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VLB BLOG - Januar 2017

 

Aufpassen!

31. Januar 2017 von Wolfgang Köhle

 

„EU-Europa, außenpolitisch weltweit ein Eunuch mit gelegentlichen diplomatischen Möchtegern-Erektionen, ist mit seinen eigenen Schwächen heillos überfordert. Spätestens während der Finanzkrise 2007 wurde klar, dass Kapitalismus und Neo-Liberalismus keine funktionierenden Lösungsmodelle für die Welt im 21. Jahrhundert sind.”

Besonnen hat Friedrich Orter jahrzehntelang aus Krisenherden und von Kriegsschauplätzen berichtet, plötzlich wird er laut, sehr laut. Er warnt dringlich vor dem Verlust von Frieden, Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit, Wohlstand und Freiheit. „Gefordert sind Widerstandsgeist und Widerstandskraft, um jenen entgegenzutreten, die diese Errungenschaften der europäischen Aufklärung zerstören wollen, Demokratie und Menschenrecht mit Füßen treten – von außen und von innen.”

 

Aufwachen! : Europa und die neue Weltunordnung ist eine Streitschrift eines ORF-Korrespondenten über die Schockstarre politischer Eliten, Phrasendrescher, Verrohung der Gesellschaft und auch über falsch verstandene Toleranz gegenüber Intoleranten. „Die Hoffnung auf ein Zeitalter der Toleranz schwindet, die Rückkehr der Religionen auf der politischen Weltbühne ermöglicht Fanatikern skrupellos geistlose Angriffe auf die Vernunft.”

Salzburg Ecowin-Verlag 2016

Salzburg Ecowin-Verlag 2016

Ordnung

24. Januar 2017 von Jakob Lorenzi

 

Ordnung in der Welt? Bisher waren sich die vorherrschenden Theorien der Politikwissenschaft in ihrer Auffassung von Ordnung einig - es gibt keine, oder zumindest keine bewusst generierte. Die Staaten handeln in einem anarchischen Feld und sind auf ihre Eigeninteressen bedacht. In dem 2015 von Ulrich Menzel veröffentlichten Buch Die Ordnung der Welt wird aber gerade mit diesem leitenden Prinzip gebrochen. Menzel sieht durchaus ein Element, welches Ordnung generiert - die Hierarchie der Staatenwelt. Gerade in den Einflusssphären großer Mächte könne man militärische, wirtschaftliche oder gar kulturelle Ordnung beobachten.

Mit dem stillschweigenden politikwissenschaftlichen Konsens der „anarchischen” Welt in ihren verschiedenen Facetten brechend, zeigt Menzel die Zyklen verschiedener Imperien und Hegemonien und mit diesen die Genese und Erosion von verschiedenen Ordnungssystemen. Ob die Mongolen mit überlegener militärischer Technik oder die Portugiesen mit maritimer Innovation, jedes Imperium und jede Hegemonie schaffte auf seine/ihre Art ein Feld der Macht und in diesem Frieden.

Berlin Suhrkamp 2015

Berlin Suhrkamp 2015

Dieses Werk stellt gerade in Hinblick auf die Ereignisse in den USA, der weltweit dominierenden, inzwischen aber schwächelnden Hegemonie, eine wichtige Lektüre dar. Denn so sehr man auch die Politik jenes Staates in den letzten Jahren kritisieren darf, muss man auch anerkennen, was sie geschaffen hat - Ordnung.

Für alle, außer Horst

20. Januar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Weil es Verbrechen gibt, gibt es auch Kommissare. Oder ist es umgekehrt? Unser deutscher Kommissar mit österreichischem Herz führt ein Doppelleben als Spatz in Paris. Heinrich Steinfest hat das Faible für verrückte und schräge Szenerien und für phantasievolle Einfälle von traumhafter Raffinesse. Für die quantenphysische Zauberei bedarf es unwahrscheinlicherweise zweierlei: Deus ex machina und Deus ex litteris. Nichts ist unmöglich im paralleluniversalen Kriminal-Roman.

 

„Was ist Luxus? Jetzt einmal abgesehen vom Luxus, auf den Luxus verzichten zu können, was im Endeffekt nur für Heilige eine Alternative ist oder für jene Leute, die schon einmal reich waren, jedoch vom Reichsein nicht so recht glücklich wurden. Für all die anderen besteht der wahre Luxus darin, sich nicht anstellen zu müssen. Ich will nicht sagen, dass man als Kommissar ohne jegliche Bevorzugung bleibt, geschieht ein Mord, geschieht ein Attentat, so darf man auch mal auf dem Pannenstreifen durchfahren … aber es passiert halt nicht immer ein Mord, der einem quasi den Weg ebnet. Auch einem Polizisten kommen enervierende Ansammlungen Wartender vor Postschaltern, Supermarktkassen, Schwimmbäder oder Arztpraxen in die Quere. Vorfahrt haben dort eigentlich nur die, die gerade im Sterben liegen.”

München (u.a.) Piper 2016

München (u.a.) Piper 2016

 

Das Leben und Sterben der Flugzeuge ist vor allem für Leser mit Begabung für das Unvernünftige, aber wie es in der Widmung heißt: Für alle, außer Horst.

Vor-Lieben

17. Januar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Wegkuscheln ist die beste Methode, den Jänner-Blues zu vertreiben.

Auch Lesen kann bibliotherapeutisch wirken. Ob allerdings die Notizen eines Sexualforschers die geeignete Lektüre gegen ein Winterdepressiönchen ist, lässt sich nur durch Autopsie feststellen. Hier ein paar Kostproben aus dem Sex-ABC:  

 

Sapiosexuelle (sapaere = wissen) sind Perverse, denen Witz, Intelligenz und Klugheit bei ihren Partnern wichtiger ist als das Aussehen und die Beschaffenheit des Körpers. Da Frauen klüger als Männer sind, bekennen sich mehr Frauen als Männer dazu, sapiosexuell zu sein. 

 

Wenn Paare dazu neigen, sich immer wieder zunächst heftig zu streiten, um dann in der Versöhnungsphase einen besonders erregenden und befriedigenden sexuellen Höhepunkt zu erreichen, wird von Affektorgasmus gesprochen.

Frankfurt (u.a.) Campus 2016

Frankfurt (u.a.) Campus 2016

Von Chronophilie (chronos – Zeit, philia – Freundschaft) wird gesprochen, wenn das Alter des begehrten Menschen eine entscheidende Rolle spielt. Beispiele dafür sind Ephebophilie, Gerontophilie, Hebephilie, Neoterophilie, Nepiophilie, Pädophilie, Pathenophilie und Theleiophilie.

 

Karezza (ital. Carezza Liebkosung) ist eine ursprünglich aus dem Indischen stammende, daoistische Slow-Sex-Liebespraktik, also das Gegenteil des coitus germanicus simplex, des Karnickelsex.

 

Von einem Couvade-Syndrom wird gesprochen, wenn Männer schwangerer Frauen Veränderungen wie bei einer Schwangerschaft zeigen: Gewichtszunahme, „Babybauch”, Erbrechen, Stimmungsschwankungen, ja sogar hormonelle Veränderungen. Tiefenpsychologisch drängt sich die Annahme eines Gebärneides der Männer auf. Angesichts der Realität ist es wohl für einige Männer schwer zu ertragen, dass sie nicht über die Potenz von Frauen verfügen, Menschen in die Welt zu werfen.

 

Bleiben wir beim Kuscheln.

Das Buch ist tot. Lang lebe das Buch.

13. Januar 2017 von Wolfgang Köhle

 

Wenn wir auf die letzten fünfzehn Jahre der Buchbranche zurückblicken, wäre es verrückt, vorauszusagen, was die Zukunft des Buchmarktes bringt. Nur eines ist gewiss: Nichts ist gewiss, und selbst das nicht – wir haben keine Ahnung, was uns blüht. Werden wir noch Verlage, Bibliotheken, Bücher, werden wir noch Leser brauchen? Werden Bibliotheken zu ortslosen Content-Portalen, zu Big-Data-Schleudern, müssen wir den (veralteten) Begriff „Buch” in Content umbenennen?

 

In die Die Zukunft des Buches und der Buchbranche plaudern elf Experten über die Vorteile der E-Book-Welt, die Koexistenz von Digitalem und Print, Social Reading (nicht Wissen, Vernetzung ist Macht), Online-Bibliotheken, die Alleinmacht internationaler Verlage, Hybridleser, Interaktivität beim Lesen, Selfpublishing, Spotify-Prinzip, Buchplattformen wie Skoobe, Filipintu oder Sobooks (Social Books), Readfy und Bookwire, Wearables, Flatrate-Angebote, enhanced E-Books und den Mehrwert von Büchern.

 

Vorwärts Kameraden, wir müssen zurück!

Frankfurt am Main Bramann [2015]

Frankfurt am Main Bramann [2015]

Gute Laune

11. Januar 2017 von Wolfgang Köhle

Wünsche für das neue Jahr: 

 

mehr Raum

mehr Zeit

und

gute Laune.

 

Wünsche gibt es auch für ein fesselndes Bücherjahr 2017. 

Mögen uns die Schutzheiligen und Ahnherrinnen aller Bücherliebhaber vor als Wissen aufgemachtem Datenzeug und Datenplunder und Allotria beschützen. Man ist stets für sich selbst verantwortlich, auch für das, was man liest. Hier ein Ausblick auf ein paar literarische Neuerscheinungen im ersten Halbjahr.

 

Mit Die Terranauten von T. C. Boyle startet die neue Romansaison, ebenso im Jänner erscheint 4 3 2 1 von Paul Auster. Der Dichter und Denker Karl-Markus Gauß berichtet von seinen Balkanreisen in Zwanzig Lewa oder tot und Franz Schuh wird mit Fortuna brillieren.

 

Der Februar wird uns Julian Barnes‘ Künstlerroman Der Lärm der Zeit bescheren, und während Thomas Sautner in Das Mädchen an der Grenze die Wahrheiten der Liebe auslotet, erinnert Das Leben eines Unvollendeten an Walter Benjamin zum 125. Geburtstag.

 

Bis an die Grenze geht Dave Eggers im März. Martin Walser hat diese noch nicht erreicht, er wird seinen 90. Geburtstag mit einem neuen Roman Statt etwas oder Der letzte Rank feiern.

 

Der April macht, was er will, und lässt mit Gott, hilf dem Kind den elften Roman der 85-jährigen Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison erscheinen. Den Titel Ich gehe wie ein Haus in Flammen hat der Noch-Nicht-Literaturnobelpreisträger António Lobo Antunes gewählt.

 

Im Mai wird sich der Frühling in das dunkle Herz eines düsteren Projekts kämpfen müssen, denn Kämpfen heißt der sechste autobiographische Band von Karl Ove Knausgårds. 

 

Auch Elena Ferrantes Neapolitanische Erfolgs-Saga geht weiter: Die Geschichte eines neuen Namens erscheint dieser Tage, Die Geschichte der getrennten Wege folgt im Mai, der vierte Band ist im Oktober zu haben: Die Geschichte des verlorenen Kindes.

Was sich unsere Bücher für das Jahr 2017 wünschen

2. Januar 2017 von <link wer-sind-wir ansprechpartner mitarbeiter floriani-nina.html internal-link>Nina Floriani

 

Hallo! Wie schön, euch zu sehen, da hinter euren Computerbildschirmen und Tablet- oder Handy-Screens. Fühlt euch mit meinen vielen hundert Seiten fröhlich zugewunken!

Was grinst ihr denn so? Noch nie ein Buch Winken gesehen? 

Ihr schaut aber auch einfach nicht hin. Also wirklich!

Aber gut. Ich bin ja dafür da, dass ihr was Neues lernt, nicht wahr?

 

Also: Das Jahr 2016 ist Geschichte und meine Geschwister und ich können uns nur gegenseitig erleichtert die Buchdeckel abwischen. Was für ein Jahr! Meine Freunde aus den Fachbereichen Musik und Film- und Theaterwissenschaft haben in den letzten 366 Tagen einiges an Papierschnipseln vergossen, aber auch unsere Lieben aus der Politikabteilung haben mehr Staub aufgewirbelt als üblich. 

 

Aber jetzt ist es vorbei und wir wollen in die Zukunft sehen.

 

Wilhelm Busch hat einmal ein Gedicht mit dem Titel „Zu Neujahr” geschrieben, das ich wirklich wunderbar und unglaublich passend finde! 

(Mal ganz davon abgesehen, dass es zwischen meinen wunderbar makellosen Seiten zu finden ist – ich werde übrigens immer gerne zu Kaffee und Kuchen eingeladen…! Und ja, das war ein Wink mit dem Bücherregal.)

 

 

Will das Glück nach seinem Sinn

dir was Gutes schenken,

sage Dank und nimm es hin

ohne viel Bedenken.

 

Jede Gabe sei begrüßt,

doch vor allen Dingen:

Das, worum du dich bemühst,

möge dir gelingen.

 

 

Das klingt doch wirklich gut, findet ihr nicht? Unsere Wünsche werden also definitiv in Erfüllung gehen!

Wie? Ihr wisst nicht, was sich ein Bibliotheksbuch für das neue Jahr wünschen könnte? Ja, sagt mal, was wisst ihr denn eigentlich?! Das erfordert definitiv mehr Besuche in einer Bibliothek, meine Lieben!

Hm… wo war ich nochmal…?

Ah ja! Unsere Wünsche!

 

Also… ich behaupte ja, dass wir recht bescheiden sind. Wir wollen weder die Weltherrschaft noch Geschmacksnerven und einen eigenen Verdauungstrakt für die Schokolade, die in dieser Bibliothek hier kiloweise versteckt herumliegt. 

Ich behaupte, dass unsere beiden Wünsche durchaus in einem realistischen Bereich liegen. 

Aber der werte Herr Busch hat ja auch gesagt, man müsse sich um die Erfüllung seiner Wünsche bemühen, daher habe ich mich auf den Kopf dieses menschlichen Tantchens hier gesetzt und flüstere ihr meine Gedanken zu, auf dass die tiefsten Herzenswünsche des Buchbestandes der Vorarlberger Landesbibliothek an die Öffentlichkeit gelangen mögen!

 

Wir wollen natürlich gelesen und viel ausgeliehen werden, das ist klar, aber diesen Wunsch formulieren wir ja jedes Jahr. Dieses Mal aber… Diesmal wünschen wir uns von euch… Ja, hetzt mich nicht!!!

Immer diese Naturwissenschaften! Keine Geduld, diese Enzyklopädien!

 

Also nochmal: 

Unser erster Wunsch wäre es, immer hübsch auszusehen. Was ich damit meine, ist Folgendes: Fettflecken, Kaffeeflecken und alle sonstigen Flecken ruinieren unsere Outfits! Was würdet denn ihr dazu sagen, wenn wir plötzlich heiße Schokolade aus unserem neuen Verdauungstrakt über eurer blütenweißen Bluse ausschütten würden?

Und Eselsohren sind definitiv noch schlimmer als ein komplett verknitterter Anzug zehn Sekunden vor Einzug ins Standesamt, um deine Fortsetzung zu ehelichen. 

 

Oh, die GüLB, die Gemeinschaft der überbunten Lehrbücher, würde auch gerne noch darauf hinweisen, dass das Malen oder Schreiben in unseren Seiten von uns nicht sonderlich gern gesehen wird. Es ist das Äquivalent von Clownsmakeup. Und wer rennt schon freiwillig für den Rest seines Lebens in einer Clownsmaske herum?

 

Unser zweiter Wunsch…

Also… könnt ihr mich vielleicht einmal ausreden lassen?! 

Was, ihr auch noch???

Ja, ja, ist ja schon gut.

Also, eine kleine Untergruppe des Fachbereichs Landwirtschaft, die Hundeerziehung, möchte noch lautstark anmerken, dass wir uns nicht wirklich als Kau-Knochen oder Kratzbaum eignen. Für das Erwerben eines solchen empfehlen wir eine Tierhandlung. Keine Bibliothek.

 

So, sind jetzt alle glücklich?

Danke.

 

Also weiter: Unser zweiter Wunsch wäre Folgender: Wir möchten einfach keine unbezahlten Überstunden. Wir streiken jetzt. Wir arbeiten ja sowieso schon 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, vier Wochen am Stück. Wenn wir also einen Tag länger im Arbeitsverhältnis verbleiben als ausgemacht, können wir noch damit leben, aber wenn sich einzelne Tage zu Wochen und Monaten wandeln, erwarten wir ab 2017 einfach bezahlte Arbeitsstunden unserer jeweiligen Arbeitgeber

Unsere Onkelchen und Tantchen in der Bibliothek haben sicher noch Zahnbürsten, mit denen man das überflutete Hausdepot putzen könnte.

 

So, das war es auch schon. Ich würde sagen, diese beiden Wünsche liegen durchaus im Bereich des…

Was ist denn jetzt schon wieder?!

Na gut.

Also, die kBgg… Moment, wofür steht das denn? 

Ernsthaft jetzt?! Und wie sollen die uns jemals ernst nehmen? Ach, was soll’s.

Also, die kBgg, das steht übrigens (sehr einfallsreich) für „kleine Bücher ganz groß”, fühlen sich unterdrückt und würden sich für das neue Jahr eine etwas nettere Behandlung wünschen. Die Kleinen haben oft das Problem, dass ihnen besonders von diesen mindestens 10 kg wiegenden Kunstbänden die Luft in den Tragetaschen abgedrückt wird. Weiters…

Ja, sagt mal, habt ihr es dann endlich?! Die Kunstbände wollen darauf hinweisen, dass diese Anklage absolut unhaltbar ist und…

Oookay. 

Das muss ich jetzt wirklich nicht wiedergeben. Lassen wir die kBgg mit den Kunstbänden streiten und die Rechtswissenschaft die Schuldfrage klären, das könnte noch dauern. 

 

Der gesamte Buchbestand der Vorarlberger Landesbibliothek wünscht allen Leserinnen und Lesern ein gutes neues Jahr und hofft, dass Wilhelm Busch mit seinem Gedicht Recht behält!

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