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VLB BLOG - Archiv 2020

 

Das ist ja „sagenhaft“…

27. November 2020
Gastbeitrag von Christian Kössler

Wer mit sieben Jahren sein erstes Sagenbuch geschenkt bekommt und sich daraufhin stundenlang in zauberhaften und unheimlichen Welten verliert, darf sich nicht wundern, dass ihn die meist sinistren und überirdischen Protagonisten jener Erzählungen auch im Erwachsenenalter nicht mehr loslassen.

Warum also nicht selbst ein Sagenbuch herausgeben und versuchen, altüberlieferten Schauergeschichten aus den Alpen eine Brücke ins Hier und Jetzt zu bauen?

Mit „Unheimliches Tirol“ habe ich 2011 erstmals dieses Experiment gewagt und nun, fast zehn Jahre später, tanzt in Tirol der Teufel wild zwischen den Seiten herum. In sechzehn Kurzgeschichten erwachen beim soeben erschienenen „Tiroler Teufelstanz“ Geister, Hexen und andere zwielichtige Wesen wieder zu neuem Leben, um in so manchen Texten dem Leibhaftigen Gesellschaft zu leisten und ahnungslose Opfer auf möglichst kreative Art unter die Erde zu bringen.

In der Südtiroler Zeitung „Vinschger Wind“ spannt man dabei den Bogen in die Gegenwart: 

„In der Tat erweist sich unsere Heimat in diesen Gänsehautgeschichten besonders bei Nacht, Nebel und Unwettern als so gefährlich, dass nicht nur in Corona-Zeiten nächtliche Ausgangssperren und Reisewarnungen in Erwägung gezogen werden sollten.“

Dabei schwappt das Grauen mitunter sogar ins benachbarte Bundesland über, denn in meiner Erzählung aus dem Tiroler Bezirk Reutte besinnt sich ein amoklaufender Vierbeiner offenbar auf die Sage vom „Klaushund“, der als nächtlicher Störenfried auch in Teilen Vorarlbergs zu unrühmlichen Ehren gekommen ist und so für literarisch-bilaterale Unruhe sorgt.

Auf meiner „sagenhaften“ Rundreise kommen weder Gut noch Böse ungeschoren davon, denn im Gebirge droht fast hinter jeder Ecke potentielles Ungemach… Martin Trafoier, Gymnasiallehrer in Schlanders und Präsident der Polar Bear Society Vinschgau trifft in seinem Vorwort die Sache im Kern:

„In den vorliegenden Erzählungen sind die Toten selten tot und die Lebenden am Ende einer Geschichte meist nicht mehr sehr lebendig.“ 

Christian Kössler wurde 1975 in Innsbruck geboren. Er ist Bibliothekar an der ULBT Innsbruck, Autor und Torhüter im österreichischen Fußball-Literaten-Team. Seit 2007 gastiert er mit seinen Erzählungen im In- und Ausland.

Cognac und Biskotten 2020

Cognac und Biskotten 2020

Geistige Munition

18. November 2020 von Melitta Schwarzmann

Ich glaube | Die verkannten Grundlagen der Ökonomie | Theorie U von der Zukunft her führen | Solidarisch sein | Einstellungstest Polizei Österreich | Bürgerliches Recht | Suchtmittel am Arbeitsplatz | Der Gorleben-Treck 1979 | Revolution für das Leben | Die Welt der Stoffe | Was uns zu Menschen macht
 


Das ist nur eine kleine Auswahl der Buchtitel in unserem Regal der Neuerwerbungen. Geistige Munition, die auf Sie wartet, liebe Leserin, lieber Leser, bis wir wieder öffnen dürfen. Verschießen Sie nicht unnötiges Pulver in hitzigen Diskussionen, informieren Sie sich sachlich und fachlich zum Coronavirus Covid-19 unter
https://vlb.vorarlberg.at/fileadmin/vlb/downloads/was_passiert/aktuelles2020/Quellenpapier_Coronavirus_20201119.pdf

Wären unsere Medien als Waffen (= Sicherheits- oder Notfallprodukt) deklariert, dann dürfte die Bibliothek für Sie offen sein. https://www.wko.at/service/kriterienliste.pdf
Gemäß einem Buchtitel „Was uns zu Menschen macht“ aus den Neuerwerbungen appelliere ich an Sie, nützen Sie nur verbale Geschosse, die es vielfach auch digital gibt. Schauen Sie sich um, profitieren Sie vom großen digitalen Angebot der Vorarlberger Landesbibliothek, ganz ohne Waffenschein jedoch mit gültiger VLB-Card.

Orientierung in der Corona–Pandemie

4. November 2020 von Patrick Labourdette

Der deutsche Virologe Prof. Dr. Christian Drosten gilt als Experte für Coronaviren und hat am 30.10.2020  beim Windthorst-Abend 2020 in Meppen einen Vortrag zum Thema „Corona-Pandemie – eine Herausforderung für Wissenschaft und Politik“ gehalten. Drosten erklärt anschaulich, vor welchen Herausforderungen wir in den nächsten Wochen und Monaten stehen und bietet Orientierung in der verwirrenden Informationslage dieser Tage. Die Landesbibliothek möchte Sie mit seriösen Quellen versorgen, weshalb wir Ihnen diesen Vortrag nicht vorenthalten wollen: 
https://youtu.be/q9EwA8w-jP8

Natürlich können sie auch regelmäßig einen Blick auf unser Corona-Quellenpapier werfen. 

Bleiben Sie gesund und informiert!

Quellenangaben: 

Veranstalter: 
Ludwig-Windthorst-Stiftung, Windthorst-Gymnasium Meppen und Heimatverein Meppen in Kooperation mit dem JAM Jugend- und Kulturzentrum der Stadt Meppen.

Mitwirkende: 
-    Dr. Hermann Kues, Vorsitzender der Ludwig-Windthorst-Stiftung
-    Prof. Dr. Christian Drosten, Virologe
-    Daniela Brüsse-Haustein, Schulleitung Windthorst-Gymnasium Meppen
-    Marc-André Burgdorf, Landrat und Vorsitzender Heimatverein Meppen e.V.
-    René Kollai, stellv. Leiter des Ludwig-Windthorst-Hauses

Von Bücherwürmern und Steinläusen

26. August 2020 von Patrick Labourdette

Die Bibliothek wird im Allgemeinen als Wiege der Erkenntnis und Lebensraum der Wissbegier erachtet. Doch lauern in den Gemäuern einer Bibliothek Geschöpfe, die man sonst nur in tropischen, subtropischen oder gemäßigten Vegetationszonen vorfindet. Wie die Wenigsten wissen, fühlt sich in diesem Klima eine Vielzahl seltener Tierwesen äußerst wohl. 

Am bekanntesten ist hier wohl der Bücherwurm (helluo librorum). Dieser wird nahezu täglich in der Landesbibliothek gesichtet und mit etwas Glück ertappen Sie ihn dabei, wie er nicht nur liest, sondern sammelt, hortet und vor allem anhäuft – er riecht die Seiten der Bücher, befühlt sie und ergötzt sich an ihrem Geruch. Krone dieser Wurmwerdung sind gemeinhin die Bibliothekarin und der Bibliothekar, doch besteht seit jeher eine starke Migrationsbewegung in den Kreis der bibliophilen Bücherwürmer. Signifikant ist hier, dass trotz aller Verführungen nicht der Bücherwurm das Buch verschlingt, sondern das Buch seine Leserinnen und Leser. 

Ähnlich verhält es sich mit der Leseratte (rattus librorum). Seit dem späten 19. Jahrhundert kennt man dieses Geschöpf. Der Leseratte geht es um weitaus mehr als nur gern und viel zu lesen, wie oftmals fälschlich angenommen wird – die Leseratte verfällt dem Buch in ihrer Gier nach dem gedruckten Wort ganz und gar!  Vom Objekt ihrer Sucht ist sie dann kaum zu lösen.

Äußerst selten, jedoch ganzjährig und auf der ganzen Welt tritt der sogenannte Bücherskorpion (Chelifer cancroides) in Stapeln von Papier und feucht gelagerten alten Büchern in Erscheinung. Der Bücherskorpion ernährt sich vor allem von Milben, Staubläusen oder Eiern und Larven von Insekten.  Für Bücher gefährlich wird er nach dem Fraß dieser Schädlinge und hinterlässt dort seinen Kot. Um indirekte Schäden an Büchern zu vermeiden werden in der Bibliothek Bücher deshalb trocken gelagert und professionell von Schädlingen befreit, weshalb dieser kleine „Übeltäter“ in der Landesbibliothek wohl noch nie gesichtet wurde.

Eine weitere Vorliebe für feuchte Bücher und Papierwaren hat die sogenannte Bücherlaus (Liposcelis). Diese Spezies ernährt sich von Schimmelpilzrasen auf feuchten Papieren und zerstört dabei die Oberflächen der Blätter. Auch hier trifft die Landesbibliothek die nötigen Maßnahmen, denn mit trockener Lagerung der Bücher vermeidet man nicht nur Bücherfraß, sondern auch Schimmelpilze. Sie sollten sich vor diesen Tierchen in Acht nehmen, denn auch Tapeten stehen auf ihrem Speiseplan.

Wie es die glückliche Fügung so will, können Sie in der Landesbibliothek alsbald eine weitere Insektenart beobachten. Für viele Forscher galt sie bereits als ausgestorben, obwohl sie seit Ende der 1970er Jahre in Wissenschaftskreisen für Furore sorgte. Die Steinlaus (Petrophraga lorioti) wurde am 18. Oktober 1976 von Prof. Grzimek (alias Loriot) erstmals in einer von der ARD ausgestrahlten Parodie vorgestellt und steht seit 1983 im medizinischen Wörterbuch Pschyrembel. Dieser fiktive „stimmungsaufhellende Endoparasit“ ernähre sich vorwiegend von Steinen und gelegentlich von Eisenträgern. Ein geschlechtsreifes Männchen habe einen Tagesbedarf von etwa 28 kg Beton, wobei ein Weibchen in der Schwangerschaft beinahe die doppelte Menge verzehre, so der deutsche Humorist. In nahezu jedem Lexikon oder Wörterbuch finden sich solche fingierten Lexikonartikel. Wenn sie neugierig sind, können Sie in „Der Neue Pauly – Enzyklopädie der Antike“ nach dem Schlagwort „Apopudobalia“ suchen. Ich bin gespannt, ob Sie herausfinden, wie versucht wird, Sie hier hinters Licht zu führen.

Die Steinlaus wird also demnächst in Bregenz ausreichend Nahrung finden, denn im Zuge der Modernisierung der Landesbibliothek werden bald die Presslufthammer zum Einsatz kommen und ordentlich Staub aufwirbeln. Doch Bücherwürmer und Leseratten müssen sich keine Sorgen machen, denn die Landesbibliothek bietet eine Vielzahl an digitalen Angeboten und außerdem werden Sie selbstverständlich auch in der Umbauphase mit der nötigen Literatur versorgt.

 

Foto: Helmut Klapper, Vorarlberger Landesbibliothek, Permalink: https://pid.volare.vorarlberg.at/o:168654

Foto: Helmut Klapper, Vorarlberger Landesbibliothek, Permalink: https://pid.volare.vorarlberg.at/o:168654

Verlorenen Hauptes

14. August 2020 von Thomas Feurstein 

Alles begann mit Kurt Bracharz in den 90er Jahren, als der Vorarlberger Regionalkrimi geboren wurden. Peter Natter, Daniela Alge, Christian Mähr, Oliver Benvenuti, Franz Kabelka und viele andere mehr verfassten seither über 50 Krimis, für die das sonst so friedliche Vorarlberg als Kulisse diente. Vic P. Victory, der (oder vielleicht „die“) auch auf seiner/ihrer Homepage seine/ihre wahre Identität nicht preis gibt, reiht sich 2020 würdevoll in die lange Reihe ein. Die Handlung des Romans ist originell, erzählt sie/er ja eine wahre Begebenheit nach, die sich in den 90er Jahren tatsächlich in Vorarlberg zugetragen hat. 1991 wurde Helga Pobornikoff, die Pressesprecherin der Bregenzer Festspiele, vermisst und erst zwei Jahre später konnte ihr Mörder der Tat überführt und in einem Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt werden. So der Kern der Geschichte, um den Victory zahlreiche Nebenhandlungen spinnt, die wohl mehr seiner/ihrer blühenden Fantasie als der grausamen Realität entsprungen sind.

Vic. P. Victory (Pseudonym): Verlorenen Hauptes

Cover: Rainer Hilbe, (C) Vic. P. Victory

Cover: Rainer Hilbe, (C) Vic. P. Victory

Sommerruhe – vor dem Herbstlärm

27. Juli 2020 von Marion Kaufer
 

Foto: Marion Kaufer

Foto: Marion Kaufer


Genau vor einer Woche saß ich in der Bibliothek am Schreibtisch und hörte von draußen von Zeit zu Zeit ein „Määääh“ …  Immer wenn sich unsere fleißigen Schafe meldeten – im Einsatz als nachhaltige und geräuscharme Rasenmäher – zauberte es ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich finde etwas Zufriedenes und vielleicht sogar Kindliches in diesen Lauten, sodass sie mich einfach positiv stimmen.
Unsere generell beschauliche (Geräusch)Kulisse vor, hinter und in der Landesbibliothek wird aber bald ein zwar sehnlich erwartetes, dennoch abruptes Ende finden. Im September sollen – bildlich gesprochen – die Bagger vorfahren und unsere kleine Baustelle eröffnen. Unser Umbau umfasst einerseits den Eingangsbereich samt Infotheke: das gesamte Erdgeschoß bis zum Kuppelsaal, wobei Stiftsbibliothek und Mediathek unberührt bleiben. Andererseits bekommen wir im 1. Stock des Mitteltrakts unseren neuen Lesesaal samt vier Gruppenarbeitsräumen – mit Seeblick.
In Vorbereitung auf den neuen Lesesaal sind meine Mitarbeitenden engagiert und unermüdlich dabei, die benötigten Flächen durch Bestandsverschiebungen unter Einbindung aller Möglichkeiten (neue Verortung im Freihandbereich, Hausdepot oder Außendepot) bis zum Baubeginn frei zu schaffen. Auch wenn die gewohnte Ordnung durchbrochen ist und auf manche Medien nicht mehr ad hoc zugegriffen werden kann, lohnt sich diese mal stärker und mal schwächer empfundene Einbuße hoffentlich für alle. Belohnt werden alle Benutzerinnen und Benutzer zum Abschluss des Bauprojekts mit einer Aufenthaltsqualität in der Bibliothek, die wir in diesem Ausmaß bisher nicht bieten konnten. Die Wandelhalle, wie unsere Architekten Philip Lutz und Elmar Ludescher den Gang im Erdgeschoß nennen, wird alle Personen in einem offenen und luftigen Raum mit Garderobenkästchen, Zeitungen und Zeitschriften, Möbeln zum Lesen und Verweilen empfangen. In einem großzügigen Infobereich finden Infotheke, Selbstverbuchungsterminals, Bereitstellungs- und Rückgaberegale ihren Platz und bieten Raum zur Interaktion. 
Mein persönliches Highlight sind insbesondere die geplanten Gruppenarbeitsräume und der Lesesaal. Gemeinsames Lernen, Arbeiten an Texten oder Aufgaben, Ausprobieren von Referaten und Vorträgen wird in den Gruppenarbeitsräumen möglich sein. Nebenan finden konzentriertes Arbeiten und Lernen im Lesesaal einen idealen Rahmen.
Also genieße ich einstweilen die sommerliche Ruhe, bevor im September andere Töne anklingen werden – verheißungsvoll, aber lästig.

Warten, warten, warten

6. Juli 2020 von Melitta Schwarzmann
 

Foto: Vorarlberger Landesbibliothek

Foto: Vorarlberger Landesbibliothek


„Warten, warten, warten“ (KW21/10) ... war ein Feedback meiner Umfrage.
Nachdem ich einen hervorragenden Kurs zu „Bibliotheksspezifische Zielgruppenforschung“ an der Universität Wien abgelegt habe, war ich motiviert mein neu erlerntes Wissen mittels einer kurzen Umfrage umzusetzen.
Die Vorarlberger Landesbibliothek konnte mit strengen Auflagen – endlich – am 18. Mai wieder öffnen. Nur maximal 20 Menschen durften gleichzeitig in der Bibliothek sein. Umso erstaunlicher, dass während diesen ersten beiden Öffnungswochen Kalenderwoche 21 und 22, in denen ich die Umfrage machte, 109 Menschen bereit waren, ein Feedback zu geben. Meine beiden Fragen, was unsere Benutzerinnen und Benutzer speziell an Services der Bibliothek vermisst haben und zu welchem Grunde sie vor allem in der Bibliothek sind, wurden von den meisten (94mal) zur Gänze beantwortet.
15 haben nur angekreuzt, ob sie aufgrund beruflicher oder privater Interessen oder weil sie die Bibliothek für eine Abschlussarbeit benötigen, kommen, haben jedoch keine weiteren Kommentare abgegeben.
Die meisten Benutzerinnen und Benutzer, die trotz des verpflichtenden Mund-Nasen-Schutzes, des Abstandhaltens, des stark reduzierten Service in den ersten zwei Wochen wieder in die Bibliothek kamen, gingen privaten Interessen nach (56mal angekreuzt), ähnlich viele (49 Nennungen) waren für ihre Abschlussarbeit vor Ort (VWA, Master- oder Diplomarbeit o.ä.). Wobei acht Personen beides ankreuzten, dass sie sowohl für die Abschlussarbeit wie auch zu privaten Interessen die Bibliothek nützen.
Überraschend waren vier Besuchende, die uns das Feedback gaben, zum ersten Mal die Bibliothek zu benützen. Alle vier benötigten ebenfalls Literatur für Ihre Abschlussarbeit.
Erwartet habe ich, dass viele den Lern-, Arbeits- und Leseplatz – bezeichnet als der „dritte Ort“– vermissen. Dem war auch so: 37 der abgegebenen Umfragebögen erklärten: „Die lange Schließung war nicht sehr vorteilhaft, momentan vermisse ich die Option in der Bibliothek lesen bzw. schreiben zu können“ (KW22/20) oder „die gute Atmosphäre“ (KW21/17) oder „Die Möglichkeit in der Bib zu arbeiten“ (KW21/64). Ebenso stark – 39mal - wurde auch die Möglichkeit der Ausleihe zum Beispiel von älterer Literatur vermisst: „Bücher-Ausleih-Service“ (KW22/24), „Bücher- u. Medienverleih“ (KW22/18), „Ausleihe Depot“ (KW21/26).
Das Wort „Schmökern“ wurde 17mal verwendet. 29mal wird allgemein Schmökern, Stöbern, Recherchieren als fehlend genannt.
Es gab auch acht Stimmen, die nichts vermisst haben in der geschlossenen Zeit der Landesbibliothek und dennoch zu den ersten gehörten, die uns wieder besuchten.
Vier Menschen, die an der Umfrage teilnahmen, fehlten Gerätschaften wie Kopierer, Drucker oder Scanner. Diesen Service durften wir erst nach der zweiten Lockerungsverordnung ab dem 15. Juni wieder anbieten. 
Zwei Kommentare hielten den Wunsch nach mehr Service fest: „Flexibilität in der Ausleihe Bücher – Herrichten – Abholen, … wäre locker möglich gewesen“ (KW 22/12). Was immer uns erlaubt war, haben wir unter größten Schutzvorkehrungen gemacht; Wir durften schließlich keine Personen zum Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen bewegen.
Gefreut haben mich die 20 sehr positiven Kommentare wie: “Schön, dass die Bibliothek wieder offen ist.“ (KW21/6), „Schön, dass die Bibliothek wieder offen ist. ♡ “ (KW21/19).
Sieben Menschen haben ihre Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht, dass es die Vorarlberger Landesbibliothek mit all Ihren Services gibt und wieder geöffnet ist: „Danke, dass es euch gibt!“ (KW22/14). 
So bedanke ich mich bei allen, die an der Umfrage teilgenommen haben bzw. mir geholfen haben, diese durchzuführen. Danke, dass es Sie als interessierte, lesende, neugierige, bildungshungrige und schmökernde Menschen gibt!

„Ice Cream“

3. Juni 2020 von Thomas Feurstein 

Keine Spur von Eiscreme, von süßlichem Sommerlesevergnügen, sondern apokalyptisch-postpandemische Literatur aus den USA. 2014 erschienen, und seit 2019 als deutsche Übersetzung erhältlich, wirft die in New York lebende Amerikanerin Sandra Newman einen fast seherischen Blick auf eine von Seuchen zerrüttete Welt, in der „Posis“ vor vielen Jahren alle Weiße dahingerafft hat, und auch das Leben der überlebenden Schwarzen auf etwa zwanzig Jahre beschränkt. In einer Gesellschaft sich rivalisierender Gruppen, die vor Sklaverei, Vergewaltigung und Krieg nicht zurückschrecken, macht sich die 15jährige Ice Cream auf den Weg, ein Gegenmittel für die Erkrankung ihres Bruders zu suchen, und damit sein Leben zu verlängern. Wenn sie in historischen Dokumenten Aufforderungen zur Verhinderung der Pandemie findet, verschwimmen für die Lesenden endgültig Corona-Realität und Fiktion: „Der Einstieg in den Bus kann erst nach einer medizinischen Untersuchung erfolgen. Um die Sicherheit aller Fahrgäste zu gewährleisten, dürfen Anwohner, die an WAKS erkrankt sind, in den Bussen nicht befördert werden. An WAKS erkrankte Personen und ihre Angehörigen erhalten beim Gesundheitsamt unter der Rufnummer (617) 256-2412 weitere Informationen.“
Neben dem aufwühlenden Inhalt ist es die Sprache, die den Leser sprachlos macht. Das ist zwar Deutsch, aber ein post-pandemischer Slang, kaum vorstellbar, wie Milena Adam 667 Seiten so konsequent aus dem Englischen übersetzen konnte. Eine Kostprobe gefällig? Ice Cream beschreibt ihren Stamm der Sengles und die rivalisierenden Sklaver: „Die Sengles hassen die Sklaver schlimmer als unser Pech. Wir hassen ihren dreckigen Stunk vom Trinken und wir hassen ihre Federköpfe. Werden für diesen Hass ihre Hühner überfallen, oder wir renn für Zoff hin. Ja, sie überfallen uns wie n stinkiger Wind, kommt wild und böse.“
Liz Jensen schreibt im „Guardian“: „Was dieses Buch abhebt von der Masse, ist die beeindruckende, glühende Beharrlichkeit der Sprache. Bei der letzten Seite war ich emotional zerschmettert, aber euphorisch: dieser Roman machte mich effektiv zu seiner Geisel, dass es sich anfühlt wie Stockholm-Syndrom.“ Die New York Times glaubt sogar, dass Ice Cream uns mit der unwiderlegbaren Tatsache konfrontiert, dass die Bürger der Zukunft Opfer der Geschichte werden, die wir heute schreiben.

Ice Cream Star von Sandra Newman

Berlin Matthes & Seitz Berlin 2019

Berlin Matthes & Seitz Berlin 2019

Sonne, Licht und Schatten …

19. Mai 2020 von Thomas Feurstein 
 

Bäuerin beim Heuen in Schoppernau, im Hintergrund die Kanisfluh, Foto: Stadtarchiv Dornbirn

Bäuerin beim Heuen in Schoppernau, im Hintergrund die Kanisfluh, Foto: Stadtarchiv Dornbirn


Bäuerliche Idylle oder karge Lebenswirklichkeit? Die Fotos von Franz Beer (1896-1979) zeigen jedenfalls ein Vorarlberg, das es schon längst nicht mehr gibt, und das auf den Betrachter aber eine besondere Faszination ausübt. Franz Beer war kein Berufsfotograf, sondern ein hochbegabter Amateur, der in zahllosen Wanderungen durch Vorarlberg eine heute längst vergangene Kulturlandschaft dokumentierte. Die Negative der Fotos lagen bisher wohlbehütet in den Kellern des Dornbirner Stadtarchivs und eine gemeinsame Initiative mit der Landesbibliothek macht es nun möglich mehrere Tausend Fotos einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine Sammlung wie die vorliegende zu sichten, zu katalogisieren und sachlich zuzuordnen braucht Zeit und konzentriertes Arbeiten: das Corona Home-office macht es möglich, dass noch im Sommer die Sammlung Beer auf www.vorarlberg.at/volare online zu sehen sein wird.
 

Beim Heuen in der Nähe von Warth, im Hintergrund der Widderstein, Foto: Stadtarchiv Dornbirn

Beim Heuen in der Nähe von Warth, im Hintergrund der Widderstein, Foto: Stadtarchiv Dornbirn

Quarantänetagebuch eines Bibliothekars 3 – Zeit für Zeitung!

22. April 2020 von Patrick Labourdette

Heute muss ich Ihnen etwas gestehen… ich habe in den letzten Jahren nur sporadisch die Zeitung gelesen. Aktuelle Informationen habe ich bei Twitter, den Webseiten von Spiegel, Zeit oder Standard überflogen und abends über die Fernsehnachrichten vertieft. Ich glaube, vielen in meiner Generation geht es so – Information ist etwas Flüchtiges geworden.

Treue Leser dieses Tagebuchs werden es schon wissen, diese Coronakrise verleitet mich auf seltsame Weise zum Grübeln und so denke ich in letzter Zeit sehr oft an meinen Großvater, ein passionierter Zeitungsleser. Ich erinnere mich an Sommerferien in seinem Haus, er saß mit einer Tasse Kaffee, einem Croissant, der ersten Zigarette des Tages und der aktuellen Ausgabe der Tageszeitung in seinem gemütlichen Gartensessel auf der Veranda.

Foto: Sammlung Norbert Bertolini, Vorarlberger Landesbibliothek https://pid.volare.vorarlberg.at/o:179056

Foto: Sammlung Norbert Bertolini, Vorarlberger Landesbibliothek https://pid.volare.vorarlberg.at/o:179056

Ganze anderthalb Stunden verbrachte er mit der Lektüre von Nachrichten aus aller Welt, wirtschaftlichen Neuigkeiten und kulturellen Höhepunkten. Dabei durfte man ihn niemals stören, jedoch erbarmte er sich, wenn man nur neugierig genug zu ihm hinaufblickte. Dann nahm er mich auf seinen Schoß und brachte mir bei, wer der Präsident von Frankreich ist, warum die Menschen in Argentinien so gerne Tango tanzen und erzählte mir den neuesten Tratsch aus seinem Heimatstädtchen. 

Ich frage mich, wann ich aufgehört habe, mich für diese Geschichten und Berichte zu interessieren. Es geschah wohl auf dem Weg zur Uni oder zur Arbeit, denn im überfüllten Bus kann man keine mehrseitige Tageszeitung blättern. Informieren braucht Zeit und die sollte nicht im Alltag verloren gehen. Insofern haben diese ausgangsbeschränkten Tage auch ihr Gutes, denn ich lese jetzt wieder Zeitung. Ich vertiefe mich in die Vorarlberger Nachrichten oder schaue in der Schwäbischen Zeitung wie der restliche Bodenseeraum mit der Krise umgeht. An manchen Tagen lese ich neben dem Standard sogar die Washington Post oder den französischen Figaro

Jetzt werden Sie bestimmt denken, was ist das Geheimnis? Dieser quarantänisierte Bibliothekar kann unmöglich Abonnements aller dieser Zeitungen haben? Die gute Nachricht ist, die Landebibliothek ermöglicht auch Ihnen den Zugang zu digitalen Zeitungen und Zeitschriften aus aller Welt. Alles was Sie benötigen ist ein Bibliotheksausweis und das Wissen um den Pressreader. Dieser „all you can eat newspaper service“ bietet alles was Sie sich in journalistischer Hinsicht wünschen, und das ohne zeitliche Begrenzung. 

Da kann es nur heißen: Bleiben Sie stets informiert und nehmen Sie sich Zeit für Zeitung!

Quarantänetagebuch eines Bibliothekars 2 – Die Nadel im Heuhaufen

31. März 2020 von Patrick Labourdette
 

Foto: © Vorarlberger Landesbibliothek, Oliver Benvenuti, https://pid.volare.vorarlberg.at/o:113839

Foto: © Vorarlberger Landesbibliothek, Oliver Benvenuti, https://pid.volare.vorarlberg.at/o:113839


Zurzeit blicke ich manchmal aus dem Fenster und lasse meine Gedanken schweifen. Sie müssen wissen, dass das an meinem Schreibtisch wunderbar geht. Aus meinem Fenster sehe ich einen Kirchturm mit Zwiebeldach, zwei große alte Tannen, deren Zweige sanft im Winde wanken und sehr beruhigend wirken. So erinnere ich mich auch an einen alten Begleiter aus Studienzeiten. Der Duden „Redewendungen – Wörterbuch der deutschen Idiomatik“ hatte mir damals viele heitere Stunden beschert. Natürlich suche ich das Wörterbuch sogleich im Katalog der VLB und stelle fest, dass wir diesen Band nicht digital anbieten. Sogleich konsultiere ich den lokalen Buchhändler meines Vertrauens und erwerbe mir das eBook – gerade in diesen Zeiten ist es wichtiger denn je diese kleinen Händler zu unterstützen. 

Nun gut, bevor sie nun denken, dass dieser Bibliothekar „nicht alle Nadeln an der Tanne“ hat, möchte ich Sie aufklären, was der Duden mit dem Thema dieses Quarantänetagebuchs zu tun hat. Es soll um die spannende Frage gehen, in welcher Beziehung gewöhnliche Nadeln und die Recherche zueinander stehen? Haben Sie schon einmal nach der sprichwörtlichen „Nadel im Heuhaufen“ gesucht? Sie könnten wie ich den besagten Band des Dudens erwerben, auf Seite 523 nach dem Begriff Nadel suchen und dabei erstaunt feststellen, wie vielfältig dieser Begriff verwendet wird. 

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist für gewöhnlich ein Unternehmen mit geringen Erfolgsaussichten – doch nicht für einen Bibliothekar, der gerade zuhause in Quarantäne sitzt. Denn es geht ihm immer nur um das Eine – die Nadel im Heuhaufen zu finden

Zunächst sollte dieses Unterfangen nicht „mit der heißen Nadel gestrickt sein“, denn ohne nötige Sorgfalt und Überlegungen werden Sie nicht weit kommen. Das bedeutet, machen Sie sich Gedanken, was Sie suchen und mit welchen Begriffen Sie suchen können. Hier kann ein Synonym-Wörterbuch hilfreich sein (das gibt es in der VLB auch digital). 

Gerüstet mit einem interessanten Thema werden Sie im Katalog der Landesbibliothek wunderbar dem Lagerkoller entfliehen. Natürlich können Sie, ähnlich wie bei Google, einmal über alles suchen. Tausende Suchtreffer sind garantiert. Wenn Sie die Suche einschränken (im linken Bereich der Bildschirmoberfläche), kommen Sie unserer kleinen Nadel deutlich näher:
Als Medium kommt derzeit nur das eBook in Frage. Auch beim Zeitraum sollten Sie sich auf die letzten 5-7 Jahre einschränken (außer sie verfolgen ein historisches Interesse), denn die Forschung ist wandelbar wie die Zeit. 

Mit großer Sorgfalt erschließen wir die Bücher der Landesbibliothek und ordnen sie thematisch bestimmten Klassen zu. Das hat den Vorteil, dass Sie als Nutzerin und Nutzer später das Buch im Regal und damit an gleicher Stelle thematisch gleiche Bücher finden können. Das gilt natürlich auch für eBooks: Wenn Sie also auf ein Schlagwort unserer Klassifikation klicken, bekommen Sie nur Suchtreffer, die denselben thematischen Schwerpunkt haben. Das erleichtert Ihre Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Falls Sie nach diesen Ausführungen „noch etwas bei mir auf der Nadel haben“, sprich sollten Sie noch Fragen haben, können Sie sich gerne bei mir melden.

Quarantänetagebuch eines Bibliothekars 1

24. März 2020 von Patrick Labourdette

Um mit dem berühmten französischen Mikrobiologen Louis Pasteur zu öffnen: „In der Natur ist die Bedeutung des unendlich Kleinen unendlich groß“. Wer wollte ihm da derzeit nur widersprechen? Mal zitternd, mal zaudernd sitzen wir zuhause, ziehen den Frühjahrsputz vor, lernen die Vorzüge von Home Office kennen oder übernehmen die Aufgaben des Hauslehrers für unsere Kinder. Draußen tobt Corona, drinnen toben die Kinder.

Das nennt man also Quarantäne, die berüchtigten 40 Tage – nur liegen wir dieses Mal nicht vor Madagaskar und haben auch keine Pest an Bord. Es ist schon erstaunlich wie schnell wir in den „gesicherten Modus“ übergegangen sind. Nun sitze ich hier, blicke aus dem Fenster und überlege, was ich als Bibliothekar dazu beitragen kann, diese Zeit der sozialen Isolation angenehm zu gestalten. Ich könnte Ihnen nun eine Leseliste für die kommenden Tage mitgeben, mich in die Selbstisolation begeben und warten bis der „coronale Sturm“ sich wieder legt. Nach einer langen Weile würde ich dann wieder zurückkommen und natürlich würde ich Sie dann nach Ihren Leseeindrücken befragen. Doch wäre das nicht irgendwie traurig? Stattdessen komme ich lieber meiner gewohnten Arbeit nach, denn die Technik macht es möglich, dass ich auch von zuhause die meisten Arbeitsschritte durchführen kann.

Deshalb ergreife ich nun die Gunst der Stunde, trete aus der Isolation in die virtuelle Öffentlichkeit und werde Ihnen in den nächsten Wochen einen exklusiven Einblick die Arbeit eines Fachreferenten geben. Haben Sie sich immer schon gefragt, wie die Bücher der Landesbibliothek ihren Weg ins Regal finden? Wollen Sie lernen, wie sie seriöse Informationen recherchieren und Literatur wissenschaftlich einordnen? Kennen Sie schon unsere digitalen Angebote und wissen, wo sie zu finden sind? Das „geheime Seelenleben“ eines Bibliothekars in Quarantäne? Dies und vieles mehr erwartet Sie in den nächsten Wochen.

Coole Facts aus der Lehrlingswelt

24. Februar 2020 von Jenny Kaiser

Hallo miteinander,
da dies mein erster Blog ist, stell ich mich kurz vor.
Mein Name ist Jennifer Kaiser, Jenny ist mir lieber, ich bin 20 Jahre jung und bin momentan einer von zwei Lehrlingen in der Landesbibliothek. 
Ich war neulich auf einem Lehrlingstreff. Kurz erklärt, das sind Seminare für Lehrlinge zu allen möglichen Themen. So ein ums andere Mal bekommt man dort, neben überlebenswichtigem Wissen für Lehrlinge natürlich, auch interessante und lustige Facts mit auf den Weg. Diese Facts würde ich großzügigerweise mit allen Interessierten teilen.
Das Thema dieses Mal waren „Neue Medien“, also vom Handy bis zum allgemeinen Datenkonsum.

Im Durchschnitt verbringt jeder Mensch pro Tag 2,5 Stunden an seinem Handy. Ihr kennt doch bestimmt alle diese „Smombies“, diese Leute, die sich einfach nicht von Ihrem Handy trennen können und wie Zombies durch die Gegend irren. Wusstet ihr, dass diese Leute wirklich an z.B. FOMO (Fear of missing out), Nomophobie (No-Mobile-Phone-Phobia) oder gar an einer Handysucht, die körperliche Entzugserscheinungen hervorbringt, leiden können? Diese Abhängigkeit nach dem Handy nimmt in den letzten Jahren gerade bei jüngeren Menschen immer mehr zu.
Für die 1400 Millionen Handys, die jährlich produziert werden, benötigt man bis zu 60 Rohstoffe, darunter auch ca. 30 Metalle, alleine 34 Tonnen Gold und der Anteil pro Handy ist wirklich winzig. Hier noch eine Filmempfehlung zu diesem Thema: Welcome to Sodom, der einem echt erschreckende Bilder zeigt, was denn tatsächlich mit unseren alten Geräten passiert.
Aber wozu nutzen wir eigentlich diese Handys, Computer und Tablets, die süchtig machen können?
Um überall erreichbar zu sein, um Entertainment jeglicher Art zu genießen, um Geschäfte zu führen, um Bilder zu teilen, um Spiele zu spielen und und und.
Das sind riesige Datenmengen, die jährlich benötigt werden! Habt ihr gewusst, dass der jährliche Datenkonsum 300 Millionen Tonnen CO² erzeugt? Das ist mehr als der ganze Flugverkehr für Privatpersonen! Ein Drittel des erzeugten CO² geht auf Kosten von „Erwachsenen-Filmchen“, kein Witz. Wir schaden mit unserem Pornokonsum dem Klima. Aber immerhin werden mittlerweile Serverkühlsysteme, die die erzeugte Wärme zum Versorgen eines Heizsystems nutzen, etabliert. 
Und nun zum persönlichen Datenprofil, das jeder Internetnutzer besitzt, ob er will oder nicht.
Daten über die eigene Person werden immer und überall erfasst, egal ob ihr nun bei Amazon shoppt oder Hausmittel zu Haarausfall googelt. Jeder hat ein sogenanntes Onlineprofil, auf dem alle Angaben, Suchbegriffe, Cookies und so weiter gespeichert werden. Mithilfe dieses Profils werden gezeigte Werbung, politische Einflüsse und auch Kaufangebote genau auf euch angepasst. Wenn ihr z.B. einmal verreisen wollt und euch eine Reise bei einem Anbieter z.B. booking.com aussucht, bucht man ja nicht gleich, sondern vergleicht noch bei anderen Anbietern. Es könnte aber sein, dass bei eurer Rückkehr auf booking.com der Preis der Reise gestiegen ist. Das ist eine Verkaufstaktik, mit der der Reflex, möglichst schnell zu buchen bevor es noch teurer wird, ausgelöst werden soll. Also Achtung an der Stelle!

So das waren die Facts für dieses Mal, ich hoffe es war zumindest etwas Neues dabei.
Ich bin kein großer Fan von langen Verabschiedungen, also danke fürs Lesen und bis nächstes Mal. 
Eure Jenny
 

Im Garten der Klänge

17. Februar 2020 von Birgitt Humpeler

Wolfgang Fasser ist Physio- und Musiktherapeut - und blind. Sein Leben ist auf das Unsichtbare ausgerichtet - die Welt der Klänge. 1999 gründet er in den Bergen der Toskana sein Atelier für musikalische Improvisation „il Trillo“, in dem er körperlich und geistig schwer behinderten Kindern mit seinen Klangwelten einen Bezug zur Welt ermöglicht. Liebevoll und  mit unendlicher Geduld und Ruhe führt und leitet er seine Schützlinge, ihre individuellen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Der sensible Dokumentarfilm Im Garten der Klänge zeigt wie Wolfgang Fasser arbeitet. Man darf  miterleben, wie Kinder, deren Körper ihnen nicht gehorcht und deren Innenleben keinen Ausdruck findet, ihr Potential und ihre Lebensfreude entwickeln. Und man begegnet in Wolfgang Fasser einer charismatischen und klugen Persönlichkeit, die einen die Welt anders sehen und hören lässt. Wunderbare Bilder und ein großartiger Soundtrack schaffen ein Filmerlebnis, das unter die Haut geht und lange nachwirkt.
 

Hinter den Bibliothekskulissen

24. Januar 2020 von Mirella Sprenger

Ich sitze im Zug von Innsbruck nach Bregenz. Eine Woche Metadatenmanagement liegen im Rahmen meiner Bibliotheksausbildung hinter mir: Datenmodelle und -formate, Datenmodellierung, (relationale) Datenbanken, XML, Entity-Relationship-Modell, Metadatenstandards, Normdatensätze, Klassifikationen, Thesauri, Linked Open Data, Semantic Web, …
Was das alles mit der Arbeit in Bibliotheken zu tun hat?
Genau mit diesen Dingen beschäftigen sich Bibliothekare/-innen hinter den Kulissen, zumindest Sysbibs (Systembibliothekare/-innen) und Formal- bzw. Sacherschließer/-innen. Ihr Hauptziel ist es, unsere Medien für unsere Leser/-innen auffindbar und zugänglich zu machen, was – wie unser gaaanz :-) toller Lehrling Kim schon in ihren Blogbeiträgen festgestellt hat (siehe „Auszug aus dem Tagebuch eines Lehrlings“) – nicht ganz so einfach und eine ziemlich komplexe Angelegenheit ist.
Wenn Sie also das nächste Mal in unserem Suchportal oder in einem Discovery System oder OPAC einer anderen Bibliothek recherchieren, denken Sie daran … es steckt harte Arbeit dahinter, unsere Benutzer/-innen durch die Informations- und Medienflut zu lotsen und dafür zu sorgen, dass sie auch das finden, was sie suchen.
Und wer bisher gedacht hat, dass Bibliothekare/-innen viel lesen, dann kann ich bestätigen, dass das (in den meisten Fällen :-) stimmt … sie tun dies allerdings ausschließlich nach Feierabend in ihrer Freizeit.
 

Neolorgasmus

17. Januar 2020 von Wolfgang Köhle

Xenoneologophobiker, also Menschen, die Angst vor fremden, neuen Wörtern haben, werden bei folgenden Wortpflanzungsszenarien im Gegensatz zu allen Xenoneologopathikern, also Menschen, die an krankhafter Neubildung von Fremdwörtern leiden, keinen Spaß haben:

Paaranoia: paartielle Angst vor Paarbeziehungen; Gegensatz: Paaradies
Geburtstagsständerchen: winzigkleine Überraschung zum Jubiläum
Leesehbrille: macht den Wind sichtbar
Ohrientierung: Ohrientierungssinn hilft bei der Auffindung guter Musik, diese führt zum Ohrgasmus
Plagiatelle: aus Foulheit eine kleine fremde geistige Leistung als eigene deklarieren
Hihilismus: humorvolle Weltanschauung
Amenerguss: Höhepunkt gegen Ende des Morgengebetts
Entzücklika: selbstbefriedigendes päpstliches Rundschreiben
Metafern: Bedeutungszusammenhang kann nicht hergestellt
Nich: Aus der Fassung geratenes Ich
Werkzeuge: schaut bei der Arbeit zu
Dezifit: Maßeinheit für körperlichen Leistungszustand
Unterwältigt: Ganz und gar nicht überrascht
Leselatte:
a)     Ereignis beim Lesen erotischer Literatur
b)     Notorischer chinesischer Bibliotheksbenutzer
c)     In der Buchhandlung servierter Zuvielmilchkaffee

Zauderstab, Normvollendung, Sinnflut, Omnibuße. Frohstoffhändler, Psalminzest, optmiminimieren, Genmüse, Bösterreich, Kauferstehung, Teufling, … nur O.K.-Tropfen oder weitere Neologismen können uns noch retten.

Thesaurus rex, das umfassendste je gedruckte Werk mit Worterfindungen aus dem Hause des gesunden Menschenversands

[Luzern] Der gesunde Menschenversand 2019

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Recht auf Vergessen

7. Januar 2020 von Wolfgang Köhle

Ludo leidet auch an Gedächtnisüberschuss. Er kann nichts vergessen. Aber er kennt auch die Leidenschaft und verliebt sich mit 14 Jahren in Lila und hört Zeit seines Lebens nicht mehr damit auf. Lila hingegen leidet an einem Überschuss ihrer selbst. Ihrer Liebe steht einiges, vieles, alles im Weg. Aber: Es gibt keinen weltlichen Grund, sich die Seele aus dem Leib zu grämen, wenn man auf seine Liebe wartet.

„Ich fühlte, dass ich mich an einem entscheidenden Wendepunkt meines Lebens befand und dass die Welt ein ganz anderes Gravitationszentrum hatte, als man mir in der Schule beigebracht hatte. Ich war gespalten, zwischen dem Bedürfnis, bis ans Ende meiner Tage ihr zu Füßen zu verharren, und dem Drang zu fliehen; heute noch weiß ich nicht, ob mir mein Leben gelungen ist, weil ich nicht geflohen bin, oder ob ich es verpatzt habe, weil ich dablieb.“ 

Die Jagd nach dem Blau. Roman von Romain Gary.

Zürich Rotpunktverlag [2019]

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