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Juni 2011 Vorarlberensien

Ein Staatspräsident mit Feldkircher Wurzeln

 

 

Am 4. September 1964 feierte Chile die Wahl eines neuen Präsidenten. Eduardo Frei Montalva hatte sich gegen seinen Rivalen aus dem sozialistischen Lager, Salvador Allende, klar durchgesetzt. Über 56 Prozent der am Urnengang teilnehmenden Chilenen stimmten für ihn und ermöglichten es damit erstmals einem Christdemokraten, sich an die Spitze eines lateinamerikanischen Staates zu setzen.

Der Vorarlberger Historiker Georg Sutterlüty beschäftigte sich im Rahmen seiner Dissertation (2010) mit der Vorarlberger Herkunft der Familie Frei und der politischen Karriere Eduardo Frei Montalvas.
Eduard Frei-Schlinz, 1885 in Feldkirch geboren, wanderte 1909 nach Chile aus, wo er die Chilenin Victoria Montalva heiratete. Die individuellen Gründe für die Auswanderung liegen im Dunkeln: allgemein brachte die Industrialisierung in Vorarlberg nicht nur wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch Armut und soziale Ungleichheit mit sich und bewegte viele Menschen zur Abwanderung.

Eduard Frei arbeitete in Santiago de Chile als Buchhalter bei der Eisenbahn, erkrankte aber früh an Krebs und verstarb 1935.

Foto von Eduardo Frei Ruiz-Tagle, mit Original-Widmung und Unterschrift

Foto von Eduardo Frei Ruiz-Tagle, mit Original-Widmung und Unterschrift

Sein Sohn Eduardo Frei Montalva (1911-1982) wurde 1964 zum Präsidenten Chiles gewählt und zog damit die internationale Aufmerksamkeit auf sich, war doch sein Programm ein Gegenentwurf zu den Aktivitäten der aufstrebenden Linken in Südamerika. Sein christdemokratisches Projekt konnte die Erwartungen nicht ganz erfüllen, und so folgte ihm 1970 Salvador Allende im Präsidentenamt nach, der dann seinerseits 1973 die Macht an die Militärs unter General Pinochet abgeben musste.

 

Doch bis heute ist die Familie Frei eine politisch mächtige Familie in Chile geblieben. Der Sohn des Präsidenten erhielt ebenfalls den Namen Eduardo (*1942) und wurde nach der Militärdiktatur Pinochets zum politischen Oberhaupt des Landes gewählt (1994-2000), und auch seine Schwester Carmen (*1938) bestimmte als Senatorin die Geschicke des Landes mit. 2009/10 kandidierte Eduardo Frei Ruiz-Tagle erneut für die Präsidentschaft, musste sich dieses Mal jedoch seinem rechtsgerichteten Konkurrenten Sebastián Piñera knapp geschlagen geben.


Quelle: Sutterlüty, Georg: Ein Staatspräsident mit Feldkircher Wurzeln.
In: Kirchenblatt Vorarlberg (2011) 7, S. 6-7.

 

 

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