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April/Mai/Juni 2015 Franz-Michael-Felder-Archiv

Bislang unbekannter Brief von Franz Michael Felder

Franz Michael Felder an Wilhelm von Hamm

Schoppernau, 1. Dezember 1868, 8 Seiten auf 4 Blättern, m.e.U.

 

Soweit ich weiß, ist noch niemals zuvor ein Brief von Franz Michael Felder auf dem Auktions- oder Antiquariatsmarkt angeboten worden. Dies kann vielerlei bedeuten. Zum einen, das ist auch durch den bekannten Schriftverkehr von Felder evident, gab es keine Anfragen von der damals noch relativ jungen Species der Autographensammler an Franz Michael Felder wegen Originalen. Zum anderen bedeutet diese Umstand aber auch, dass die Nachfahren Felders sehr viel dazu beigetragen haben, um den literarischen Nachlass zusammenzuhalten. Ihnen war der Wert dieser Dokumente bewusst!

Umso erfreulicher, dass vor einigen Wochen ein Brief von Felder von einem Wiener Antiquariat angeboten und vom Felder-Archiv erworben werden konnte. Es handelt sich um einen Brief an den Wiener Ministerialrat Wilhelm von Hamm, von dem sich Felder finanzielle Unterstützung erwartete.

Hamm setzte sich zwar für Felder ein, nach dem Tod von Felder beschuldigte er aber öffentlich Rudolf Hildebrand am frühen Tod von Felder schuld zu sein. Bislang war dieser Brief als Entwurf bekannt, nun kann man im Vergleich mit dem tatsächlich abgesandten Brief erkennen, wie Felder an seinem Schreiben stilistisch gearbeitet hat. Der Brief hat sich in einer deutschen Autographensammlung, die wohl schon um 1900 angelegt wurde, erhalten und wurde nun wieder dem Markt zugeführt. Wir werden den Brief im Jahrbuch des Felder-Archivs edieren.

: „[...] Mein lieber verehrter Freund Dr. Hildebrand in Leipzig hat mich im Sommer 1867 besucht und war längere Zeit hier, um meine Verhältnisse kennen zu lernen. Er war vielleicht der einzige Fremde, der meine schöne Heimat in recht trüber Stimmung verließ. Nun bettelte er bei seinen Freunden für mich einiges Reisegeld daß ich zu ihm kommen und doch auch einmal etwas von der Welt sehen könne. Bis dahin kam ich nie aus Vorarlberg. Er beherbergte mich dann in seinem Hause und brachte größere Opfer für mich, als eigentlich seine Verhältnisse erlaubten, denn es war ihm nicht möglich für meinen Roman bei Hirzel ein Honorar herauszubringen, welches mich und die Meinen für längere Zeit sicher stellte [...]”.

Jürgen Thaler

 

Umschlag aus der Autographensammlung, der hier angegebene falsche Todesort (Bregenz statt Schoppernau) lässt sich auf die oftmals falsche Angabe des Sterbeortes in Konservationslexika des 19. Jahrhunderts zurückführen.


Erste und letzte Seite des Briefes an W. v. Hamm.


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