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Paula Ludwig (1900-1974). Analysen und Erkundungen

Eine Tagung anlässlich des 50. Todestages der Dichterin

Datum

21.03. -
22.03.2024

Ort

Vorarlberger Landesarchiv, Vortragssaal

Eintritt frei!

Veranstalter

Franz-Michael-Felder-Archiv

Vor 50 Jahren ist die gebürtige Vorarlberger Dichterin und Malerin Paula Ludwig (1900-1974) verstorben. Aus diesem Anlass veranstaltet das Franz-Michael-Felder-Archiv, das den größten Teil ihres Nachlasses aufbewahrt, an zwei Tagen in Bregenz eine international besetzte wissenschaftliche Tagung. Zudem erscheint anlässlich des 50. Todestags Paula Ludwigs bei Wallstein auch eine erweiterte Neuedition ihrer Träume, die erstmals alle Traumtexte der Autorin umfasst. Der Band wird im Rahmen der Tagung am 20. März im Theater Kosmos präsentiert.

Jedes Werk, jedes Leben benötigt Dialog, um aktuell und lebendig zu bleiben. Jahrestage sind eine gute Gelegenheit, diese Befragungen von Leben und Werk zu aktualisieren. Nach der Tagung anlässlich des 100. Geburtstages von Paula Ludwig im Jahr 2000 ist es an der Zeit, eine neue Generation von Paula Ludwig-Kennerinnen und - Kennern nach Bregenz einzuladen, damit sie ihre Analysen und Erkenntnisse zu Leben und Werk von Paula Ludwig teilen und zur Diskussion stellen.
Mit Beiträgen von: Andrea Capovilla (London), Michael Donhauser (Wien), Gerhard Fuchs (Graz), Stephanie Heimgartner (Bochum), Heide Helwig (Salzburg), Mariana Holms (São Paulo), Ursula A. Schneider (Innsbruck), Annette Steinsiek (Innsbruck), Chiara Conterno (Bologna), Jürgen Thaler und Ingrid Fürhapter (beide Bregenz).



Tagungsprogramm 

Programmdownload (pdf)

 

20. März  Theater Kosmos

 

19 Uhr 30  Buchpräsentation

Paula Ludwig: Träume. Traumaufzeichnungen und Texte aus dem Nachlass. Wallstein 2024

Mit den Herausgeberinnen Chiara Conterno und Ingrid Fürhapter. Es liest Grischka Voss.

Details hier

 

Eintritt frei!

 

Adresse

Theater Kosmos, Schoeller Areal, Mariahilfstraße 29, 6900 Bregenz

 

 

21. März  Vorarlberger Landesarchiv, Vortragssaal

 

9 Uhr 15  Marion Kaufer (Bregenz), Begrüßung

 

9 Uhr 30  Jürgen Thaler (Bregenz), Paula Ludwig und Vorarlberg. Zur Einführung

Der Vortrag versucht auszuloten, warum gerade in Bregenz eine Tagung zu Paula Ludwig stattfindet. Wann wurde Vorarlberg auf Leben und Werk von Paula Ludwig aufmerksam? Was waren die Beweggründe, Paula Ludwig in eine Reihe Vorarlberger Dichterinnen zu stellen und wie hat sich Paula Ludwig dazu verhalten, auf einmal eine Vorarlberger Dichterin zu sein? 

 

Jürgen Thaler (Bregenz), geboren 1968, Studium der Germanistik und Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien, Berlin und Jerusalem, er ist seit 2018 Leiter des Franz-Michael-Felder-Archivs der Vorarlberger Landesbibliothek.

 

 

10 Uhr 15  Andrea Capovilla (London), Märchen und Archetypen in Paula Ludwigs Kindheitsautobiografie „Buch des Lebens“

Die Überzeugung, dass die Kindheitsjahre für die weitere Entwicklung und den Charakter eines Menschen prägend und sein kreatives Kapital sind, wird weitgehend geteilt. Die Annahme geht auf die europäische Romantik zurück und erfuhr dann in der Psychoanalyse eine vertraute Begrifflichkeit. Kindheitsautobiografien waren ein spätromantisches, zunächst männliches, Phänomen, das dann im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts eine Hochkonjunktur hatte, wobei die psychosexuelle Analyse des Kindheits-Ichs und die Thematisierung des Vorgangs und der Erfahrung des Erinnerns selbst typisch werden. In diesem Kontext schließt Paula Ludwig einerseits an gängige Muster der Kindheitsautobiografik an, ist andererseits aber in der romantischen Überhöhung der archetypischen Figuren und Ereignisse und der Vermeidung der Psychologisierung durchaus originell, wie eine genau Lektüre ausgewählter Passagen zeigen soll.

 

Andrea Capovilla wurde 1963 in Bregenz geboren, studierte Germanistik und Philosophie in Wien, lebt seit 1995 in England. Lehraufträge in Oxford und Cambridge, seit 2017 Leiterin des Ingeborg Bachmann Centres for Austrian Literature and Culture (IBC) in London.

 

 

Pause

 

 

11 Uhr 30  Stephanie Heimgartner (Bochum), „Ein dunkler Vogel flieg ich um den Hügel“ – naturmagische Motive bei Paula Ludwig und Christine Lavant

Auffällige naturmagische Motive finden sich in den Werken der beiden österreichischen Dichterinnen Paula Ludwig und Christine Lavant. Die Entstehung dieser Bilder und Bildkomplexe lässt sich nur teilweise literaturgeschichtlich und aus dichterischen Vorbildern herleiten; ebenso spielen die Herkunfts- und Lebensorte und ihre Sprache, spirituelle und philosophische Vorstellungen, Zuschreibungen an das von weiblichen Autoren Schreib- und Publizierbare und nicht zuletzt lebensgeschichtliche Details eine Rolle. Für Lavant gibt es hier, auch durch Veröffentlichungen aus dem Nachlass, bereits zahlreiche Untersuchungen, die für Paula Ludwig noch weitgehend fehlen. Der Vortrag versucht Parallelen und Unterschiede in der Bildwelt aufzuzeigen und Beziehungen herzustellen.

 

Stephanie Heimgartner, geboren 1968, Studium der Germanistik, Italianistik und Politikwissenschaft in Heidelberg, Bologna und Halifax/Kanada, ab 1999 Tätigkeit als Verlagslektorin, seit 2009 an der Ruhr-Universität Bochum, zunächst als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Sektion Komparatistik, ab 2019 als Beauftragte für Praxis und Transfer der Fakultät für Philologie, Lehr-und Vortragstätigkeit schwerpunktmäßig zu Themen aus der Lyrikgeschichte und der Hochschuldidaktik.

 

 

Mittagspause

 

 

14 Uhr  Heide Helwig (Salzburg), Ein Maulkorb für Manyana. Zur Editionsgeschichte der „Malaiischen Liebeslieder“

Die Fakten sind heute allgemein bekannt: Iwan Golls deutschsprachiger Gedichtzyklus, in der Zeit von September 1932 bis Juli 1934 entstanden, war seiner Geliebten Paula Ludwig zugeeignet. In ihrem Besitz befanden sich die Originale. Dass diese erst 1967 eine „Editio princeps“ erfahren konnten und statt der Originale Übersetzungen aus dem Französischen kursierten, ist nicht nur den Kriegs- und Nachkriegswirren geschuldet, sondern der erbitterten Imagepflege, die Golls Witwe und Nachlassverwalterin Claire Goll betrieb. Das vom Franz-Michael-Felder-Archiv 2019 erworbene Brief-Konvolut (beginnend mit 21. 1. 1961 und endend mit 12. 9. 1969) bildet genau jenes Tauziehen rund um eine Veröffentlichung der Originalfassung ab. Das Konvolut, das hier erstmals eingehend analysiert wird, zeigt – analog zu Claire Golls Invektiven gegen Paul Celan – wie literarische Manipulation falsche Spuren legt. Es ist ein Editions-Drama, das von Haupt- und Nebenakteuren ausgetragen wird, und in dem nichts Geringeres verhandelt wird als das Bestreben, den Tatsachen oder – pathetischer gesprochen: der historischen Wahrheit gegenüber opportunen Mythen zum Durchbruch zu verhelfen. Gelungen ist das für die Ausgabe von 1967 nur zum Teil.

 

Heide Helwig, geboren 1960 in Salzburg, veröffentlichte Biografien zu Paula Ludwig („Ob niemand mich ruft“. Das Leben der Paula Ludwig, 2002) und zu Johann Peter Hebel (2010). Zuletzt erschienen ist der Essay Unsere Wünsche. Gift und Zauber (2019). Derzeit Mitarbeit an der kritischen Edition der Werke Elias Canettis. 

 

 

14 Uhr 45  Michael Donhauser (Wien), Zu drei / vier Gedichten von Paula Ludwig

Interpretiert und kommentiert werden die Gedichte „Spätherbst“, „Abendlandschaft“, „Der dunkle Gott“ und „Am Abend fing die rosa Hyazinthe“.

 

Michael Donauser, 1956 in Vaduz als österreichischer Staatsbürger geboren, ging Mitte der 1970er-Jahre für sein Studium nach Wien. 1986 erschien sein erstes literarisches Werk, Der Holunder, eine Sammlung von Prosagedichten. In seiner Lyrik und seiner lyrischen Prosa beschäftigt er sich mit Fragen der Form. Es geht ihm in seiner schriftstellerischen Arbeit weniger um Beobachtung als um Aufnahme des Wahrgenommenen. Die Frage nach der Zeitlichkeit, nach dem Vergehen und der Gleichzeitigkeit, steht im Zentrum seines Schaffens. Donhauser wurde dafür mit mehreren Lyrikpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Wien.

 

 

Pause

 

 

16 Uhr  Mariana Holms (São Paulo), „Hindernisüberwinder” im Exil: Zwei Manuskripte Paula Ludwigs aus ihrem un/heimlichen Brasilien (via zoom)

Der Vortrag präsentiert zwei unveröffentlichte Texte von Paula Ludwig aus ihrem brasilianischen Exil: ein dramatisches Fragment mit dem Titel „1. Akt“ und eine Erzählung zwischen autobiografischem Schreiben und Dichtung, die „Der Hindernisüberwinder“ heißt. Beide schildern verschiedene Momente ausländischer Figuren in der Fremde: es handelt sich um Szenen der Ankunft und des Alltags, in denen die Menschen durch eine kulturelle Debatte oder durch das Tanzen Widerstand leisten. Ziel ist es, die Manuskripte im Lichte des freudschen Begriffs des Unheimlichen als bedeutendes Phänomen im Werk Ludwigs zu analysieren.

 

Mariana Holms hat an der Universität São Paulo in Germanistik promoviert und ihre Dissertation und Masterarbeit über die österreichischen Autoren Paula Ludwig und Stefan Zweig verfasst. Während ihrer bisherigen Forschungsaktivitäten war sie Stipendiatin des Stefan-Zweig-Zentrum Salzburg (2018), des Österreichischen Austauschdienst (Ernst-Mach weltweit, 2021) an der Universität Wien und des Deutschen Literaturarchiv – Marbach (Hilde-Domin für lateinamerikanisch-deutsche Literaturbeziehungen, 2021). Sie beteiligt sich an der Forschungsgruppe Sprach- und Literaturbeziehungen Brasilien-Deutschsprachiger Ländern (RELLIBRA) und beschäftigt sich mit Exilliteratur, Frauenliteratur und Psychoanalyse. Holms ist auch als Übersetzerin und Deutschlehrerin tätig.

 

 

 

22. März   Vorarlberger Landesarchiv Vortragssaal

 

9 Uhr  Gerhard Fuchs (Graz), Fakt und Fiktion in und um Paula Ludwigs „Traumlandschaft“

Der publizistische und biographische Kontext von Paula Ludwigs Veröffentlichung der „Traumlandschaft“ 1934/35 im Berliner Waldemar Hoffmann-Verlag, die vom jungen Verlagsmitarbeiter und Lektor Alexander Mitscherlich betreut wurde, wirft ein Schlaglicht auf die (Selbst-)Verortung der Autorin, die zwischen finanziellen Problemen, der Beziehung zu Yvan Goll, ihrer Schriftstellerinnen-Identität sowie politischen Distanzierungs- wie Anpassungsversuchen oszilliert.

 

Gerhard Fuchs, geboren 1955 in Graz, Assistenzprofessor i.R. und Lehrbeauftragter für Germanistik am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz (1990–2021), Mitherausgeber der Institutsreihe Dossier zu österreichischen AutorInnen (1991–2011, 36 Bände), Aufsätze zur steirischen und österreichischen Literaturgeschichte, zuletzt zu H. C. Artmann, Albert Drach, Franz Karl Ginzkey, Peter Henisch und Max Riccabona. 

 

 

9 Uhr 45 Annette Steinsiek / Ursula Schneider (Innsbruck), „Literarische Wiedereinbürgerung“? Paula Ludwig in Österreichs Literaturbetrieb

Christine Busta schlug Paula Ludwig für den Trakl-Preis 1962 vor und schrieb als Begründung im Januar an das Unterrichtsministerium: „Österreich sollte sich die Gelegenheit und Möglichkeit, Paula Ludwig literarisch wieder einzubürgern, nicht entgehen lassen.“ Was ist eine „literarische Wiedereinbürgerung“? 
Wir begeben uns auf Spuren der Autorin Paula Ludwig, die im Forschungsinstitut Brenner-Archiv beginnen oder enden.

 

Ursula Schneider und Annette Steinsiek haben FWF-Forschungsprojekte zu Christine Lavant und Christine Busta geleitet. Ihre methodischen Schwerpunkte liegen auf der Briefforschung und der Biographieforschung, auf der Institution Literaturarchiv in Theorie und Praxis sowie der Quellenforschung und Editionsphilologie. Nicht zuletzt arbeiten sie zu Frauen im Literaturarchiv und -betrieb, so edierten sie von Paula Schlier: Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit mit Kommentar und Nachwort, 2023 wurden vom Bayerischen Rundfunk auf dieser Grundlage ein Dokudrama und eine Podcastreihe produziert.

 

 

Pause

 

 

11 Uhr  Chiara Conterno (Bologna), Die geschichtliche Katastrophe und ihre Wirkung auf Paula Ludwigs Traumwelt

Dieser Vortrag setzt sich mit den Traumtexten von Paula Ludwig sowie mit deren Traumkonzeption auseinander. Unumgänglich für die Festlegung ihrer Traumauffassung ist der Aufenthalt in München, wo sie zahlreiche Intellektuelle und Kulturliebhaber:innen kennenlernt, u.a. Grete Weisberger und Karl Wolfskehl. Es ist wahrscheinlich in diesem Kontext, dass sie mit Ludwig Klagesʼ Traumtheorien in Berührung kommt, die einleuchtende Spuren in den Paratexten ihrer Traumsammlungen hinterlassen haben. Doch die Entwicklung des Nationalsozialismus und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bringen die europäische bzw. Weltgeschichte durcheinander, was sich in Paula Ludwigs Leben und Werk niederschlägt. Dementsprechend zielt der Vortrag darauf ab, den Einbruch der Geschichte in Paula Ludwigs Traumwelt zu beleuchten, wobei auf eine philologische und hermeneutische Methode zurückgegriffen wird, die auch biographische, historische und kulturwissenschaftliche Aspekte berücksichtigt. Unumgänglich ist zudem der Rückgriff auf die im Nachlass aufbewahrten Traumaufzeichnungen. 

 

Chiara Conterno, geboren 1981, ist Professorin für Deutsche Literatur an der Universität Bologna. Ihre Forschungsschwerpunkte sind moderne Lyrik, deutsch-jüdische Literatur, Briefkultur, deutsch-italienischer Kulturtransfer im 18. Jahrhundert und transkulturelle Literatur.

 

 

11 Uhr 45  Ingrid Fürhapter (Bregenz), „Mein Buch soll für sich allein stehen.“ Paula Ludwigs Träume (1962) – ein Dokument der Verweigerung von „psychologischer und biographischer Ausbeutung“?

In einer Besprechung von Paula Ludwigs 1962 erschienenem Band Träume in der Schweizer Zeitung „Die Tat“ wird die Sammlung der Traumaufzeichnungen als „Dokument, das seine Schöpferin sowohl vor psychologischer als [auch] vor biographischer Ausbeutung bewahrt wissen möchte“, beschrieben. Anhand der biografischen „Notizen“, die im Anhang des Buchs abgedruckt sind, und der vorausgegangenen Korrespondenz der Autorin mit Kristof Wachinger, Lektor des Verlags Langewiesche-Brandt, wird im Vortrag Paula Ludwigs Umgang mit biografischen Details aufgezeigt und in Bezug gesetzt zu Beispielen / Fundstücken instrumentalisierender Fremdzuschreibungen, die sich von Paula Ludwigs literarischem Debüt („Unsere jüngste Dichterin“) bis in die 1970er Jahre („arme Dichterin“) ziehen und die sie entweder bereitwillig in ihre Selbststilisierung aufnahm oder von sich wies. 

 

Ingrid Fürhapter, geboren 1970, ist seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Franz-Michael-Felder-Archiv mit den Schwerpunkten Brief-, Biografie- und Zeitschriftenforschung sowie Editionsphilologie.

 

12 Uhr 30  Abschluss

 

13 Uhr  Ende der Tagung

 

Der Eintritt ist frei! Um Anmeldung wird gebeten! 

Entweder per E-Mail an felderarchiv@vorarlberg.at oder unter 05574 / 511 44 055.

 

Adresse

Vorarlberger Landesarchiv, Kirchstraße 28, 6900 Bregenz

 

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