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Mai/Juni 2016 Sondersammlungen

Johann Ulrich Zasius (1520–1547)
Gelehrter aus Bregenz

 

Der Familienname Zäsi, ein alemannischer Übername für einen großen, hageren Menschen, war im Bodenseegebiet weit verbreitet. Das Geschlecht lässt sich in Lindau, Ravensburg und Konstanz bis ins 14. Jahrhundert nachweisen, in Bregenz scheint der Name erstmals 1446 auf. Eine Verwandtschaft der Familien konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, doch liegt eine solche angesichts der Parallelität von Namen und Berufen nahe. Sowohl der Bregenzer Schiffseigner Konrad Zäsy als auch der Konstanzer Schiffsmann Konrad Zäsy hatten je einen Sohn und einen Enkel, die als Juristen eine glanzvolle Karriere machten.

Aus dem Bregenzer Schiffsleutegeschlecht ging der Jurist Johann Zasius (1480-1527) hervor, der anfangs am kurfürstlichen Hof in Mainz, dann als oberste Kanzler des Bischofs von Konstanz und schließlich als Berater Erzherzog Ferdinands von Tirol tätig war. Als kaiserlicher Rat für Österreich und Burgund wirkte er auf zahlreichen Reichstagen mit. Johann Zasius besaß mehrere Häuser und bemühte sich 1523 um den Lehensbesitz der Burg und Herrschaft Tosters. Seine Söhne Jakob und Bernhard Zasius waren ab 1562 Besitzer des Schlösschens Riedenburg bei Bregenz.

Sein älterer, 1520 in Bregenz geborener Sohn Johann Ulrich Zasius, der Verfasser des Catalogus legum antiquarum, studierte zwischen 1538 und 1542 in Freiburg im Breisgau, in Wien und in Wittenberg. Im Schmalkaldischen Krieg, den Kaiser Karl V. gegen ein Bündnis protestantischer Landesfürsten und Städte führte, wurde der kaisertreue Johann Ulrich Zasius 1546 schwer verwundet. Im Jahr darauf verstarb er in Esslingen, wo bereits sein Vater 1527 seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, an den Folgen seiner Verletzungen.

Johann Ulrich Zasius hatte sein Studium noch nicht abgeschlossen, als er sein Manuskript über bedeutende römische Gesetze fertigstellte. Es dürfte sich dabei um die älteste bekannte Abhandlung eines Vorarlberger Juristen handeln. Für die Drucklegung blieb Zasius keine Zeit mehr. 1551 gab der Straßburger Pädagoge Johann Sturm das Werk erstmals im Druck heraus. Eine Reihe weiterer Auflagen zeugen von der Bedeutung der Arbeit des Johann Ulrich Zasius.


Johann Ulrich Zasius:

Catalogvs Legvm Antiqvarvm, Vna Cvm Adinvncta Svmmaria Interpretatione. Cum annotationibus Ludouici Charondae Iurisconsulti Parisiensis, multò quam antea locupletioribus.
Lvtetiae [Paris]: Guillaume Cavellat, 1555.
Pergamenteinband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitel
[23], 290 [i.e. 280] Bl. : Ill.


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