Im Umfeld der vielfach beschriebenen kulturellen Aufbruchsstimmung in Österreich der frühen 1970er-Jahre, die auch Vorarlberg erfasste und in den „Bregenzer Randspielen” ihre bedeutendste Gestalt fand, wurde eine bemerkenswerte Buchreihe ins Leben gerufen: die „Zeitwörter”.

Herausgegeben wurde die Reihe von Robert Blauhut, einem der wichtigsten und ernsthaftesten Literaturvermittler in Vorarlberg, Otto Breicha, damaliger Herausgeber der bedeutenden österreichischen Literaturzeitschrift „Protokolle” und späterer Leiter der Österreichischen Fotogalerie Rupertinum in Salzburg, und dem Schriftsteller Josef W. Janker, der auch eine wichtige Rolle im literarischen Leben der Bodensee-Region spielte. Die Redaktion der Bände besorgte der damals bei der Vorarlberger Verlagsanstalt tätige spätere Verleger und Journalist Walter Fink. Gestaltet wurden die Bände von Reinhold Luger.

Der erste Band, Oscar Sandners „Strukturen in Molasse”, erschien in aufwändiger Ausstattung 1973. Als zweiten Band gab man im selben Jahr Ingo Springenschmids „Tische–Maximen und Ausreden” mit einem Nachwort von Kurt Greussing heraus. Band drei brachte Wolfgang Bauers „Katharina Doppelkopf und andere Eisenbahnstücke”, Band vier Friederike Mayröckers „Augen wie Schaljapin bevor er starb”. Mayröcker und Bauer konnte man anlässlich von Lesungen in Bregenz für die Teilnahme an der Reihe gewinnen.

Mit Band fünf – Michael Köhlmeiers „Like Bob Dylan” – wechselte die Reihe 1975 zum neugegründeten Bregenzer Verlag von Walter Fink. Nach einer Pause von beinahe 10 Jahren wurde die Reihe mit den Zeitwörtern 6 – Werner Grabhers „Säuberungen. Mit einer Auswahl an Kurzprosa” – weitergeführt, um schließlich mit Band 7, das ist Kurt Bracharzs „Grassoden”, 1984 endgültig eingestellt zu werden.

Manche Exemplare dieser ambitionierten Buchreihe werden im Antiquariatshandel als Widmungsexemplare angeboten, manche dieser begehrten Ausgaben konnte sich das Franz-Michael-Felder-Archiv sichern. Sie zeigen, wohin und in welche Privatbibliotheken diese kleinen, feinen Bücher ihre Reise angetreten haben, um letztlich wieder an ihren Ausgangspunkt, nach Vorarlberg, zurückzukehren.

Jürgen Thaler

Oscar Sandner: Strukturen in Molasse.
Mit einem Nachwort von Otto Breicha.     
Dornbirn: Vorarlberger Verlagsanstalt, 1973 (=Zeitwörter 1)
Mit einer in Rom verfassten Widmung von Oscar Sandner
an den Maler Georg Eisler und seine Frau Alice.
„Im Bezugspunkt Villa des Horaz: für Alice und Georg Eisler /
cordial / 26.6.1974 / Oscar Sandner.”
Franz-Michael-Felder-Archiv

Friederike Mayröcker: Augen wie Schaljapin bevor er starb.
Illustrationen von Peter Pongratz.
Dornbirn : Vorarlberger Verlagsanstalt 1974 (=Zeitwörter 4)
Mit einer Widmung von Friedericke Mayröcker an Elfriede Gerstl.
„F. Mayröcker / für Elfriede herzlich”.
Franz-Michael-Felder-Archiv

Kurt·Bracharz: Grassoden. Bregenz: Fink 1984 (=Zeitwörter 7)
Mit einer Widmung an Reinhard Priessnitz auf beiliegender Visitenkarte vom 20.1. 1985:
„Lieber Reinhard, Das kommt heraus, wenn man sich mit einem Vorarlberger Verlag
einläßt - trotzdem, 1 Belegexemplar für Deine Bibliothek. Mit herzlichen Grüßen Kurt Bracharz /
PS: Wenn ich Rupprechters Adresse hätte, würde ich ihm auch eins schicken.”
Franz-Michael-Felder-Archiv