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VLB BLOG - November 2017

 

Schmetterlinge im Bauch

30. November 2017 von Wolfgang Köhle

 

Vladimir Nabokov hatte drei Leidenschaften: die Literatur, Schmetterlinge und seine Frau Vera. Seine Hingabe zu seiner Muse begann mit dem ersten Liebesgedicht, das er für sie 1923 schrieb, als er sie kaum ein paar Stunden kannte. Ihre Leidenschaft überdauerte über fünfzig Jahre Ehe. Obwohl selten getrennt, schrieb er der Freude seines Lebens zahllose Briefe. Keine Stunde getrennt, begann er schon mit den Zeilen „ich fange an, dich wahnsinnig zu vermissen ...”

 

Berlin, 1925

 

Meine süße, süße Liebe, meine Freude, mein sonniger Regenbogen,

wie es aussieht habe ich das ganze Käsedreieck gegessen, aber ich war auch wirklich hungrig …

gleich gehe ich raus in das weiche Licht, in den ausgekühlten Abendlärm, und ich werde Dich sowohl heute Abend lieben als auch morgen und am nächsten Tag und noch viele weitere, noch ganz viele weitere nächste Tage.

Das ist auch schon alles, meine Zartheit, meine unaussprechliche Wonne.

Ach ja: ich habe vergessen, Dir zu sagen, dass ich Dich liebe.

V.

 

PS: Ich liebe Dich

Reinbek bei Hamburg Rowohlt 2017

Reinbek bei Hamburg Rowohlt 2017

 

Montreux, 1969

 

Mein goldstimmiger Engel,

(ich kann mir diese Anreden nicht abgewöhnen)

Wie bezaubernd, von meinem Balkon aus Deine klare Stimme im Garten zu hören. Welch hübsche Töne, welch sanfter Rhythmus!

Cordially yours

VN

 

Schmerz ist der Vater, Liebe die Mutter der Weisheit. Briefe an Vera

Eulenspiegeleien

24. November 2017 von Wolfgang Köhle

 

Der Satz der Woche stammt aus der Feder von Lord Chesterfield und lautet:

„Ein schwacher Verstand ist wie ein Mikroskop, das Kleinigkeiten vergrößert und große Dinge nicht erfasst.”

 

Große Dinge wie seelische Verwüstungen und den Furor des Dreißigjährigen Krieges beschreibt Daniel Kehlmann mit gewohnt starkem Verstand und zaubertrickreicher Erzählkunst in seinem neuen Roman Tyll. Als Gaukler, Schelm und Hofnarr jongliert Tyll zwischen Glaubenskrieg, Aberglauben und sonstigen rohen menschlichen Dummheiten und dreht allen eine lange Nase als Überlebenskünstler. 

 

„Wir beteten viel, um den Krieg fernzuhalten. Zum Allmächtigen beteten wir und zur gütigen Jungfrau, wir beteten zur Herrin des Waldes und zu den kleinen Leuten der Mitternacht, zum heiligen Gerwin, zu Petrus dem Torwächter, zum Evangelisten Johannes und sicherheitshalber beteten wir auch zur Alten Mela, die in den rauen Nächten, wenn die Dämonen frei wandeln dürfen, vor ihrem Gefolge her durch die Himmel streift.

Reinbek bei Hamburg Rowohlt 2017

Reinbek bei Hamburg Rowohlt 2017

Wir beteten zu den Gehörnten der alten Tage und zum Bischof Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hat, als es diesen fror, sodass sie danach beide froren und beide gottgefällig waren, denn was nützt ein halber Mantel im Winter, und natürlich beteten wir zum heiligen Moritz, der mit einer ganzen Legion den Tod gewählt hatte, um nicht seinen Glauben an den einen und gerechten Gott zu verraten.”

               

Ein Schelm, wer nicht liest.

Eine Gazelle ist eine Gazelle

21. November 2017 von Wolfgang Köhle

 

In der Wüste kommen und gehen die Gedanken wie wilde Tiere. 

 

„Seit elf Jahren lieferten sie sich solche Kämpfe. Die korrekte, pingelige Jo kreuzte die Klingen mit dem notorisch schlechtgelaunten David, der das Gefühl hatte, Frauen wollten einem immer die kleinen Sünden abgewöhnen, die das Leben halbwegs lebenswert machten. Warum taten sie das? Waren sie neidisch, wenn das Leben männliche Kuriositäten und spontane Vergnügungen ohne ihr Einverständnis hervorbrachte?

Die belanglosen Streitereien der letzten Wochen verblassten. Letzen Endes waren es nur Worte, und Worte, so sagte sie sich, lösten sich auf, sobald die Sonne nur kräftig genug schien und man sich bewegt.”

 

Vor der Pforte der Geduld herrscht kein Andrang. Und so gibt es auch mitten in der Marokkanischen Wüste Ehestreitigkeiten. Damit nicht genug, ereignet sich auf dem Weg zur extravaganten Party im Gatsby-Stil mit Kokain, Champagner, Feuerwerk and so on ein tödlicher Unfall. Rettung bieten Zärtlichkeiten, Zynismen und einheimische Sprichwörter.

Berlin Verlag Klaus Wagenbach 2017

Berlin Verlag Klaus Wagenbach 2017

 

Denen man vergibt, literarischer Beweis, dass nicht alle Wege zum Herzen führen.

Natur, Tiere und endlose Weite

17. November 2017 von Sabrina Gerstenbrand

 

Im Bann des Nordens

 

Wenn dich die Stille umgibt, nur vereinzelt in weiter Ferne Vogelgezwitscher erklingt und du nur darauf wartest, in einem perfekten Moment auf den Auslöser deiner Kamera zu drücken, dann rast dein Herz vor Freude auf das bald entstandene Foto – oder vielleicht doch durch die Angst, da sich eine Eisbärenfamilie einen Weg durch den Schnee bahnt. Das Adrenalin zerreißt dich. Es lässt dich nicht klar denken. Soll ich näher? Vielleicht sieht mich die Familie? Was mach ich dann? Renn ich weg oder bleib ich stehen und beweg mich nicht?

Die Gedanken spielen mit dir und das nur, weil eine Familie einer fast komplett ausgestorbenen Art, von der du unbedingt ein Foto in deiner Sammlung haben möchtest, sich vor dir aufhält. 

Im Schnee von Alaska.

München Knesebeck [2017]

München Knesebeck [2017]

Mit jeder Sekunde, die du hier verbringst und wartest, wird es umso kälter. Deine Hände in den Handschuhen fangen langsam an zu zittern. Bald schon der ganze Körper, aber für dich gibt es im Augenblick nur eines.

 

Doch genau solche Situationen sind unglaublich. 

Wenn dir ein Fotograf genau von solchen Abenteuern erzählt, solltest du in seine Augen schauen und das Strahlen, das sie umgibt, betrachten.

 

Ganz ehrlich? Was will man mehr? 

Heutzutage ist vielen Leuten entfallen, wie schön und ungezähmt die Natur sein kann. Was wir den Tieren antun, vor allem den Eisbären. Ich persönlich bin sogar der Meinung, nicht mehr lange und es wird keine ewige Eislandschaft mehr geben. 

Aber nicht nur Eisbären sind betroffen…

 

Der Fotograf Bernd Römmelt hat mit diesen Bildern und Erzählungen bewirkt, dass ich mir gewünscht hätte, die Momente am liebsten mit ihm geteilt zu haben.

 

Weitere Bücher von Bernd Römmelt wie Hurtigruten und Bayerische Alpen sind ebenfalls bei uns im Bestand zu finden.

Alt UND Neu

14. November 2017 von Wolfgang Köhle

 

Die Jungen glauben, dass die Alten Narren sind.

Die Alten wissen, dass die Jungen Narren sind.

Viele architektonische Schätze früherer Epochen wurden aus Mangel an Respekt vernichtet. Zahlreiche Umbauten, Denkmalschutzprojekte und hochwertige Erweiterungen belegen auch das Gegenteil, indem Altes und Neues mit Bedacht kombiniert wird. Die Veränderung von historischen Gebäuden ist heute kein Tabu mehr, selbst Sakralbauten sind vor der Profanisierung nicht mehr sicher, wenn Kirchen z.B. in Wohngebäude umgebaut werden. „Auch wenn die Kirche gegenwärtig privat benutzt wird, wurde beim Umbau darauf geachtet, einen multifunktionalen Charakter zu erhalten. So kann das Gebäude relativ einfach in eine öffentliche Einrichtung wie eine Bibliothek, eine Buchhandlung, ein Museum oder auch wieder eine Kirche verwandelt werden. Das Gebäude wurde so wenig wie möglich verändert.”

Berlin Gestalten [2017]

Berlin Gestalten [2017]

 

Wie man alte Bausubstanz mit Liebe zum Detail saniert, zeigt Upgrade.

Eine ideale Balance zwischen Alt und Neu, zwischen restaurierten und umfunktionierten Gebäuden.

Saubande

10. November 2017 von Wolfgang Köhle

 

54 Kilogramm Schwein verbrauchen Österreicher pro Jahr und pro Kopf.  Frauen essen etwa halb so viel Fleisch wie Männer. Nur 2,2 Prozent werden als Bioschweine gehalten. Alle anderen fünf Millionen geschlachteten Schweine stehen auf 0,7 Quadratmeter Vollspaltböden aus Beton ohne Einstreu und haben keinen Auslauf. Schweine sollen sich nicht bewegen, sondern wachsen. Nichtsdestotrotz  kaufen mehr als die Hälfte der Konsumenten ausschließlich Schweinefleisch über Aktionspreise. 

Ein Lebensmittelkontrolleur bringt die Sauereien der Fleischindustrie ans Licht. In seinem Insider-Bericht Schweinebande! rechnet er mit einer Branche ab, deren Machenschaften uns gehörig den Appetit verderben sollten. 

 

„Während ich mich vom Metzgerlehrling hocharbeitete und nach und nach die Branche aus sämtlichen Blickwinkeln kennenlernte, vollbrachte die Lebensmittelindustrie wahre Wunder. So kam der Stabilisator in die Welt, das Veggiefett, das Separatorenfleisch und vieles Erstaunliche mehr. Nichts davon gehört ins Essen, aber es wird uns vorgesetzt und wir essen es. Bisher soll keiner dran gestorben sein.”

München Ludwig 2017

München Ludwig 2017

Deutschnationalismus

6. November 2017 von Wolfgang Köhle

 

„Als völkisch-deutschnationale Speerspitze der FPÖ haben die aus diesem Kreis kommenden Führungskader den Rassismus wieder zum Motor von Emotionalisierung und Radikalisierung gemacht. Sie führen Wahlkämpfe nach historischem Muster mit Hasskampagnen gegen Feindbilder und Sündenböcke. Ihre rücksichtslose Art der Stimmenmaximierung setzt sich über alle Regeln von Anstand, Fairness und Mitmenschlichkeit hinweg. Die zu Fake News verharmloste Verbreitung von Unwahrheiten ist zum systematisch und flächendeckend eingesetzten Instrument ihrer Wahlkämpfe und Mobilisierungskampagnen geworden.”

 

Der WahlKrampf ist vorbei, die Angstverkäufer sind vorerst wieder leiser. In Stille Machtergreifung : Hofer, Strache und die Burschenschaften belegt Hans-Henning Scharsach mit Fakten, was uns droht, wenn deutschnational schlagende Burschenschafter an die Macht kommen.

Wien K&S [2017]

Wien K&S [2017]

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