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Transkription

Monsieur
Monsieur Anto: Kauffman
Peintre tres Renomee
a
Thionville
en Loraine

resondu le 10. avril
pour le Espagne le 8. avril


Viel geliebter Herr Vetter
Venedich d[en] 8. Mertz 1782

D[as] äuserliche ansehen dieses briefes
wirdt Ihnen den betrübten inhalt schon ankünden.
es gefiel dem Almächtigen meinen Hertzallerlibst[en]
Vatter zu sich zu Ruffen, ein leben d[as] fast ein
lauters leiden war in freüde und Seeligkeit
zu verenderen mit diesen gedanckhen mus
ich mich trösten! nichts desto minder hatte ich
die gesundheit, und d[as] leben eines so liben
Vatters mit dem meineigen erkauffen können
gerne! Ja gar zu gerne hette ichs gethan.
aber wir seind alle in der Handt Gottes - ich
hette Ehender geschrieben - aber trehnen der
tiefesten betrübnus die fast beständig fliesen
liesen es mir nicht zu - dan d[as] ist nicht alles mein
bester Vetter ich beweine nicht nur den Verlust
eines Vatters, meine Zeher fliesen auch for
meine liebe bas aus dem Veltlin diese hate
ich schon gegen 20 Jahre nicht gesehen (es war
unser Sin dieses fruhjahr in dem Veltlin sie
zu besuchen, allein da Sie vernahm d[as] wier
in Venedich ankommen kam sie von uns ganz
unerwartet hieher ledsten November. den
11 Janu: starb mein Seeliger Vatter den 6 Februa:
starb sein schwester, mein allerlibste bas, beide
starben wie alle fromme Cristen sterben, aber
bester Vetter stellen sie sich mein betrübnus vor
dan beschreiben kan ichs nicht, diese trauerfall-
schikhsall übertreffen alle schranckhen und folglich
meine Kräften. Gott gebe mir gedult und
//
Gnade mich in seinen Heilligen willen
und Göttlichem vor unser Seelenheil alzeit
nützliche Anordnungen mit Gelassenheit
zu ergeben, mein liebster der an meiner
Betrübnus den Größten antheil nimt
grüst sie samt den Ihrigen auf d[as] freündt-
schaftlichste XX, mein Vatter hatte noch d[as]
Vergnügen den brief zu lesen den
sie mir geschrieben es freüte Ihn, wie
es uns alle freüte zu hören d[as] sie alle
wohl seind und wir nehmen den grösten
antheil an dem wohlergehen der liben söhne
Hoffe sie werden an alle noch freüde
erleben. midst meinen betrübniss[en]
Hatte ich die Gnad Ihre Kaiserliche Hocheit[en]
den Russischen Prinzen samt seiner
Prinzessin bei mir zu sehen, mein
nahmen war Ihnen bekant folglich kamen
Sie zu mir um meine Arbeit zu sehen
welche sie über die Masen aprobiert[en]
ich hatte eben zwei gemälde fertig die
nach Engeland gewidmet waren diese
zwei, wie auch den tot des Leonardo da Vinci
so sie gesehen, wollten Ihre Duchleüchten hab[en]
folglich werden diese drei Stückhe könftige
wochen nach Russland abgehen, diese
zwei hohe Personen waren über die mas[en]
//
Gnädig gegen mir, der Prinz sagte die gemälde
freüen so viel mehr, weilen er sie von mir
selbsten und nicht durch Comission von mir
gehabt, die Prinzessin sagt si sollen in Ihr
Zim[m[er plasiert werden damit sie selbe
beständig vor augen habe, da sie mich
verliesen wolte die Prinzessin den
Handkuss mir nicht erlauben sonder[n]
begnadigte mich mit freündlicher umarmung
besagte hoche Person verlangten d[as] ich dero beid[en]
Portrait mahlen solte, aber meine
umstände waren zu betrübt, und
mein Geist zu nieder geschlagen
ein werckh von solcher wichtgkeit
vorzunehmen, habe Ihnen verspre[chen]
müssen in den heilig[en] wochen
mich in Rom zu finden alwo selbe
auch sein werden um aldorten besagte
Portrait zu mahlen, Hoffe meine gesundheit
wirt es zu lassen. meine libster und
ich werden in 14 Tagen von hier abreisen
in Rom ungefähr ein Monat uns aufhalte[n]
hernach in Neaple uns setzen, habe schon
zwei Briefe d[as] man mich alda an hochen orten
erwartend, aber was seind vor mich alle Ehren
mein Verlurst wirdt dardurch nicht erset[zt] – doch
Heer dein will geschehe. bitte alle Freünde zu grüs[en]
Hoffe man wirt mich nicht vergessen, es wirdt
mir eine freüde sein von Ihnen libwertesther herr
Vetter zu hören adressieren sie die Briefe hieher
man wirt mir selben schon nachschickhen Gott erhalte sie
alle gesund ich verbleibe unverenderlich dero affectionierte
Nepotin Angelika Kauff[mann] Zucchi

PS: Ich habe schon zwei mahl in d[as] Vatterland geschrieb[en]
ohne antwort zu erhalten. weis nicht wo es fehlt.
Hier folgt meine Adreß. A Madam Angelica
Kauffman Zucchi St. Giuliano
Campo dela guerra Venezia
 

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