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LYRIK MAL DREI: Erich Fried (1921-1988) Veranstalter: Franz-Michael-Felder-Archiv

Erich Fried – Dichter mit Widerspruch: Ein Porträt

Datum

23.02.2016 Dienstag
23. Februar 2016,
20:00 Uhr

Ort

Foyer des Theaters am Kornmarkt, Bregenz

Eintritt frei!

Veranstalter

Franz-Michael-Felder-Archiv

Der 1921 in Wien geborene Erich Fried flüchtete nach dem „Anschluss” Österreichs (Verhaftung der jüdischen Eltern, Ermordung des Vaters) als 17jähriger nach London, wo er als Schriftsteller mit antifaschistischen Gedichten debütierte. Existentielle Absicherung erlangte er erst, als er sich ab Anfang der 1950er Jahre beim „German Service” der BBC engagierte: vor allem als politischer Kommentator für das „Ostzonen”-Programm (bis 1968). Bei der BBC trat Fried, der später mehr als zwei Dutzend Shakespeare-Stücke ins Deutsche übertrug, auch als Übersetzer hervor.
Mit der Rückkehr in den deutschsprachigen Raum (u.a. ab 1963 als Mitglied der Gruppe 47) radikalisierte Fried das moderne Zeitgedicht. So zementierte sich spätestens mit „und Vietnam und” (1966) sein Ruf als politischer Dichter. Nicht zuletzt trugen seine „Liebesgedichte” (1979) dazu bei, dass er zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Lyriker seiner Zeit avancierte, dessen Gedichtzeilen „Es ist was es ist / sagt die Liebe” noch heute große Popularität genießen.
Aufgrund seiner gesellschaftskritischen Stellungnahmen (freilich auch als Prosaautor und Journalist) erntete Fried zum Teil massive Kritik, der er sich als unorthodoxer Sozialist bis zu seinem Tod 1988 mutig stellte, dabei auch immer gerne den schweizerischen Autor Conrad Ferdinand Meyer zitierend: „Ich bin kein ausgeklügelt Buch. Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.”
In Wort und Bild und mit rezitierender Unterstützung des Schauspielers Mario Plaz porträtiert Volker Kaukoreit, der Erich Fried noch persönlich kennengelernt hat, den streitbaren Literaten und Büchner-Preisträger von 1987.

Volker Kaukoreit (geb. 1955 in Dormagen/Niederrhein) ist stellvertretender Leiter des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Als Student lernte er Erich Fried Ende der 1970er Jahre persönlich kennen, beschäftigte sich wissenschaftlich mit ihm und legte in Folge eine Reihe Fried-bezogener Publikationen vor, u.a. die „Gesammelten Werke” (zs. mit Klaus Wagenbach, 1993), einen Fried-Bildband (zs. mit Catherine Fried, 1996), eine Briefauswahl (2009) und eine Hör-CD („Wo ich bin”, 2008).

Bilder und Nachlese

Erich Fried, der zu Lebezeiten die größten Säle gefüllt hat, hat offenbar noch viel von seiner Anziehungskraft bewahrt. Im trotz grauenhaften Wetters gutgefüllten Theaterfoyer präsentierten Volker Kaukoreit und Mario Plaz ein Programm, das die angekündigte „Spielfilmlänge” noch um einiges überschritt, aber keine Sekunde langweilig war. Volker Kaukoreit schöpfte aus dem Vollen: Wie er Gedichte und Prosa von Fried in den Kontext seiner Biographie und der Zeitgeschichte einbettete und auch noch auf die Feinheiten des Nachlasses aufmerksam machte, das hatte große Klasse. Mario Plaz las eindringlich, aber nie aufdringlich. Fried wurde wieder lebendig und klang bestürzend aktuell. Ein großer Abend.

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