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Jänner 2008 Franz-Michael-Felder-Archiv

Brief von Angelica Kauffmann an Anton Kauffmann Venedig, 8.3.1782

2 Bl., Tinte, m. e. U, sehr gut erhalten, mit vollständigem schwarzen
Siegel, geschrieben auf beigefarbenem Papier

 

 

Eindrücklicher Brief an ihren Onkel („Vetter”) Anton Kauffmann, Kunstmaler in Thionville (nördlich von Metz in in Lothringen). In diesem (soweit bekannt) einzig erhaltenen Brief an ihren Vetter schildert sie sehr bewegt die Trauer und den Schmerz über den Tod ihres Vaters und den ihrer Tante („Bas”) aus dem Veltlin, der Schwester ihres Vaters. Sie berichtet in diesem Brief auch über den Besuch des Großherzogs von Russland, des späteren Zaren Paul I., und seiner Gattin. Die beiden hatten am 25. Januar 1782 Angelika Kauffmann in ihrem Atelier besucht und spontan drei Historienbilder bestellt.Der Anlass und Hauptinhalt des Briefs ist der Tod ihres Vaters am 11. Januar in Venedig und seiner Schwester, Anna Florini, am 6. Februar. Trauer und tränenreicher Schmerz, aber auch Trost im christlichen Glauben sprechen aus ihren Worten. Die Beteuerung, sie hätte gern ihr Leben für das ihres Vaters gegeben, zeigt ihre kindliche Liebe. Ein Gebet um Gehorsam zum göttlichen Willen und Gelassenheit gibt ihr Kraft, und zeigt sie auch darin verbunden mit den Empfängern des Briefs. Dennoch erlaubt sie auch einen Blick in ihr Leben als Malerin. Nach der Hochzeit mit Antonio Zucchi reiste das Ehepaar nach Italien ab, nicht zu letzt aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes ihres Vaters. Ihr Abschied aus England, wo sie einen großen Kreis von Auftraggebern gewonnen hatte, bedeutete auch ein Risiko. Aber ihre Arbeit ist in Venedig sofort begehrt. Niemand geringerer als der russische Großherzog, der spätere Zar Paul I. (ab 1796), und seine Gemahlin haben sie besucht und von ihr Arbeiten gekauft.Paul (Pavel Petroviè, 1754 - 1801) und seine 2. Gemahlin (seit 1776), Maria Feodorovna, geb. Sophia Dorothea von Württemberg, machten 1781 bis 1782 unter Pseudonym ihre „Grand Tour” durch Westeuropa. Noch dazu haben sie nicht „nur” Portraits bestellt, die doch als Kunst weniger galten, sondern sie haben drei Historiengemälde erworben, die Angelica Kauffmann ohne Auftrag gemalt hatte und ausstellen wollte, also ihren eigenen Idealen und Ansprüchen folgend anfertigte. Die im Brief genannten Portraits in Rom kamen nicht zustande. Die Monate Juni bis August 1782 verbrachte das Malerpaar Kauffmann-Zucchi, wie im Brief erwähnt, tatsächlich in Neapel, aber sie „setzten” sich nicht dort. Angelika Kauffmann lehnte sogar das Angebot von Königin Maria Carolina von Neapel ab, ihre Hofmalerin zu werden. Sie errichteten ihre Residenz ab September dieses Jahres vielmehr in Rom, wo sie und ihr Mann bis zu ihrem Tod blieben. (Waltraud Maierhofer) 

 

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