des Wahrsten lässt sich nicht belegen, es kommt aufs Glauben an. Aufs Glauben und Weinen.”

Rettung droht

3. Februar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Seine Fans hoffen, dass er sie in die goldenen Zeiten zurückführt. Seine Gegner halten ihn für einen Lügner, ein Großmaul, einen Demagogen und Rassisten mit Hang zu alternativen Fakten. Seinen Mangel an Stereotypen versucht er damit auszugleichen, kein vernunftbetonter Apparatschik zu sein. Ob der Slogan „Gute Nachbarschaft beruht auf guten Mauern” der richtige für das Welttheater der Diplomatie ist, wird sich zeigen.

 

„Es ist an der Zeit, Amerika seinen rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben – dem amerikanischen Volk. Ich werde nicht dasselbe Spiel spielen, das Politiker seit Jahrzehnten spielen: Jede Menge heiße Luft, aber nichts Zählbares, während uns die Interessensvertretungen und die Lobbyisten die Gesetze vorschreiben. Ich rüttele das Establishment links wie rechts auf, denn mich kann man nicht kaufen. Ich will Amerika wieder zurück an die Spitze führen, es wieder groß und wohlhabend machen.”

 

Ob sein Reichtum nach unten zu seinen Wählern durchsickern wird?

 

Great Again! Wie ich Amerika retten werde von Donald Trump

Kulmbach Plassen Verlag 2016

Kulmbach Plassen Verlag 2016

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